Nachfolge von Bruns: Holger Fach ein Kandidat?

Nach der Beurlaubung von Hans-Günter Bruns will sich der WSV offiziell bei der Nachfolge-Suche Zeit lassen.

Wuppertal. Der Stress der jüngsten Geschäftsreise nach China mag mit ein Grund dafür sein, dass sich Friedhelm Runge am Montag müde und ein wenig resignativ anhörte, als er zur jüngsten Personalie beim Wuppertaler SV Stellung nehmen sollte. Mit belegter Stimme kommentierte er die Beurlaubung seines sportlich wichtigsten Angestellten. Am Sonntag noch hatte er mit sich gerungen, am Montag Mittag stieg dann weißer Rauch auf, als WSV-Manager Tobias Gebert verkündete, dass Hans-Günter Bruns mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Trainer beurlaubt sei.

„Das trifft mich auch persönlich. Denn Bruns war immer erreichbar, ist nie weggelaufen. Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Schließlich hat er mich über viele Jahre beeindruckt und ich habe mir immer gewünscht, ihn mal als Trainer zum WSV zu holen“, sagte Runge.

Nun musste wieder „das schwächste Glied in der Kette dran glauben“, wie Runge es formulierte. Entweder die Mannschaft oder das „kleinere Übel Trainer“. Nur über diesen Weg sei noch etwas „gerade zu ziehen“. Damit meint er das Stoppen des sportlichen Verfalls der vergangenen Wochen.

Mit 25 Punkten liegt der WSV zehn Zähler hinter Spitzenreiter Viktoria Köln. Negativer Höhepunkt war die 0:1-Niederlage vom vergangenen Freitag gegen die Sportfreunde Lotte, die auch Runge als „unterirdisch“ bezeichnete. Spätestens nach diesem Spiel war jedem Beobachter klar, dass Bruns die Mannschaft nicht mehr erreicht.

Kein Geheimnis auch, dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft schon länger schlecht war „und sich immer mehr Spieler gegen den Trainer wandten“, wie es am Montag aus Spielerkreisen hieß.

Weniger seine angenehm menschliche Art, als vielmehr fachliche Mängel warf ihm das Team vor. Zu lasches Training, eine schlechte taktische Ausrichtung — das konnte nicht mehr lange gutgehen. „Ich bin zu weit weg. Ich kann nicht beurteilen, ob das nicht mehr zu kitten war“, sagte Runge.

Der Neuanfang wurde in Spielerkreisen dem Vernehmen nach mit einiger Erleichterung aufgenommen, schließlich seien die Leistungen kontinuierlich schlechter geworden. Es müsse aber nun ein Ruck durch die Mannschaft gehen, Ausreden gebe es keine mehr.

Die Suche nach einem Nachfolger hatte nach Runges Aussage zum Zeitpunkt der Beurlaubung von Bruns noch gar nicht begonnen. Üblicherweise nehmen Vereine vor einer Beurlaubung Kontakt mit eventuellen Kandidaten auf, nicht in diesem Fall. „Ohne Plan B, ohne doppelten Boden“, sei die Beurlaubung erfolgt, sagte Runge.

Zu möglichen Trainerkandidaten äußerte sich Runge am Montag nicht. Auf den gebürtigen Wuppertaler Holger Fach (derzeit ohne Engagement) angesprochen, sagte Runge: „Das ist mehr als ein guter Fachmann. Ich verfolge seine Stationen als Trainer schon seit vielen Jahren.“ Grundsätzlich gälte es aber, auch finanzielle Fragen zu klären. „Wir können nicht mehr ausgeben, als zur Verfügung steht.“ Holger Fach war am Montag telefonisch nicht zu erreichen.

Derweil leitet der bisherige Co-Trainer Jörg Jung das Training und wird wohl auch beim kommenden Meisterschaftsspiel am Sonntag in Siegen verantwortlich sein. Ausgerechnet dort, wo er 2009 schon einmal als Cheftrainer tätig war.

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