Bühnen-Werkstatt: Wo Lok Emma ein Gesicht bekommt

Das Kinder- und Jugendtheater arbeitet unter Volldampf am neuen Stück: Michael Endes „Jim Knopf“.

Wuppertal. "Emma war eine sehr gute, wenn auch vielleicht etwas altmodische Tender-Lokomotive." Und ein bisschen dick. Mehr schreibt Michael Ende nicht zu seiner berühmten Lok aus Jim Knopf. Für Laurentiu Tuturuga jedoch ist sie viel mehr: "Sie ist ein vollwertiges Mitglied des Königreiches." Und dieses erfindet der Bühnenbildner des Kinder- und Jugendtheaters für die Weihnachtsinszenierung "Jim Knopf" völlig neu.

Die Anforderung: Emma muss auf jede der verschiedenen Bühnen passen, darf nicht zu teuer sein, aber soll natürlich Kinder- und Erwachsenenaugen zum Leuchten bringen. Das hölzerne Grundgerüst steht schon in der Werkstatt des Kinder- und Jugendtheaters. Damit Emma auch auf kleinen Bühnen wenden kann, hat sie unten nach allen Seiten drehbare Räder. Die großen Moosgummi-Reifen an der Seite dienen nur der Optik und werden genau so austariert, dass sie mitlaufen, ohne zu bremsen. Die Türen haben ordentliche Klinken und das Führerhäuschen zwei Griffe: Dort schiebt Lukas seine Lokomotive über die "Insel mit zwei Bergen".

"Wichtig ist mir, dass Emma auch Reaktionen zeigen kann", erklärt Tuturuga. Vorne wird in das Holzgerüst eine Spitze aus Schaumgummi eingearbeitet und mit einem Zugseil zum Lokführer versehen. "Dann kann sie die Nase rümpfen." Die Augen hat Elektriker Benjamin Krüger im Internet ersteigert: Originalteile einer alten Ente. Derzeit bastelt er an blechernen Augenlidern, die ein kleiner Motor auf- und zuklappen kann. "Im Theater werden viele Dinge zweckentfremdet", erklärt Tuturuga. Das trifft auch auf die Hupe zu: Sie wird von einer Gasflasche betrieben, die aus einem Wasser-Sprudelgerät stammt.

Jetzt fehlt nur noch die große Glocke, die oben am Führerhäuschen hängen soll. Wenn sie schon nicht reden kann, soll Emma wenigsten pfeifen und bimmeln. Außerdem dampft sie echt und kann mit dem Schornstein wackeln. Sechs bis acht Wochen arbeiten vier Leute im Wechsel vor allem abends und am Wochenende an der Lokomotive und am Hintergrund. Bühnenschreinerin Susanne Zeibig ist für alle Holzarbeiten zuständig und holt sich bei Bedarf Hilfe aus dem Malersaal der Wuppertaler Bühnen. Ihr zur Seite steht Bianka Buße. Benjamin Krüger bastelt alles Elektronische zusammen und Tuturuga selbst werkelt auch immer wieder mit.

Nebenan arbeitet Angela Dausend an den Kostümen. "Seit es Internet gibt, ist vieles einfacher zu besorgen", erklärt die Verwaltungsleiterin Gabriele Röder. Strümpfe etwa, die den großen Zeh abgeteilt haben, damit der Kaiser von Mandala im Stück Flipflops tragen kann. Rund 5000 Euro betragen die Materialkosten für diese Produktion, und dazu viel Erfindungsreichtum und Tüftelei. So vieles muss bedacht werden. Emma etwa muss durch jede Tür und ins Auto passen. Darum sind alle Seitenwände einfach mit Scharnieren zusammengesteckt und der Kessel abnehmbar. Vor Ort soll dann alles schnell wieder aufgebaut werden - und auch bei der 20. Vorstellung noch perfekt aussehen.

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