Bergische Metal-Szene: Was treibt die wilden Kerle?

Die Ausstellung „Wo die wilden Kerle wohnen“ in der Uni-Bibliothek untersucht die bergische Metal-Szene und ihre Hintergründe.

Wuppertal. Ist Heavy Metal eine Religion? Bif Byford, Sänger der englischen Metal-Band Saxon, sagt ja, und der britische Ableger des Magazins „Metal Hammer“ führt dafür seit Wochen eine feurige Kampagne. Die Bergische Universität Wuppertal ist da quasi einen Schritt weiter: Dort können Studenten einer Forschungsgruppe der Linguistik unter Leitung der Professorin Erika Werlen bereits im vierten Semester Heavy Metal „praktisch“ studieren. Noch nie waren Wissenschaftler und Studierende so nah am Fan wie jetzt: Dafür sorgt die Ausstellung „Wo die wilden Kerle wohnen — Heavy Metal im Bergischen Land“.

Die Schau des Hauptseminars Informelles kommunikationskulturelles Lehren und Lernen im Heavy Metal, die noch bis zum 12. Februar in der Universitätsbibliothek auf dem Campus Grifflenberg zu sehen ist, macht ganz deutlich: Metal ist im Bergischen nicht nur in den Texten der Striekspoen („da wo der Amboss klingt“) zu finden. Backstage-Pässe, T-Shirts, Flyer oder CDs geben einen Überblick über hiesige Metal-Ikonen wie Contradiction, Accept, Mortal Remains oder Regicide.

Dazu kommen Literatur sowie Zeitungsausschnitte und Artikel aus diversen Metal-Magazinen, die sich mit der Musikrichtung und Phänomen Metal beschäftigen. An Wandtafeln werden die Ergebnisse der Forschungsarbeit der Studierenden dokumentiert. Diese beschäftigen sich nicht nur mit bergischem Heavy Metal, sondern dabei geht es in erster Linie um das Kernthema des Uni-Seminars, Informelles kommunikationskulturelles Lehren und Lernen — sprich: Heavy Metal, als soziale Lebens- und Kulturform, die die Menschen prägt. Wem das zu abstrakt ist, der denke daran, dass diese Musikrichtung seit Jahren Generationen von langhaarigen und bärtigen Jüngern in Lederklamotten hervorbringt.

Dabei dient die Ausstellung als begleitendes Element einer umfassenden Reihe von Beiträgen und Workshops, die bereits seit Montag an der Bergischen Universität stattfinden. So werden unter anderem lokale Metalbands wie Mortal Remains, Abysmal oder Mad Brain porträtiert. Aber auch unter den Dozenten finden sich Studierende, die in lokalen Metalbands aktiv sind.

So referiert Veronika Zaby von der Gruppe Audiorage zum Thema „Glokalität der Metal-Kultur“, Florian Piwek von der Remscheider Combo Strongholde doziert über „Lernen im Metal: Semiotische Kompetenzen“, und das gemeinsam mit Stefan Knapp von der Aachener Black Metal-Truppe Graupel. Nicht fehlen dürfen dabei natürlich die Wuppertaler Thrash-Metal-Heroen Contradiction — sie werden am Donnerstag ab 16 Uhr einen Metal-Workshop leiten. Vielleicht haben sie ja auch eine definitive Antwort darauf, ob Metal eine Religion ist.

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