Samba reißt die Zuschauer von den Sitzen

2250 internationale Paare tanzen an drei Tagen in der Stadthalle fast rund um die Uhr.

Samba reißt die Zuschauer von den Sitzen
Foto: Fries, Stefan (fri)

Drei Tage lang, und zwar täglich von 8 Uhr bis etwa Mitternacht bestimmten Musikalität, Eleganz, Esprit und sportliche Hochleistungen, gepaart mit einer vorzüglichen Organisation das Geschehen im prachtvollen Rahmen der Historischen Stadthalle: Die 15. dance Comp mit rund 2250 internationalen Paaren am Start zog am Wochenende die Blicke der Tanzwelt auf sich. 70 Turniere wurden im Großen Saal, im Mendelssohn- und im Offenbach-Saal ausgetragen.

Das glanzvollste Ereignis war sicherlich das WDSF World Open-Turnier in den fünf lateinamerikanischen Tänzen (Samba, Chacha, Rumba, Paso doble und Jive) am Samstag. Die Stuhlreihen rund um das glänzende Parkett waren gut gefüllt, gab es doch Spektakuläres zusehen von den Paaren aus Deutschland, Litauen, Armenien, den Niederlanden, Italien, Spanien oder Russland. 69 Paare gingen in die erste Runde, von denen sich 48 für den zweiten Durchgang qualifizierten. Und erst dann griffen die gesetzten Top-Favoriten ein.

Zu denen gehörten die deutschen Meister und Dritten der Weltmeisterschaft, Khrystyna Moshenska und Marius Andrej Balan (Schwarz-Weiß-Club Pforzheim), die ihrer besonderen Rolle vollauf gerecht wurden. Schon bei der ersten Samba, bei der sie geschickt unmittelbar vor ihren angereisten Fans den Tanz eröffneten, rissen sie die Zuschauer mit. Ihre verwirrenden Schrittkombinationen, ihr rasantes Tempo, ihre Ausstrahlung und dabei das schon zum Auftakt siegesgewisse Lächeln, machten sie zur Ausnahmeerscheinung im Klassefeld. Das änderte sich auch nicht bei den weiteren drei Durchgängen und erst recht nicht im Finale der sechs besten Paare zu später Stunde.

Die beiden Pforzheimer gewannen überlegen vor Polikhna/Aldaev (Russland), Bergmannova/ Gorodilov (Estland) und dem deutschen Paar, den Dritten der DM, Artur Balandin und Anna Salita (Bochum). Beide haben eine Wuppertaler Vergangenheit, tanzten sie doch früher beim Grün-Gold-Casino und fiebern in jedem Jahr ihrem „Heimspiel“ in der Stadthalle entgegen. Beide studieren zwar Sportmanagement, beziehungsweise Medienwissenschaft, doch ihr Hauptbetätigungsfeld ist derzeit das Tanzparkett. „Sechsmal pro Woche trainieren wir Tanz und Fitness, haben aber auch Mental-Training“, erklärt Artur Balandin. „Und dann geben wir auch Gruppen-Unterricht“, verraten die Amateure.

Während bei vielen der jungen Paare die sportliche Zukunft noch vor ihnen liegt, gab ein Paar der Seniorenklasse III ihren alle bewegenden Abschied vom Turniertanz bekannt: Beate und Michael Lindner. Sieben Weltmeisterschaften ertanzten die Darmstädter sich im Laufe ihrer glanzvollen Karriere. Dass sie auch am Samstag die internationale Konkurrenz hinter sich ließen, verstand sich fast von selbst.

Ein Spaß für alle Beteiligten wie auch für das Publikum am Rande der Fläche war der Jive-Cup am Freitag, der ohne Clubzugehörigkeit allen Tänzern offen steht. Hier war neben reinen Frauen-Formationen auch ein Rollstuhlpaar am Start. Sieger wurden die Bielefelder Elina Enes und Joshua Liptowitsch.

Drei Tage täglich 16 Stunden Tanz, das erfordert neben einer minutiösen Vorbereitung viele ehrenamtliche Helfer, bei denen sich Andreas Plum aus dem Organisationsteam besonders herzlich bedankte. „Da waren rund 150 Freiwillige im Einsatz, die zum Teil von den Turnieren überhaupt nichts gesehen haben.“ Norbert Jung, Präsident des Tanzsportverbandes NRW und einer der „Väter“ der danceComp, fehlte an diesem Wochenende leider erkrankt. Die 16. Auflage des bedeutenden Turniers wird im nächsten Jahr vom 5. bis zum 7. Juli stattfinden. In der Historischen Stadthalle natürlich.

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