Wuppertaler SV WSV entlässt Trainer: Britscho überrascht von der Reaktion des Vereins

Wuppertal. Paukenschlag beim Wuppertaler SV. Drei Tage nach dem 1:2 bei Borussia Mönchengladbach hat sich Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV von Trainer Christian Britscho getrennt.

 Gehen ab sofort getrennte Wege: WSV-Sportdirektor Manuel Bölstler (l.) und Christian Britscho.

Gehen ab sofort getrennte Wege: WSV-Sportdirektor Manuel Bölstler (l.) und Christian Britscho.

Es war die bereits dritte Niederlage im sechsten Spiel der Saison gewesen. Die bisherige Ausbeute von sieben Punkten war angesichts der hohen Ziele mager.

„Der Verein reagiert zu diesem frühen Zeitpunkt, um rechtzeitig in der Saison die Weichen neu zu stellen“, hieß es in einer Mitteilung des WSV. Im Zuge der allgemeinen Professionalisierung werde ab sofort ein Cheftrainer gesucht, der Vollzeit zur Verfügung stehen könne.

Britscho, der im Januar nach der überraschenden Trennung von Stefan Vollmerhausen vom U 19 zum Regionalliga-Trainer befördert worden war, arbeitet im Hauptberuf bei der Polizei. Mit einer vor allem zum Ende hin starken Rückrunde und Platz drei hatte er sich für die Vertragsverlängerung angeboten. Vor allem seine menschliche Art kam bei der Mannschaft gut an, ebenso wie seine Philosophie vom Fußball, bei der wieder mehr Wert auf das Spielen gelegt wurde.

In der Rückrunde stellte sich die Mannschaft aufgrund von Personalengpässen allerdings auch fast von selbst auf. Der neue Kader ist auf beinahe allen Positionen doppelt besetzt. Eine Stammformation konnte Britscho bisher nicht finden, überraschte immer wieder mit personellen Wechseln. Gaetano Manno, vor der Saison wieder zum Kapitän gemacht, saß beispielsweise zuletzt meist auf der Bank.

In Gladbach ließ Brischo auf der linken Verteidigerseite den jungen Yusa Alabas für Angelo Langer auflaufen. Der spielte sehr ordentlich, doch Britschos Rückhalt im Kader und vor allem bei den erfahrenen Spielern, sank. „Natürlich hört man in die Mannschaft hinein, doch letztendlich, darf das nicht der ausschlaggebende Punkt sein“, sagte Sportdirektor Manuel Bölstler und ergänzte: „Ich bedauere diesen Schritt insbesondere menschlich sehr. Christian hat uns Anfang des Jahres in einer sehr schwierigen Situation geholfen. Die Zusammenarbeit mit ihm war gut, aber wir haben den Eindruck, dass wir jetzt noch einmal neue Akzente setzen müssen.“

Ob im Pokalspiel gegen Rees bereits ein neuer Trainer auf der Bank sitzt, konnte er am Dienstagnachmittag noch nicht sagen. Bölstler: „Ich arbeite mit Hochdruck daran.“ Vorgänger Stefan Vollmerhausen als Nachfolger könne man ausschließen, ergänzte er auf Nachfrage. Bölstler geht davon aus, dass sich beide Seiten auf eine Vertragsauflösung einigen.

Britscho zeigte sich vom Ausmaß der Reaktion des Vereins überrascht. „Dass wir nicht die Punkte eingefahren haben, die wir wollten, zeigt die Tabelle klar, aber ich bin überzeugt davon, dass ich es hingekriegt hätte, die Mannschaft wieder ins obere Drittel zu hieven. Wir wissen aber alle, welchen Regeln wir uns als Trainer unterwerfen.“

Wie jeder Mensch sei er nicht fehlerfrei, habe vielleicht im einen oder anderen Bereich zu wenig kommuniziert. „Es war eine tolle Zeit in Wuppertal“, schloss der Bochumer, der vor zwei Jahren als A-Jugendtrainer zum WSV gekommen war. Kapitän Gaetano Manno sagte: „Persönlich tut es mir sehr Leid für Christian Britscho, weil er menschlich top ist, aber der Fußball ist nun mal erfolgsabhängig.“

Vorstandssprecher Lothar Stücker hatte am Montagabend den Verwaltungsrat über die Entscheidung des Vorstand, sich von Britscho zu trennen informiert, während Manuel Bölstler noch mit dem Mannschaftsrat zusammensaß. "Menschlich bedauern wir das sehr, inhaltlich können wir das nachvollziehen", sagte Verwaltungsratssprecher Thomas Lenz. Auch für Britscho sei es angesichts von 30 Stunden Polizeidienst in der Woche eine große Belastung gewesen, nebenbei noch professionell eine Fußballmannschaft führen zu sollen. Gegenstimmen hatten sich im Verwaltungsrat nicht erhoben, wobei bei operativen Entscheidungen ohnehin der Vorstand allein zuständig sei. "Jetzt ist die Mannschaft dran am Mittwoch und am Samstag eine Reaktion zu zeigen", schloss Lenz.

Weiterkommen lautet das alleinige Motto am Mittwoch für den WSV gegen den SV Rees in der zweiten Runde des Niederrheinpokals. Aus organisatorischen Gründen hat der Kreisligist bekanntlich das Heimrecht getauscht. Anstoß im Stadion am Zoo ist um 19.30 Uhr, zum Spiel wird nur die Haupttribüne geöffnet, der Eintritt kostet neun Euro für Vollzahler.

Ob der WSV gegen den Kreisligisten, der in der ersten Runde überraschen Landesligst DSC 99 ausgeschaltet hatte, Spieler zum Einsatz bringe, die zuletzt wenig gespielt haben, oder die Formation schon im Hinblick auf das Meisterschaftsspiel am Sontag gegen Aachen ausrichte, wollte Sportdirektor Manuel Bölstler Trainer auch von der Philosophie eines neuen Trainers abhängig machen, falls der bis Mittwoch gefunden sei. Das Abschlusstraining am Dienstag leitet Bölstler zusammen mit Co-Trainer Pascal Bieler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort