Die "jungen Wilden" wittern ihre Chance

Fünf Spieler der letztjährigen A-Jugend wollen sich im Training aufdrängen.

Bad Griesheim. Während der 18-jährige Nico Matern, der vom Halleschen FC gekommen ist, sich unmittelbar nach dem Mittagessen hingelegt hat, um sich auszuruhen (die Morgeneinheit hatte er wegen Schwächegefühls nicht mitmachen können), sitzen Felix Herzenbruch, Jörn Zimmermann und Jan-Steffen Meier noch in der Hotellobby und stellen sich den Fragen des Reporters. Die Stimmung ist gut bei den letztjährigen Leistungsträgern des A-Jugend-Bundesliga-Teams, das dem WSV mit dem Klassenerhalt einen großen Prestigeerfolg verschafft hat. Nun sollen sie in der ersten Mannschaft nicht nur die U23-Quote bedienen, sondern auch den Etablierten Feuer machen.

Am Abend zuvor hat Trainer Karsten Hutwelker die fünf kurz zusammengeholt und gelobt. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich sehr damit zufrieden bin, wie sie sich hier präsentieren", sagt Hutwelker. Im Training hat er für alle, aber besonders auch für seine Jugendlichen immer ein forderndes oder aufbauendes Wort parat. „Mir ist das auch schon aufgefallen, es ist ein gutes Zeichen und ein gutes Gefühl, dass der Trainer uns so auf dem Schirm hat“, sagt Bastian Sube.

Wie auch Felix Herzenbruch und Jörn Zimmermann hat Sube bereits das Trainingslager im Januar in Belek mitgemacht, sieht aber einen deutlichen Unterschied. „Es ist eine neue Mannschaft, in der sich auch andere neue Spieler integrieren müssen. Das macht es für uns leichter dazuzugehören. Abgesehen davon, dass die Trainingseinheiten völlig unterschiedlich sind“, beschreibt er aus seiner Sicht.

Dass in Bad Griesbach in jedem Training richtig Feuer und positiver Konkurrenzkampf zu spüren ist, kommt auch bei den jungen Spielern bestens an. „Wir sind hier nicht mehr wie im Winter die A-Jugendlichen, schließlich hat hier für die ganze Mannschaft etwas Neues begonnen“, sieht Felix Herzenbruch und sieht die Sache genauso.

Trotz des riesigen Konkurrenzkampfs und der großen Anzahl erfahrener Spieler, besonders im Abwehrbereich hat er ein konkretes Ziel. In den ersten beiden Spielen ist Vizekapitän Tom Moosmayer, Platzhirsch auf links in der Vierer-Kette, gesperrt. "Das ist eine Riesenchance für mich, auf die ich hoffe“, beschreibt Herzenbruch seine Gefühlswelt. Dass er sich dafür im Training besonders reinhängt, merkt man in jeder Szene.

Darauf, sich im Spiel noch mehr beweisen zu können, hofft auch Jörn Zimmermann. Nach dem Bandscheibenvorfall von Björn Weikl (soll Sonntag nachkommen ins Trainingslager) und angesichts der Tatsache, dass Lukas van den Bergh nach seiner Schulter-OP immer noch von der Berufsgenossenschaft offiziell als „in Eingliederung befindlich“ gilt, spekuliert er mit einem möglichen Einsatz rechts in der Vierer-Kette. Da könnte allerdings auch Ex-U21-Nationalspieler Robert Fleßers spielen, der mit Felix auf einem Zimmer ist.

Die Zimmereinteilung haben Sportvorstand Jörg Albracht und Trainer Karsten Hutwelker bewusst vorgenommen. Sie haben die jungen mit erfahrenen Spielern zusammengelegt. Bastian Sube ist beispielsweise mit Abwehrrecke Thomas Schlieter auf einem Zimmer, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Jörn Zimmermanns Zimmergenosse ist Marcel Landers, der die rechte offensive Schiene beackert. „Ein Supertyp, mit dem verstehe ich mich glänzend“, sagt Zimmermann. Und Jan-Steffen Meier hat mit Dennis Brinkmann den „Chef im Hintergrund“ als Zimmerpartner. „Er ist ein toller Spieler, und man merkt schon, dass die anderen auf das hören, was er sagt“, beschreibt Meier den Stellenwert seines Zimmergenossen im Team. Dass beide auf der Sechser-Position Konkurrenten sind, stört da nicht, im Gegenteil. „Ich kann sehr viel vom ihm lernen“, sagt Meier.

Dem 19-Jährigen bescheinigen alle ein großes Potenzial, auch wenn es aufgrund der zahlreichen Bewerber um die beiden Sechser-Positionen mit einem Platz in der Start-Elf zunächst schwer werden dürfte. Das weiß auch Jan-Steffen Meier. „Aber ich denke, wir trainieren so gut wie die anderen und gewöhnen uns an das Tempo. Natürlich hofft man da auf den ein oder anderen Einsatz“, beschreibt er seine Gefühlslage.

Für Meier ist es das erste Trainingslager auf diesem Level. „Die Belastung ist sehr hoch, aber wir haben hier auch ganz tolle Möglichkeiten“, sagt er angesichts von zwei Masseuren und den Annehmlichkeiten des Hotels von Entmüdungsbecken bis Sauna und Pool. „Jan-Steffen hat für einen so jungen Spieler schon eine gute Übersicht, eine gute Technik und einen guten Schuss, auch bei ihm hätte ich keine Bedenken, ihn ins kalte Wasser zu werfen“, sagt sein Trainer über Meier.

Welche Formation Hutwelker wirklich bevorzugt, wird sich aber wohl erst in den nächsten - dann hoffentlich ernsthafteren - Testspielen herausstellen. Darauf brennen auch die jungen Wilden des WSV.

Marcel Landers, Neuzugang von Rot-Weiß Oberhausen ist nun auch offiziell der schnellste Spieler des Wuppertaler SV. Er wurde nachträglich und hoch verdient zum Sieger des Sprinttests am Dienstag erkärt, wo er über die 20 Meter reihenweise die schnellsten Zeiten gelaufen war, knapp gefolgt von Felix Herzenbruch. Die absolute Bestzeit bei je 25 Versuchen pro Spieler hatte zwar am Ende hauchdünn Bekim Kastrati "stehen", aber das Trainerteam war sich einig, dass das albanische Schlitzohr bei seinem "Traumversuch" die elektronische Zeitmessung mit unzulässigen zwei Schritten Anlauf überrumpelt hatte. Für Landers gab es beim Abendessen als Lohn eine Eisbombe mit Kerzchen drin. Die teilte er dann aber brav mit seinen Mannschaftkollegen nach dem Motto "Alleinessen macht dick - und eventuell langsam".

An die alten Zeiten des WSV kann sich unterdessen noch Franz Beckenbauer erinnern, der bis Mittwoch im Nachbarhotel Maximilians auf Familien-Golfurlaub weilt. „Jaja, der Wuppertaler SV, die hatten doch dieses alte Stadion“, meint er auf die Reporterfrage und stellt gleich eine Gegenfrage: „Wo spielen die jetzt, vierte Liga? Die müssten doch mindestens dritte oder gar zweite Liga spielen.“ Sagte es und entschwand ein letztes Mal auf einen der hiesigen Golfplätze. Angesichts auch heute schweißtreibender 28 Grad und drückender Schwüle dürfte eine Partie Golf bedeutend angenehmer sein als sich beim Fußball zu quälen.

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