Wuppertaler SV Lothar Stücker: „Wir haben bewiesen, dass wir seriös mit Geld umgehen“

WSV-Vorstandssprecher Lothar Stücker sieht den WSV so gut aufgestellt wie lange nicht, sagt aber auch, wo es noch hakt.

WSV-Vorstandssprecher Lothar Stücker sieht den WSV weiter im Aufwind.

WSV-Vorstandssprecher Lothar Stücker sieht den WSV weiter im Aufwind.

Foto: Günter Hiege

Wieviel Spaß macht es derzeit, Vorstandssprecher des Wuppertaler SV zu sein?

Lothar Stücker Es macht mächtig viel Spaß, aus verschiedenen Gründen. Ich denke, dass wir mittlerweile eine tolle Truppe zusammenhaben. Die Vorstandserweiterung war genau richtig. Da ist eine große Harmonie. Auch mit dem gesamten sportlichen Bereich haben wir momentan viel Spaß, ebenso mit der Geschäftsstelle, die wir mit Linus Berghaus und Lennart Strufe als kaufmännischem Leiter aufgeforstet haben. Auch unabhängig von der guten Tabellensituation ist viel Harmonie im Verein, aber auch viel Arbeit.

Einige Verwaltungsratskandidaten sprachen von eventuellem kontrollierten Risiko. Muss man sich Sorgen machen, dass der WSV den Konsolidierungskurs nach der erfolgreichen Insolvenz von vor drei Jahren verlässt?

Stücker Nein, das könnten wir gar nicht verantworten, und das ist auch nicht gemeint. Die Budgetierung eines Vereins ist unglaublich kompliziert, weil man von Parametern abhängig ist, die man nicht vollständig beeinflussen kann. Im Wesentlichen natürlich immer von der sportlichen Entwicklung. Jetzt kann ich ein Budget aufbauen, mich totsparen und sagen, alles, was ich negativ sehe, preise ich ein. Dann hat man natürlich kein Entwicklungspotenzial. Beispiel: Wir haben gesagt, wir haben eine gute Mannschaft und wollen auch in der Regionalliga oben mitspielen. Im Verlauf der Saison haben wir gesehen, dass wir in Bereiche kommen, wo man auch über Aufstieg nachdenkt. Hätten wir damals eine Aufstiegsprämie von 40 000 Euro eingepreist, hätten wir uns manche Spieler gar nicht leisten können. Das ist das, was wir mit kontrollierter Offensive meinen. Also nicht blind investieren. Ich glaube, wir zeigen permanent, wie vorsichtig wir hier haushalten, aber man hat auch einen Puffer nach hinten. Einen gewissen Geldbetrag, der noch nicht ganz gesichert ist. Das sind Beträge, die handhabbar sind.

Für das Pokalspiel gegen RWE am Dienstag sind schon 50 000 Euro an Einnahmen im Etat vorgesehen. Wieviele Zuschauer müssen dafür kommen?

Stücker Die 50 000 Euro Einnahmen basieren auf 11 000 Zuschauern. Da wir aber zusätzlich noch Events und Werbemaßnahmen zum Spiel fahren, sind wir sehr sicher, dass sie eher noch nach oben korrigiert werden können. Dabei tragen wir auch der Tatsache Rechnung, dass RWE 40 und der Verband 20 Prozent der Einnahmen (nach Abzug der Kosten, d. Red.) bekommen.

Ist der Saisonetat, den Sie mit 1,447 Millionen Euro beziffert haben, noch auszugleichen, falls das Pokalfinale nicht erreicht werden sollte?

Stücker Wenn es erreicht wird, sind wir im Wesentlichen durchfinanziert. Sollten wir auch den DFB-Pokal erreichen (das zweite Halbfinalspiel Oberhausen gegen Duisburg ist jetzt für den 2. Mai terminiert, d. Red.) hätten wir Teile der Etaterhöhung auch für das nächste Jahr schon eingepreist, wobei man vorsichtig sein muss, solche Sonderaktionen dann hochzurechnen und Verträge einzugehen, die ja länger als ein Jahr dauern. Da würde sich eine Liquiditätsfalle aufbauen. Wir müssen es unabhängig davon schaffen, unsere Einnahmen zu vergrößern. Gelingt das nicht, würde das nicht nur Stagnation, sondern auch Rückschritt bedeuten, weil die Spieler sich so toll entwickelt haben, dass es allein teurer wird, sie zu halten.

Und wenn sie das Finale nicht erreichen?

Stücker Ich hatte ja auf der Mitgliederversammlung gesagt, ich sehe eine Deckungslücke von 50 000 bis 120 000 Euro. Man muss ja sehen, dass wir immer noch Lasten aus den Vorjahren mit uns herumschleppen, die über drei Jahre rund 220 000 Euro betrugen, von denen wir 150 000 über Darlehen umfinanziert haben. Aktuell haben wir noch Zusagen von rund 70 000 und auch noch Aktionen, wie zum Beispiel die Kartenpaten für das Köln-Spiel, geplant.

Regionalliga-Konkurrenten wie Aachen, Oberhausen, Wattenscheid oder Essen klagen über finanzielle Probleme, müssen teilweise den Etat zurückschrauben. Gibt das Rückenwind?

Stücker Erst einmal ist das traurig. Man muss natürlich zunächst sehen, wie jeder Verein aufgestellt ist. In Aachen war das große Problem, dass sie sich mit dem Stadion übernommen haben. Allgemein gibt es zu bedenken, wie man als Verein mit solchen Situationen umgeht und welche Schritte man nur gehen kann. Ich fühle mich bestätigt, dass wir hier nicht eine Hurrasituation aufgebaut haben, sondern gesagt haben, wir haben ein Mehrjahreskonzept und gehen das in kleinen Schritten. Generalisierend überlege ich, meine Vorstandskollegen der Klubs mal einzuladen, um strukturelle Probleme in der vierten Liga anzusprechen, was etwa Aufstiegsregelungen oder das geballte Auftreten von zweiten Mannschaften betrifft. Das zwingt immer mehr Traditionsklubs in die Knie. Vielleicht muss man da mal eine gemeinsame Strategie entwickeln.

Sie haben ihre Sportliche Leitung Manuel Bölstler und Stefan Vollmerhausen mit Verträgen bis 2020 ausgestattet. Birgt das nicht auch ein finanzielles Risiko?

Stücker Das haben wir im Vorstand und Verwaltungsrat ebenfalls kritisch diskutiert. Die Verträge sind so konstruiert, dass wir kein großes Risiko eingehen. Außerdem hat der Verwaltungsrat erkannt, dass die langfristig Bindung der Beiden nur logische Konsequenz aus unserem konzeptionellen Ansatz ist, den beide maßgeblich entwickelt haben. Zudem hat sich die Situation dahingehend geändert, dass Manuel als Sportvorstand mit in die Haftung für dieses Konzept gegangen ist.

Wie sind die Vorzeichen für die vorgesehene Etaterhöhung von 250 000 Euro für die kommende Spielzeit?

Stücker Die sind nicht einfach. Wir haben unser Konzept im Januar vorgestellt, damit Unternehmer auch eine Programmatik haben, an der sie sich orientieren können. Wir haben auch klar gesagt, dass unsere Hausmittel aufgebraucht sind. Wir haben auch weitere Gespräche, aber ich kann nicht sagen, dass man uns mit Angeboten überhäuft. Ich denke, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Es ist ein Appell, ob man in Wuppertal den weiteren Schritt gehen möchte. Ich glaube, dass wir bewiesen haben, mit finanziellen Mitteln seriös umzugehen. Mehr kann man an dieser Stelle nicht beweisen, um Vertrauen zu erwecken.

Seit Montag ist das Startkapital für die Horst-Buhtz-Stiftung zusammen. Wie schnell kann sie jetzt installiert werden?

Stücker Alle Formalien sind ja schon geklärt. Uns liegen die Genehmigungen der Oberfinanzdirektion vor. Das Stiftungsgeschäft und die Satzung ist von der Bezirksregierung abgesegnet. Die seinerzeit angedachten und bereiten Personen, sowohl Vorstand als auch Kuratorium, sind angemeldet. Es fehlte lediglich die Kopie des Überweisungsträgers.

Das heißt Sie gehen Montag an den Start?

Stücker Wir werden jetzt Dieter Schauf, der in Haan schon eine Bürgerstiftung aufgebaut hat, mit in die Gremien nehmen und anmelden. Und ich hoffe, dann sind wir am Start. Wir werden für die nächsten Tage zu einem Runden Tisch aller Vorstände und Kuratoren einladen, um die praktische Umsetzung anzugehen. Wir müssen jetzt liefern.

Wie wichtig ist diese Stiftung für den Verein?

Stücker Sie ist aus mehreren Gründen fundamental. Erstens haben wir ein Jugendkonzept. Es kommen Jugendliche an den Verein, die auch teilweise aus problematischen Verhältnissen stammen. Wir können sagen, dass wir über das Zusammenspiel von Verein, Jobagentur und Schule dafür sorgen, dass die Jugendlichen und die Familien flankiert werden. Das ist auch ein gesellschaftspolitischer Auftrag. Es bietet die Möglichkeit, hier eine Einzigartigkeit aufzubauen.

Zurück zu WSV gegen RWE. Das bedeutet nicht nur sportlich großen Reiz, sondern auch ein Sicherheitsspiel. Die Schmiererein am Stadion haben gezeigt, dass es immer wieder Hitzköpfe gibt. Wie groß sind die Vorkehrungen, die getroffen werden?

Stücker RWE gegen WSV ist immer ein Sicherheitsspiel. Ich erinnere aber auch an das Ligaspiel, bei dem fast 12 000 Zuschauer waren und nichts passiert ist. Nichtsestotrotz haben wir wieder 200 Ordner, das ist die Auflage. Wir haben das weitere Vorgehen in Absprache mit der Polizei. Wie immer ist der gesamte Bereich abgesperrt. Wir werden an beiden Nächten vor dem Spiel Wachen aufstellen, damit niemand Utensilien für unerlaubte Handlungen einschmuggeln kann, und wir werden am Spieltag selbst noch einmal alle Örtlichkeiten dementsprechend durchforsten.

Sie haben betont, der Verein hat tolle Fans, Sie werden aber auch gegen diejenigen vorgehen, die Pyrotechnik und Gewalt ins Stadion tragen. Wie sieht das aus?

Stücker Wir bekommen Vorgaben über die Polizei und den Sicherheitsdienst, die wir umsetzen. Wir haben uns als Vorstand ganz klar geäußert, dass wir Gewalt und Pyrotechnik nicht wollen. Wir wollen guten Sport und sind dankbar für die Fans. Ohne sie wären wir nicht da, wo wir jetzt sind. Wir werden uns aber von den wenigen Chaoten klar distanzieren. Wir streben außerdem alle drei Monate ein Fantreffen an, bei dem sich Fans und Vorstand gegenseitig austauschen.

Noch ein Tipp für das Spiel gegen RWE

Stücker 3:1 für uns.

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