100 Jahre schöne Aussicht

Das Restaurant Rigi Kulm feiert Jubiläum. Sogar das umgebende Viertel trägt den Namen des Traditionslokals.

Wuppertal. An der einen Wand hängen alte Ansichten, an der anderen das Namens-Vorbild: Das Café-Restaurant "Rigi Kulm" in Küllenhahn feiert dieser Tage sein 100-jähriges Bestehen. Und woher kommt nun der Name des Küllenhahner Ausflugs-Lokals? Benannt wurde es nach einer Bergspitze am Vierwaldstätter See - passend für den Aussichtspunkt, auf dem das Lokal 1910 eröffnete.

"Früher waren wir hier ganz alleine auf dem Berg", erzählt Karl-Heinz Gietenbruch, der das Restaurant in der dritten Generation leitet. Auf dem Bild sieht man, wie das große Ausflugslokal einsam auf dem Berg thronte, damals wie heute mit weitem Blick über Wuppertal. "In den 20er Jahren haben die Leute noch ihr Picknick mitgebracht und hier nur Limonade gekauft. In den 50er und 60er Jahren dann kamen sie zum Kaffeetrinken. Zu essen gab es damals nur einfache Sachen wie Würstchen oder Eier", erzählt Gietenbruch.

Er absolvierte deshalb eine Konditorlehre und backt noch heute alle Kuchen und Torten selbst - bis zu 20 Stück für einen sonnigen Sonntag. Im Krieg wurde das Lokal ausgebombt, lange Zeit bediente die Mutter die Gäste in einem Provisorium, erinnert sich Gietenbruch. Erst Mitte der 60er Jahre baute er das Haus an der gleichen Stelle wieder auf. Teile der hinteren Gesellschaftszimmer stammen noch vom ursprünglichen Gebäude.

Das Restaurant ist Gietenbruchs Leben - auch seine Frau Ulrike lernte er dort kennen. Sie kam als Gast, verliebte sich und steht heute wie ihr Mann von früh bis spät im Rigi Kulm. Mit steigendem Wohlstand wandelte sich auch das Angebot des Ausflugsrestaurants. Immer raffinierter wurden die Speisen, neben gutbürgerlicher Küche schmücken jetzt Saisongerichte die Karte. Sohn Jens absolvierte eine Kochlehre bei Mövenpick in Barmen und ist nun der Herr in der Küche.

Unterstützt wird die Familie von zehn Angestellten, die dem Traditionsrestaurant seit vielen Jahren treu sind. Neben den Ausflüglern - sie starten von hier gern zu Spaziergängen durchs Burgholz - kommen viele Stammgäste ins Rigi Kulm, ob Senioren zum Kaffeekränzchen, Vereine oder Gesellschaften. Inzwischen ist sogar das ganze Viertel auf Küllenhahn nach dem Lokal benannt. Kein Wunder, dass Ulrike und Karl-Heinz Gietenbruch, die das übliche Rentenalter schon erreicht haben, noch nicht wirklich ans Aufhören denken. "An schönen Tagen müssen wir hier doch alle mit anpacken." Denn die Aussicht, sie lockt immer noch. Auch ohne Picknick.

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