Wuppertaler Engel Bärbel Friese: „Ich wollte nicht zu Hause sitzen und Staub wischen“

Bärbel Friese ist Presbyterin der Kirchengemeinde Katernberg II. Die 45-Jährige arbeitet bis zu 30 Stunden pro Woche im Ehrenamt.

Wuppertaler Engel: Bärbel Friese: „Ich wollte nicht zu Hause sitzen und Staub wischen“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Acht Jahre hat Bärbel Friese in Kalifornien verbracht. Dort spielt das Engagement in Kirche und Gesellschaft eine große Rolle. Als sie mit ihrem Mann nach Deutschland zurückkehrte und ihren Sohn bekam, entschied sie sich gegen die Berufstätigkeit und für das Ehrenamt. „Ich wollte nicht nur zu Hause sitzen und Staub wischen.“ Der Vorteil: „Das kann ich frei einteilen und viel von zu Hause aus machen.“ Denn sie möchte sich auch intensiv um den achtjährigen Sohn und ihre fünfjährigen Zwillinge kümmern.

Wuppertaler Engel: Bärbel Friese: „Ich wollte nicht zu Hause sitzen und Staub wischen“
Foto: Andreas Fischer

Für Pfarrer Joachim Hall ist die ehrenamtliche Hilfe viel wert: „Es gibt kein Gemeindebüro im Bezirk mehr - aber wir müssen im Advent 600 Seniorenbriefe verschicken und jeden Monat Geburtstagsbriefe.“ Bärbel Friese hilft beim Ausdrucken und Eintüten und liest bei Bedarf auch mal ein Buch Korrektur. Bis zu 30 Stunden pro Woche arbeitet die studierte Politologin so für die evangelische Kirchengemeinde Katernberg II.

Als Presbyterin leitet sie die Kirchengemeinde mit und kümmert sich um alle Belange des Kirchenlebens. Auch in den Vorbereitungs-Teams von Kindergottesdienst und „Gottesdienst anders“ engagiert sie sich. „Im Kindergottesdienst sind sonntags oft mehr Leute als im normalen Gottesdienst“, erzählt Pfarrer Hall. Diese Arbeit erfüllt Bärbel Friese und macht ihr viel Spaß - anders als oft in ihrer Aufgabe als Delegierte im Verband der Diakonie-Kindergärten. „Das macht manchmal auch wenig Spaß.“

Häufig muss die 45-Jährige vermitteln zwischen Kindertagesstätten und Diakonie und erklären, dass weder Erzieher noch Kirche etwas für den Mangel an finanzieller Ausstattung können. „Engel zeichnen sich auch durch Geduld aus - als Kirchengemeinde sind wir auf Mitglieder angewiesen, die auch da sind, wenn es mal nicht fluppt“, betont Pfarrer Hall. Die Gemeindebriefe trägt das umtriebige Gemeindeglied auch noch aus.

Für die Kita Kruppstraße ist Bärbel Friese Mitglied im „Rat der Tageseinrichtung“. „Das geht von Lobbyarbeit bis zum Würstchen-Wenden bei Festen“, erzählt sie. Ihr ist es wichtig, diese evangelischen Kindergärten zu erhalten. „Viele Eltern wollen eine kleine Kita und vielen ist es wichtig, dass es eine konfessionelle ist.“ In der Grundschule Kruppstraße trainiert die Mutter jeden Dienstag mit den Drittklässlern lesen.

Auch in der Nachbarschaft engagiert sich die Christin. „Mit dem Hund und den Kindern komme ich viel rum. Wenn ich dann höre, dass bei jemand die Frau zur OP ins Krankenhaus geht, dann gucke ich halt mal vorbei oder werfe eine Karte ein.“ Der kleine Schwatz mit Nachbarn, die gerade im Vorgarten arbeiten oder aus der Haustür kommen, ist ihr sehr wichtig. Sie vermittelt Kontakte und gibt Rat. „Es ist schön, wenn man auf dem kleinen Dienstweg jemand glücklich machen kann.“

Daneben kümmert sie sich um die drei Kinder, Hund und Haushalt. Eine Stunde am Tag reserviert sie für sich, um Zeitung zu lesen oder zu beten. „Ich habe sie noch nie schlecht gelaunt gesehen“, sagt Pfarrer Hall.

„Unsere Gemeinde ist toll und es macht menschlich viel Spaß“, betont Bärbel Friese. Sie selbst sei ja nur ein kleines Rädchen unter den vielen Ehrenamtlern. Den Beruf vermisst sie bei all ihren vielseitigen Aufgaben nicht.

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