Banger Blick in die Zukunft

Alle warten auf die Entscheidung von Friedhelm Runge.

Wuppertal. Wie geht es weiter mit dem WSV? Der allmächtige WSV-Präsident Friedhelm Runge hat mit seiner Ankündigung, den Verein eventuell aus wirtschaftlichen Gründen aus der 3. Liga absteigen zu lassen, für eine Menge Wirbel gesorgt.

Selbst den Spielern und Trainern bleibt zurzeit nichts anderes übrig, als über ihre Zukunft zu spekulieren. Und die verheißt - selbst im Fall einer Rettung des WSV durch eine weitere Finanzspritze von Friedhelm Runge - ganz schwere Zeiten.

Der Zeitpunkt: Es gibt keinen günstigen Zeitpunkt für eine Krise. Wer jedoch unmittelbar nach dem hart erkämpften Klassenerhalt selbst die Lawine lostritt, sollte sich nicht wundern, wenn ein großer Schatten auf die kommende Saison fällt. Von Freude unter den Fans über die gute Rückrunde oder gar von einer Aufbruchstimmung ist rein gar nichts mehr zu spüren.

Alle konkreten sportlichen Planungen für die kommende Spielzeit liegen zurzeit auf Eis. Die Suche nach Verstärkungen für den Drittligakader wird angesichts der Negativschlagzeilen schwerer denn je.

Die Fans: In zahlreichen Leserbriefen und Kommentaren im Internet wird WSV-Präsident Runge von den Fans heftig attackiert. Viele Anhänger des WSV sind verzweifelt, weil sich "ihr" Verein in der totalen Abhängigkeit von einer einzelnen Person befindet. Und dass dieser Prozess der Abhängigkeit, der mit der Amtsübernahme von Runge im Jahr 1991 begann, offensichtlich nicht mehr rückgängig zu machen ist.

Zur Sprache kommen nun auch wieder die besonderen Strukturen und Machtverhältnisse im Verein, die jeden Ansatz von Opposition sowohl intern (der Verwaltungsrat ist machtlos) als auch extern (eine Alternative zu Runge gibt es aus wirtschaftlichen Gründen nicht) völlig aussichtslos erscheinen lässt.

Die Finanzen: Nur der WSV-Vorstand und die Lizenzprüfer des Deutschen Fußball-Bundes wissen, wie es tatsächlich um die Bilanzen des Vereins bestellt ist. Auch in den eigenen Reihen, so bei der jüngsten Mitgliederversammlung, legt der WSV keinen großen Wert auf wirtschaftliche Transparenz.

Es gilt allein das Wort von Friedhelm Runge, über dessen jährliche Zuwendungen nur spekuliert werden kann. Wenn Runge sagt, dass das Geld trotz seiner enormen Finanzspritzen nicht reicht, um in der kommenden Spielzeit in der 3. Liga konkurrenzfähig zu sein, schreckt er damit die Sponsoren und Fans eher ab, als sie zum Mitmachen zu bewegen.

Zumal die Wirtschaftskrise die Stadt Wuppertal, ihre Bewohner und die heimische Wirtschaft besonders hart getroffen hat. Für Runge und den WSV gilt: Wer sich in besseren Zeiten keine Freunde gemacht hat, wird jetzt schwerlich neue finden.

Der Trainer: Mit Uwe Fuchs wurde der Klassenerhalt in der 3.Liga erarbeitet, mit Uwe Fuchs sollte es in der 3. Liga weitergehen. Doch die Vertragsverlängerung lässt auf sich warten, weil Fuchs nicht weiß, wohin die Reise geht. Er fühlt sich beim WSV wohl und würde gerne bleiben - allerdings in der 3. Liga und mit einem konkurrenzfähigen Kader.

Dass Friedhelm Runge mit anderen Kandidaten, wie zum Beispiel dem Ex-WSV-Spieler Karsten Baumann, spricht, ist aus Sicht des Vereins nachvollziehbar. Für Fuchs ist diese Entwicklung allerdings weniger schön, weil er bei klaren Verhältnissen im Verein längst eindeutig Position für den WSV bezogen hätte.

Die Spieler: Selbst die elf Spieler, die für die kommende Saison noch einen Vertrag beim WSV haben, werden langsam ungeduldig. Nach dem Abpfiff der Premierensaison der 3. Liga werden heute in vielen anderen Vereinen Personalentscheidungen fallen. Ob der WSV in einer solch zerfahrenen Situation Spieler wie Nils Fischer, Kapitän Tim Jerat oder Marco Neppe, deren Verträge auslaufen, halten kann, ist fraglich.

Die Liga: 3. Liga oder Niederrheinliga - so heißen aktuell die Alternativen. Den freiwilligen Abstieg in die Regionalliga schließt Runge aus, da dort der finanzielle Aufwand vergleichbar mit der 3.Liga ist und es gegen eine ganze Reihe Zweitvertretungen der Bundesligisten gehen würde. Für die NRW-Liga hat der WSV keinen Lizenantrag gestellt.

Der Präsident: Er ist Teil des Problems und mehr als nur ein Teil der möglichen Lösung. Er hat Millionen in den WSV gesteckt, aber auch an einen Punkt gebracht, an dem es ohne ihn keinen einzigen Schritt weitergeht. Und da er im Moment den nächsten Schritt scheut, ist das keine gute Entwicklung.

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