SV Bayer-Schwimmer: Rio 2016 als Traumziel

Jarbas in den Bosch, neuer Trainer der ersten Trainingsgruppe des SV Bayer, bringt schon viel internationale Erfahrung mit.

Wuppertal. Es gab viele Bewerbungen für den Schwimmtrainerposten beim SV Bayer Wuppertal. „Aber keine klang so interessant, wie die von Jarbas in den Bosch. Er bringt trotz seiner Jugend vielfältige internationale Erfahrung mit“, sagt Geschäftsführerin Simone Osygus: Geboren in Brasilien, im Alter von drei Wochen von einer Familie in den Niederlanden adoptiert, Freiwasserschwimmer und mit 17 Jahren schon der Einstieg in den Trainerjob. Er hat unter anderem in Eindhoven und in Antwerpen assistiert, an der Sportschule Sittard studiert, an der britischen Uni Loughborough Erfahrung gesammelt, war Nationaltrainer des Teams der Niederländischen Antillen und zuletzt beim dänischen Spitzenclub Aarhus tätig.

Starschwimmer wie Frederik de Burghgraefe, Marcel Wouda oder Liam Tancock hat er als Athleten und Trainer kennengelernt, zuletzt in Aarhus mit dem dänischen Nationaltrainer zusammengearbeitet, der jetzt nach Australien gegangen ist.

Da Aarhus sich mehr Richtung Breitensport orientieren wollte, war das für in den Bosch nicht mehr interessant, genauso, wie er früh die eigene Karriere beendet hat — „weil ich gemerkt habe, dass kein Olympiaschwimmer mehr aus mir wird.“ Beim SV Bayer steht der 28-Jährige erstmals selbst bei einem großen Verein in der Gesamtverantwortung. Aus Talenten nationale Spitzenschwimmer entwickeln, lautet die Aufgabe. Die ist nach dem Abschied der letzten beiden Wuppertaler Stars, Sarah Poewe (Karriereende) und Christian vom Lehn (zur SG Essen), eine noch größere Herausforderung.

Simone Osygus fand die Bewerbung in den Boschs sehr interessant

In den Bosch schreckt das nicht. Oft mit einem Lächeln im Gesicht und stets auf jeden Athleten eingehend, hat er vor zwei Wochen den Trainingsbetrieb auf Küllenhahn aufgenommen. Vier Jahre hat er zunächst Zeit. Vielleicht bis 2016 wieder einen Olympiateilnehmer entwickeln, wäre ein Traum für ihn und den Verein. Wuppertal hat schließlich den Status Bundesnachwuchsstützpunkt. „Die Spiele in Rio wären eine tolle Gelegenheit, mein Geburtsland wiederzusehen“, sagt in den Bosch verschmitzt. Sein Deutsch ist noch etwas holprig, die Anpassung dürfte aber bei seinem Elan kein Problem werden.

„Für mich ist die Arbeit mit den Athleten das Wichtigste. Jeden kontinuierlich verbessern, ist meine Philosophie.“ In seiner Heimat war ein ähnlicher Job angesichts der begrenzten Zahl der Stellen, die auch noch auf Jahre besetzt sind, nicht zu bekommen. So hat er sich ins Ausland orientiert.

„Andererseits ist es keine schlechte Referenz, aus den Niederlanden kommen. Die haben zuletzt immer mehr Olympia-Medaillen gesammelt als wir“, sagt Simone Osygus. Stark sind dort traditionell die Freistilschwimmer wie Peter van den Hoogenband, Inge de Bruijn oder die aktuelle Doppel-Olympiasiegerin Ranomi Kromowidjojo. Ist also auch in den Bosch vor allem ein Freistil-Trainer? „Nein“, versichert er, „ich habe viele Programme und lege Wert darauf, dass meine Athleten bis 15, 16 Jahre alle Disziplinen schwimmen müssen und sich erst dann spezialisieren.“

Mit dem Deutschen Kurzbahnmeister Lukas Nattmann, JEM-Teilnehmer Max Mral, der nach seiner Auszeit wegen Pfeiffer’schen Drüsenfiebers wieder ins Training eingestiegen ist oder Freiwasserschwimmer Daniel Trosin hat er bereits solche Spezialisten. Zehn Einheiten pro Woche, davon vier ab 5.30 Uhr, hat er seiner Gruppe verordnet, was besonders für die Neulinge eine Herausforderung ist. Eine Herausforderung für alle stellt ein neues Trainingsgerät dar, das in den Bosch am Montag erstmals aufstellen ließ: Ein aufblasbarer Pool, in den 12,5 Grad kaltes Leitungswasser eingefüllt wird. „Drei Minuten rein, drei Minuten raus, drei Minuten rein“, will er seinen Sportlern künftig nach Wettkämpfen oder besonders harten Trainingseinheiten verordnen. Das soll eine schnelle Regeneration ermöglichen, ist aber erst einmal eine Überwindung. „Puh, ist das kalt“, meinte Tanja Makaric, die sich zunächst nur zu einem Durchgang bewegen ließ. Ihren neuen Trainer findet sie trotzdem „sehr nett“.

Der hat für seine Schwimmer noch ein paar Überraschungen parat. Zu seinen „Mitbringseln gehören auch Brustgurte und Sonden, mit denen er auch im Wasser jederzeit den Puls der Schwimmer kontrollieren kann, und eine Unterwasserkamera.

„Wir haben ein sehr gutes Gefühl mit ihm“, versichert Simone Osygus. Die hat ihren neuen Trainer zunächst einmal in einer Wohnung im Luisenviertel untergebracht. Damit der nicht nur seinen Schwimmern etwas beibringt, sondern auch Wuppertal schnell kennenlernt.

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