Alfies Engel lässt Kinder ins Land der Fantasie eintauchen

Lesepaten lesen auf Deutsch und Polnisch im Glockenturm der Friedhofskirche vor.

Elberfeld Nord. Der Raum ist düster, Licht fällt durch die Kirchenfenster, es liegt Staub auf den Dielen. 18 Kinder sitzen auf Kissen und horchen einer Geschichte. Die Geschichte über den kleinen Jungen Alfie, der unbedingt ein Engel sein möchte. Es ist mucks mäuschen still. Alle hören aufmerksam zu , einige haben den Mund geöffnet und die Augen aufgerissen. Nur Ilka von Eickens und Bogdan Dmowskis Stimmen sind zu hören. Sie sind Vorlesepaten der Stadtbücherei und nehmen die Kinder im Alter von fünf bis acht Jahren mit auf eine Reise durch das Land der Fantasie.

Jeden Dienstag in den Sommerferien lesen Paten des Bücherschiffs Wuppertal an ungewöhnlichen Orten in der Stadt vor. Diesmal haben die kleinen Zuhörer den Glockenturm der Friedhofskirche an der Hochstraße erklommen: „131 Stufen haben wir vor uns“, sagt Pfarrerin Sabine Dermann vor dem Treppenaufstieg. Eine schmale Wendeltreppe führt hoch auf den Glockenturm — nichts für schwache Nerven. Durch das dunkle Gewölbe führt ein schmale Stiege direkt in den Glockenraum. Nacheinander krabbeln die Kinder hinauf. Anna-Lotta klammert sich fest an die Hand ihres Bruders Tobias (12). „Mein Bruder ist ja zum Glück dabei“, sagt die Sechsjährige erleichtert.

Pfarrerin Sabine Dermann hat schonmal in ihrem Glockenturm vorgelesen. „Damals habe ich den Glöckner von Notre Dame gelesenen. Das war so klasse, dass ichem Bücherschiff direkt zugesagt habe“, sagt die Pfarrerin.

Bogdan Dmowski liest die Geschichte auf Polnisch vor und Ilka von Eicken auf Deutsch. „Die Kinder hören die polnische Sprache und sehen die Bilder. Wenn Ilka von Eicken dann die selbe Seite auf Deutsch vorliest, lernen sie den Klang und die Melodie des Polnischen kennen“, sagt der leidenschaftliche Leser, der schon seit 28 Jahren in Deutschland lebt. „Im Rahmen des interkulturellen Vorlesejahrs lesen wir in diesem Sommer auch in zwei Sprachen vor. Letzte Woche gab es eine Geschichte auf Ungarisch“, sagt Ursula Gallip vom Bücherschiff.

Die Geschwister Joschi (5) und Anjali (6) sind heute mit ihrem Opa zum Zuhören gekommen. „Ich fand die zweite Geschichte mit dem Fuchs schöner. Ich liebe Tiger so wie in dem Buch“, sagt Anjali. Joschi guckt noch ganz verträumt. Als die Pfarrerin die Glocken ertönen lässt, wird er aus seinem Traum gerissen. „Die Glocke da ist aber laut“, sagt der Fünfjährige erschrocken und zeigt auf die äußerste. Tristan (7) stimmt ein: „Ja da musst ich mir sogar die Ohren zuhalten.“

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