Mit der „Nevi“ geht viel Geschichte

Der Wuppertaler SV hat den Sportplatz an der Nevigeser Straße geräumt. Germania und später Borussia feierten dort große Erfolge.

Mit der „Nevi“ geht viel Geschichte
Foto: Kurt Keil

Pokale, alte Fußbälle und Möbel, ausgediente Trainingsutensilien — die B- und einige der A-Jugendlichen des Wuppertaler SV trugen am Freitag die letzten Relikte ihres Vereins aus dem Keller des Sportplatzgebäudes an der Nevigeser Straße. Mit der Übergabe des Sportplatzes an die Stadt, die auf einem Teil die neue Vierfachsporthalle für die Gesamtschule Kruppstraße bauen will und den anderen an Lidl zur Errichtung eines Supermarkts verkauft hat, geht ein Stück Wuppertaler Sportgeschichte zu Ende.

Mit der „Nevi“ geht viel Geschichte
Foto: Stefan Fries

Für den WSV ist es ein guter Tausch, denn man erhält mit dem Nocken und dem Stadionnebenplatz zwei neue Sportplätze für sein Jugendleistungszentrum, das seit der Übernahme des SV Borussia im Jahr 2004 an der Nevigeser Straße beheimatet war. „Wir sind mit 2,5 Millionen Euro der größte Sponsor des WSV“, sagt Michael Busch, ehemaliger Spieler und späterer Vorsitzender der Borussia, in Anlehnung an die Verkaufssumme, die von der Stadt zum großen Teil in die Herrichtung von Nocken und Nebenplatz gesteckt wurde, und muss schmunzeln.

Ja, die „Nevi“, damit verbinden sich für die Borussia und ihre Vorgängervereine Germania 07 und VfL Wuppertal 12 (Fusion 1976) große Erinnerungen. 1927/28 war der Platz als Heimstätte der Germanen auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei errichtet worden. Bis in die dritthöchste Spielklasse schafften es die Germanen und später auch der VfL. Mit der Fusion zum SV Borussia und deren Oberliga-Zeit Anfang des neuen Jahrtausends erlebte man weitere Höhepunkte. „Ich habe hier 1965 in der E-Jugend von Germania 07 angefangen“, erzählt Buschi, der später als „der Ur-Borusse“ bezeichnet wurde. Gut erinnern kann er sich noch daran, als die Borussia einst Rot-Weiss Essen II mit Peter Neururer als Trainer in einem Pokalspiel in den 80er Jahren mit 7:0 nach Hause geschickt hatte.

Die Stimmung in der Arena war prickelnd, beginnend damit, dass der damalige Borussen-Trainer Peter Drenks als Werbegag mit einem Kamel des Zirkus’ Sarrasani zum Spiel geritten kam. Namensvetter Neururer, der seinen Spielern vorher noch geraten hatte, bei hoher Führung den Ball über die Zäune zu treten, um auf dem Ascheplatz Zeit zu schinden, ließ sich zur Pressekonferenz nicht mehr sehen.

Mitte der 80er Jahre sei es auch gewesen, als die Borussen an der Nevi als einer der ersten Vereine einen Vip-Raum einrichteten. Als der Verein 1997 auch einer der ersten in Wuppertal war, die auf Kunstrasen spielten, waren auch große Spieler wie Knut Hartwig, Dirk Riechmann oder Christian Maly zu bekommen. 2001 gelang der Aufstieg in die Oberliga und man war für zwei Jahre auf Augenhöhe mit dem großen WSV. „Leider durften wir die großen Spiele aus Sicherheitsgründen nicht an der Nevigeser Straße austragen“, bedauert Busch noch heute. Dafür musste man ins Stadion am Zoo ausweichen, wohin zum ersten Heimspiel gegen den WSV 5000 Zuschauer kamen. Sogar der Durchmarsch in die Regionalliga schien möglich, bis der damalige Hauptsponsor Gerhard Bornemann aus finanziellen Gründen abwinkte.

Um die Oberliga-Mannschaft zu erhalten, erfolgte dann 2004 der Anschluss an den WSV — von vielen als feindliche Übernahme empfunden, zumal 2013 der Zusatz Borussia wieder aus dem Vereinsnamen gestrichen wurde. Das mit dem Unterbau erledigte sich für den WSV, der die zweite Mannschaft aus finanziellen Gründen immer weiter zurückstellte, nach und nach. Nach drei Jahren Oberliga ging es von 2007 bis 2016 bis in die Kreisliga B, ehe die zweite Mannschaft ganz aufgelöst wurde. Überlegungen von Busch, 2013 den SV Borussia wiederzubeleben, hatten sich damals erledigt, weil der WSV keine Kapazitäten dafür an der „Nevi“ gesehen hatte. Das Nachwuchsleistungszentrum war für den Verein aber bis jetzt von großem Wert. Nun wird es an anderer Stelle errichtet, während die Bagger in den nächsten Wochen das alte Sportplatzhaus abreißen werden.

„Ist schon ein komisches Gefühl“, meinte WSV-Jugendleiter Holger Schmidt, der hier in der Jugend noch für Borussia gespielt hatte.

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