Rehatraining statt EM für Babak

Der tschechische Mittelmann des Bergischen HC verfolgt die Titelkämpfe aus der Ferne und hätte selbst gern mitgespielt.

Rehatraining statt EM für Babak
Foto: Andreas Fischer

Um eine Operation kommt Tomas Babak herum, das steht seit Donnerstag nach einer erneuten Röntgenkontrolle seines linken Ellenbogens fest. Doch für den Regisseur von Handball-Zweitligist Bergischer HC ist das momentan nur ein schwacher Trost. „Die Enttäuschung kommt immer wieder hoch“, sagt der 24 Jahre alte Tscheche, der jetzt doch so gerne mit seinen BHC-Mitspielern Milan Kotrc und Leos Petrovsky bei der tschechischen Nationalmannschaft wäre, um sich auf die Europameisterschaft vorzubereiten.

Doch der EM-Traum platzte für ihn. Passiert ist es im letzten Spiel des BHC im alten Jahr in Dresden. „Ich wollte durchspringen, bin aber auf den Rücken gefallen und habe mich instinktiv mit dem Arm abgestützt. Dabei ist das Gelenk kurz herausgesprungen“, berichtet er von der Szene, die auch seine Familien und ein Dutzend Freunde aus Tschechien auf der Tribüne entsetzt mitverfolgt hatten. Mit ihnen wollte Tomas Babak eigentlich gleich anschließend in seine Heimat fahren, um sich am nächsten Tag der Nationalmannschaft anzuschließen.

Jetzt ist stattdessen in Wuppertal täglich Reha bei Vereinsphysiotherapeut Carsten Walonka angesagt. Lymphdrainage etwa sowie andere Anwendungen. Teilriss des Innenbandes mit Riss der Gelenkkapsel und einer Knochenprellung lautete die Diagnose.

Für Babak der erste Rückschlag in einer Saison, die für ihn, wie für die gesamte Mannschaft bisher so gut verlaufen war. Das Zusammenspiel mit seinem neuen Regisseurkollegen Linus Arnesson klappte glänzend, zeitweise standen beide gemeinsam auf der Platte, was den BHC noch unausrechenbarer machte. Ansonsten konnten sie sich in Ruhe abwechseln.

Babak hat bisher alle 20 Ligaspiele mitgemacht, ist mit 40 Treffern fünfbester Schütze des BHC und mit 30 Assists nach Arnesson zweitbester Vorbereiter. Dass er nun sogar Chancen hat, tschechischer Handballer des Jahres zu werden, ist aber wohl hauptsächlich der Lohn der tollen Erstliga-Rückrunde, die er nach dem Ausfall von Viktor Szilágyi im Februar gespielt hatte.

Er ist er für kommenden Mittwoch nach Brünn eingeladen, wo die Nationalmannschaft sich vor ihrem Abflug zur EM nach Kroatien versammelt und der Spieler des Jahres bekanntgegeben wird. Da kann er Petrovsky und Kotrc auch noch die besten Wünsche mit auf den Weg geben. In Kontakt ist er mit beiden ohnehin fast täglich. In der Gruppe D mit Spanien, Dänemark und Ungarn dürfte es nicht einfach werden, Platz drei und damit die Zwischenrunde zu erreichen. Die Spiele will sich Babak natürlich im Fernsehen anschauen, wenn es nicht mit dem Training kollidiert. Wann er wieder mit Lauf- und Athletiktraining beginnen kann und auch seinen rechten Wurfarm trainieren darf, muss jetzt der Doc entscheiden. Babak: „Ich denke aber, dass ich zumindest für einige Einheiten bei der Mannschaft sein werde, wenn am 12. Januar die Vorbereitung beginnt“. Aktuell ist noch seine Familie im Bergischen, um moralischen Beistand zu leisten, was Freundin Kristina ohnehin schon tut. Sie spielt ebenfalls Handball, und zwar in der zweiten Mannschaft des HSV Gräfrath. Vielleicht hat Babak ja jetzt Zeit, das eine oder andere Spiel zu sehen. Er fiebert aber dem Tag entgegen, an dem er selbst wieder auf der Platte stehen kann. Ob das früher ist als in den prognostizierten drei Monaten, hängt vom Heilungsverlauf ab.

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