Glosse: Gedanken zur Zukunft des WSV

Wie steht’s um die Zukunft des WSV? Die WZ fragte einen Experten - und zwar einen Übersinnlichen namens Klinzmann.

Wuppertal. WSV-Fans dürfen aufatmen. Alles wird gut. Nein, ein neuer Hauptsponsor hat sich nicht gemeldet. Trotzdem steht dem Verein eine glänzende Zukunft bevor - sagt Günni. Wir haben uns auf Günni geeinigt, weil sich beim Fernsehen alle duzen. Und beim Fußball sowieso.

Günni arbeitet für Astro-TV, einen Sender, der eine prima Alternative zum Bleigießen an Silvester ist. Oder um verregnete Sylt-Abende zu überbrücken, so gegen 23.30 Uhr.Dass Günni nicht der Super-Fußballexperte ist, verrät schon sein Nachname - Klinzmann. Macht aber nix. Günni ist in Ordnung. Sagt gleich ehrlich heraus, dass er Fragen zum Fußball eher selten gestellt bekommt und sich in der 3. Liga "fast gar nicht auskennt".

Als "hellsichtiger Kartenleger" mit der Einweihung in den Geburtsengel "Hahaiah" ist er jedenfalls Ansprechpartner für Anrufer (kostenlos), die nach dem Genuss von zu viel Astra wissen wollen, wie’s denn jetzt eigentlich mal weitergeht mit dem Verein ihres Herzens.

Das kann für die Sylt-Jungs nur der WSV sein. Abstiegskampf, Zittern, jährlicher Präsidenten-Blues - das muss doch mal ein Ende haben. Also, Günni, wie sieht’s aus mit dem WSV? Zum Beispiel für die kommende Saison?"Im Großen und Ganzen nicht schlecht. Ihr steigt nicht ab. Ihr kommt ins Mittelfeld, vielleicht etwas höher." Na also, geht doch.

Die Jungs sind zufrieden. "Ich sehe allerdings Blockaden und kurzfristige Verluste." Kollektives Aufstöhnen. "Na ja, ihr kommt nicht so toll in die Saison rein, zwei, drei Niederlagen zum Start. Aber ihr steigert euch und bis zum Winter läuft alles harmonisch. Ein Abstiegsplatz ist kein Thema." Uff, Erleichterung.Und? Wie geht’s dann weiter? "Nach der Winterpause seid ihr richtig gut drauf und sehr kreativ.

Es wird gepunktet, ihr werdet sehr stabil sein." Hurra, hoch lebe Günni. Hell die Gläser klingen. Die Meute johlt. Die hohe Fünf macht die Runde. Mal sehen, was Günni noch so drauf hat.Also fällt die spannende Frage, ob Uwe Fuchs Trainer des WSV bleibt. "Ja, ich hab ihn drin. Er bleibt." Wahnsinn. Solche Prognosen - und das alles gratis.

Eigentlich erübrigt sich die Frage nach der Günni-Methodik. Völlig unwichtig, dass er irgendwo in Hamburg sitzt, wahrscheinlich an einem Küchentisch, 36 Wahrsager-Karten (sogenannte Lenormand-Karten) auf mehrere Stapel verteilt hat und dann bei Fragen munter drauflos zieht - zum Beispiel Motiv "Glücksklee mit Wolken". "Dann wird’s etwas holprig." Oder eine Sonne. "Eine klare Botschaft."

Die Sylt-Jünger haben längst Blut geleckt, die Bude kocht. Also schnell noch einen nachlegen. "Günni, wir wollen mal wieder hoch, sprich aufsteigen. Klappt das?" Atemlose Stille. Dann die krächzende Antwort aus dem Handy-Lautsprecher: "Das klappt auf jeden Fall." Wann? "Innerhalb von vier Jahren." Jetzt rockt der Raum im Chor. Und vergisst vor der Verabschiedung die entscheidende Frage: "Günni, willst du WSV-Präsident werden?"

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