Altenpflege-Schüler sammeln Wünsche vor dem Tod

Mit dem Projekt „Bevor ich sterbe, will ich. . .“ wollen die Auszubildenden auf das sensible Thema aufmerksam machen.

Altenpflege-Schüler sammeln Wünsche vor dem Tod
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Als die Chinesin Candy Chang 2012 ihr Projekt startete, konnte sie nicht ahnen, welch weite Kreise es ziehen würde. Nach dem Verlust eines ihr nahestehenden Menschen, beklebte die Objektkünstlerin in New Orleans ein unbewohntes Haus mit Tafelfolie. Unter der Überschrift „Before I die I want to...“ (Bevor ich sterbe, will ich ...) konnte jeder Passant den Satz vervollständigen und niederschreiben, was er vor seinem Tod noch machen möchte. In kürzester Zeit war die große Fläche beschrieben und das Projekt. Auf über 2000 Wänden, in mehr als 70 Ländern und in mehr als 35 Sprachen wurden Menschen eingeladen, über den Tod nachzudenken und ihr Leben zu reflektieren.

Seit diesem Monat ist dies es auch in Wuppertal der Fall. Zwar bekleben die Schüler vom Kurs 84 der Altenpflege Diakonie Akademie an der Lucasstraße keine Wand, doch sie stellen eine Tafel mit ebendieser Fragestellung auf. Mit dabei ist Adisa Gracic. Seit April ist sie in der Ausbildung und erzählt, was in Wuppertal anders ist. „ Hier haben wir Schüler alles alleine organisiert. Von der behördlichen Genehmigung bis zur Ausführung am Ende des Monats.“ Am 29. September wollen die 24 Altenpflegeschüler in der Zeit von 11 Uhr bis 16 Uhr vor dem Rathaus in Barmen ihre Tafel hinstellen und Menschen bitten, den Satz „Bevor ich sterbe möchte ich...“ zu ergänzen. In jeder Sprache können die Passanten ihre Wünsche und Vorstellungen aufschreiben. In ihrer Ausbildung ist es Thema, doch oft wird im alltäglichen Leben nicht offen darüber gesprochen. „Wir wollen das Thema Tod aus der Tabuzone herausholen, denn das Leben ist endlich. Es kann eine Anregung sein, darüber nachzudenken was das Leben ausmacht,“ erzählt Dozentin Ulrike Balzer.

Ulrike Balzer, Dozentin

Ehrenamtlich engagiert sie sich auch beim Hospizdienst Pusteblume, der ebenfalls am Projekt beteiligt ist. Die Tafel bekommen die Akteure aus Neuss, wo die Aktion bereits 2016 Jahr stattfand. Die Künstlerin Candy Chang erstellte aus den Niederschriften in New Orleans ein Buch. Hier werden nach dem Aktionstag Fotos von der Tafel gemacht und in einem Gästebuch festgehalten. „Unser Wunsch ist es, eine Tafel irgendwo in Wuppertal, ohne einen speziellen Aktionstag, auszustellen und zu schauen, was dort niedergeschrieben wird“, so Balzer.

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