Regen stoppt die Schwimmer nicht

Vereinsschwimmer, die während der Sanierung der Leistungszentrum im Freidbad Neuenhof Unterschlupf gefunden haben, arrangieren sich mit den ungewohnten Verhältnissen bestmöglich.

Regen stoppt die Schwimmer nicht
Foto: Stefan Fries

Dick verpackt, wie sie am Beckenrad stehen, erinnern Susanne Jedamsky und Axel Focke eher an Ski- denn an Schwimmtrainer. Dicke Regentropfen perlen von ihren Allwetterjacken und Hosen ab, während sie den Schützlingen im Wasser die nächsten Kommandos zurufen. Schwimmtraining beim SV Bayer im Spätsommer 2017. Dass Wasser im privaten Freibad Neuenhof scheint zu kochen, als nun auch noch ein bisschen Hagel hinzukommt. Die Athleten ziehen aber unverdrossen ihre Bahnen, lächeln sogar, wenn sie sich zwischendurch am Beckenrand festhalten, ganz offensichtlich über die Umstände. Motto: Wasser ist ohnehin nass, und warm ist es ja auf jeden Fall. 28 bis 29 Grad sind es dank der kostenlosen Abwärme der nahen Müllverbrennungsanlage. „Dem einen oder anderen ist das fast schon zu warm fürs Training“, sagt Susanne Jedamsky.

Das wohlige Gefühl ändert sich allerdings, als es zu donnern beginnt und alle schnell aus dem Becken müssen, das bei Gewitter natürlich gesperrt wird. Im Galopp geht es zur Umkleide. Die Haut ist zwar noch warm, was sich bei zehn Grad Außentemperatur aber nun schnell relativiert. Schluss für heute! Eine halbe Stunde früher als geplant. Eine weitere halbe fehlt den vier Bayer-Gruppen mit zusammen rund 100 Schwimmern ohnehin bei jeder Einheit, seit mit Schließung des Leistungszentrums, das voraussichtlich noch bis April saniert wird und eine neue Edelstahlauskleidung bekommt, die Vereinsschwimmer in Wuppertal zusammenrücken müssen.

„Wir sind sehr glücklich, dass wir hier im Neuenhof sein dürfen“, versichert Simone Osygus, Geschäftsführerin der Bayer-Schwimmabteilung und Vorsitzende des Schwimmverbands Wuppertal. Im übrigen sei keiner ihrer Schwimmer aufgrund des nötigen Umzugs abgesprungen, auch wenn sich jeder auf das „neue“ Leistungszentrum freue. Osygus kennt die aktuellen Verhältnisse noch aus eigener Erfahrung. Als das Leistungszentrum Mitte der 90er Jahre abbrannte, war sie selbst noch Schwimmerin und fand ebenfalls im Neuenhof einen Unterschlupf. Damals allerdings noch mit Traglufthalle, die diesmal für das deutlich kürzere Intermezzo nicht vorgesehen ist.

Axel Focke, der das damals auch miterlebt hat, ist gespannt, ob die Situation seine Schwimmer jetzt nicht sogar abhärtet. „Ich möchte wetten, dass wir weniger mit Erkältungen zu tun haben werden, als sonst.“ Was noch zu beweisen wäre. „Der 12-jährige Nachwuchsschwimmer Enver Hepgüler versichert jedenfalls, dass er bisher mit den Umständen keine Probleme habe. Noch ist allerdings Spätsommer und Herbst und Winter kommen bestimmt.

Der SV Neuenhof will schnellstmöglich noch ein Blockhaus auf der Wiese aufstellen, um die Umkleidesituation und entschärfen — gleich neben den Duschen. „Wir warten nur noch auf die Baugenehmigung, die Hütte haben wir schon“, sagt der Vorsitzende Burkhard Orf. Insgesamt ist er mit der Unterstützung durch die Stadt sehr zufrieden. Für die eingeräumten Schwimmzeiten — der Belegungsplan ist jetzt von morgens (Schulen) bis abends voll, auf bis zu sieben Bahnen — gibt es eine kleine Entschädigung. Und gerade hat die Stadt 30 000 Euro als Investitionszuschuss bewilligt, allerdings für die umfangreichen Sanierungsarbeiten vor dieser Saison, als unter anderem eine neue Filterkesselanlage und neue Warmwasserspeicher für die erneuerten Duschen angeschafft werden mussten. Gesamtinvestition eine viertel Million Euro. Das kommt jetzt nicht nur den Sommer wie Winter mehr als 2000 Mitgliedern des SV Neuenhof zu Gute, sondern auch den „asylsuchenden“ Leistungsschwimmern. Die Mitglieder seien zwar anfangs skeptisch gewesen, dass ihnen dadurch etwas weggenommen werde, doch das habe sich dank größtmöglicher Transparenz inzwischen gelegt“, versichert Orf, dem jetzt auch die Regentropfen von der Hutkrempe perlen.

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