Kleinere Handball-Tore: „Eine total bescheuerte Idee“

Wuppertaler Spieler und Experten halten nichts von kleineren Toren und einer Ausdehnung des Wurfkreises im Handball.

Wuppertal. Morgen beginnt in Schweden die Handball-Weltmeisterschaft. Im Vorfeld des Großereignisses sorgte der Weltverband-Vorsitzende Hassan Moustafa mit zwei Vorschlägen für Irritationen und eine Menge Diskussionsstoff. Der 65-Jährige will die Chancen der Torhüter verbessern und regt an, die Tore zu verkleinern und den Wurfkreis von sechs auf sieben Meter auszudehnen. „So hält der Torwart mehr, kann somit mehr Angriffe einleiten — und macht den Handball dadurch noch schneller“, erklärte der Ägypter. Die Wuppertaler Handball-Experten und Spieler halten von diesen Vorschlägen nichts.

Chrischa Hannawald, Co.-Trainer des Zweitligisten Bergischer HC und Ex-Nationalkeeper: „Eine total bescheuerte Idee. Manchmal habe ich den Eindruck, dass solche Funktionäre nichts Anderes zu tun haben. Man muss nichts erfinden, um den Handball noch schneller und extremer zu machen. Schon jetzt ist das Spiel so schnell, dass die Schiedsrichter teilweise nicht mehr mitkommen und man überlegen muss, ob nicht sogar ein dritter Unparteiischer nötig ist.“

Axel Schmidt, Torwart des Verbandsligisten TG Cronenberg: „Ich glaube nicht, dass man mit diesen Ideen die Attraktivität der Sportart steigern würde. Dafür sehe ich auch überhaupt keinen Handlungsbedarf. Aus dem Bauch heraus glaube ich, dass Würfe aus sieben Metern für die Torhüter sogar schwieriger zu halten sein könnten, als aus sechs Metern. Leute, die solche Änderungen vorschlagen, haben teilweise noch nie Handball gespielt.“

Philipp Bamidele, Schlussmann bei Verbandsligisten LTV Wuppertal: „Ich glaube schon, dass sich die Chancen der Torhüter erhöhen würden. Aber in unseren Spielen mit dem LTV fallen ja ohnehin meist relativ wenig Tore. Weil aber viele Treffer auch für mehr Spannung sorgen, wäre ich gegen solche Änderungen.“

Norbert Gregorz, Ex-Erstligaprofi und aktueller Trainer des LTV: „Ich bin irritiert, warum man an einer so schönen und interessanten Sportart, die in den letzten Jahren ja ohnehin schon deutlich schneller geworden ist, herumdoktern will. Der Handball lebt davon, dass viele Tore fallen und ist attraktiv genauso wie er ist.“

Dieter Dietze, Wuppertaler Torwart-Trainer und Statistik-Experte: „Die Chancen von Abwehr und Torwart sind schon groß genug. Teilweise fällt die Hälfte aller Tore durch Gegenstöße oder Siebenmeter. Das Positionsspiel noch schwieriger für die Angreifer zu machen, hielte ich für absolut verkehrt.“

Stefan Adam, Ex-Bundesligaspieler und BHC-Manager: „Ich habe die Vorschläge mit Schmunzeln und Kopfschütteln zugleich aufgenommen. Aus allen internationalen Ecken hat es die gleiche Reaktion gegeben. Das ist nicht zu Ende gedacht und ich kann mir nicht vorstellen, dass davon auch nur ansatzweise etwas realisiert wird. Die Tore haben die perfekte Größe, und die Bedeutung des Torwartspiels ist jetzt schon unglaublich groß, wie teilweise Quoten von 50 Prozent gehaltener Bälle zeigen. Würde dem Torwart eine noch größere Bedeutung zukommen, wäre das auch nicht im Sinne eines Mannschaftssports.“

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