Autorenlesung: „Die Literatur in Wuppertal fristet ein bescheidenes Dasein“

Autoren lesen bei der ersten Literaturwerkstatt. Weitere sollen folgen, damit ein lebendiger Austausch mit den Bürgern entsteht.

Wuppertal. Wie abrupt sich die Stimmung ändern kann: Gerade noch liest Stefan Mettler aus seinem Prosatext „Verdi-Mensch“ über einen verschrobenen Jungen, der nur Verdi hört und von allen gemieden wird — er bietet ständig „selbst gemachtes Sülzfleisch, dessen Gelatine aber nicht fest geworden war“ an. Mit einem Satz wechselt die heitere und spöttische Atmosphäre jedoch in ernste und ergreifende Dramatik: „Unser Sohn hat Leukämie.“

Auf eine Reise durch die eigene Gefühlswelt nahm der Wuppertaler Autor seine Zuhörer bei der ersten Literaturwerkstatt im Literaturhaus mit. „Wir wollen ein Angebot schaffen, das die Menschen darüber informiert, was in Wuppertal literarisch geboten wird“, sagt Moderator Michael Zeller. „Die Literatur in Wuppertal fristet noch ein bescheidenes Dasein“, findet er. Das soll sich nun ändern. Regelmäßig treffen sich an die 50 Autoren — die sich im Verband deutscher Schriftsteller, Gruppe Bergisches Land beteiligen — im Literaturhaus, um sich bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

Sie lesen ihre Texte vor und besprechen sie. „Da haben wir gedacht, das machen wir auch mal in der Öffentlichkeit“, sagt Zeller. In einen Austausch wollen die Bergischen Autoren mit interessierten Bürgern treten.

Und dem Aufruf folgten sogleich zahlreiche Gäste, die gespannt auch Ruth Velser lauschten, die mit Prosa und Gedichten versuchte, ihre eigene Kindheit aufzuarbeiten. Mit monotoner, emotionsloser Sprache erzeugte sie eine drückende Stimmung, als sie Zeilen vortrug wie „Kinder dürfen alles hören, aber man hört sie nicht.“

Arnim Juhre stellte Unveröffentlichtes vor: „Das sind Gedichte aus einem in Arbeit befindlichen Zyklus.“ Sein Ziel sei es, ein planetarisches Bewusstsein zu schaffen: „Wir haben die Erde von Mond aus gesehen. Aber leider nicht lange und bange genug.“

Zwei weitere Literaturwerkstätten sind im Literaturhaus, Friedrich-Engels-Allee 83, geplant. Am 7. Oktober lesen Christina Häuschen-Ries, Marina Jenkner und Sibyl Quinke, am 2. Dezember Christiane Gibiec, Ingrid Stracke und Matthias Rürup. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen im Netz.

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