BTV Kiera Gaines - Reisende in Sachen Basketball

Kiera Gaines soll den BTV verstärken und hat dafür ohne zu Zögern ihre Heimat Virginia verlassen. Sie ist zum zweiten Mal in Deutschland.

BTV: Kiera Gaines - Reisende in Sachen Basketball
Foto: Anna Schwartz/Andreas Fischer (Archiv)

Wuppertal. Vor zwei Wochen wusste Kiera Gaines noch nicht, wo Wuppertal überhaupt liegt, jetzt kann sie schon Barmen, Elberfeld und Oberbarmen auseinanderhalten. Es ging alles rasend schnell für die 23 Jahre alte Amerikanerin aus dem Städtchen Mechanicsville in Virginia.

„Am Dienstag hat meine Agentin bei mir angefragt, am Mittwoch saß ich im Flugzeug, sagt die neue Hoffnungsträgerin vom Basketball-Zweitliga-Vorletzten Barmer TV. Lange überlegt habe sie nicht, wollte unbedingt zurück nach Deutschland, wo sie in der vergangenen Saison für Süd-Zweitligist SG Weiterstadt durchschnittlich 19,9 Punkte pro Spiel erzielt hat. „Hier sind alle so freundlich zu mir, alles ist so sauber und ich mag auch das Essen“, sagte Gaines. Als Lieblingsspeise gibt sie allerdings Spaghetti Bolognese an, mag aber auch „German Bratwurst“. „Ich könnte den ganzen Tag essen“, versichert sie lachend. Man sieht es ihr nicht an, die Beine erinnern eher an ihr Leibgericht.

„Wenn sie die Punktausbeute wie in Weiterstadt auch hier schafft, wäre das super“, sagt BTV-Trainerin Lilia Rachmakow. Sie hatte sich in Weiterstadt und bei Gegnern der 2. Liga Süd nach Gaines erkundigt, ehe man den Transfer vollzog. Verstärkungen hatte sie aufgrund der seit Saisonbeginn prekären Personallage schon lange gefordert. Ein finanzielles Abenteuer will man beim BTV aber nicht eingehen. „Durch kleinere zusätzliche Sponsoren und die Hoffnung auf mehr Zuschauer konnten wir den Wechsel bewerkstelligen“, sagt Abteilungsleiter Wulf Obrig.

Bei der Leistungsdichte in den USA könnte Kiera Gaines in den USA mit Basketball kein Geld verdienen. „Ab und zu jobbe ich als Taxifahrerin mit dem eigenen Auto, ansonsten spiele ich in Collegeteams, da gibt es aber keine Meisterschaft“, berichtet sie in Englisch. Deutsch versteht sie zum Teil, spricht es aber noch kaum. Trotzdem ist sie ein sehr kommunikativer Typ.

Dass sie dem BTV weiterhelfen kann, deutete die 1,80 Meter große Flügelspielerin bereits im Pokal gegen Erstligist Hannover an. Morgen im ersten Rückrundenspiel bei Aufsteiger Osnabrücker TB erwartet Lilia Rachmakow noch mehr von ihr. Seit zehn Tagen trainiert Gaines mit, muss sich vor allem im athletischen Bereich noch verbessern. Das beim BTV angebotene Krafttraining, das die wöchentlich vier Basketballeinheiten ergänzt, ist für sie absolute Pflicht. „Du musst auch zu Hause etwas tun“, verlangt die Trainerin von ihrem neuen Schützling. Gaines wird nämlich am Montag bis zum 3. Januar heim zur Familie fliegen, um dort Weihnachten zu feiern und „viel zu essen“, wie sie versichert.

In Wuppertal fühlt sie sich allerdings gut aufgenommen, hatte gerade eine ehemalige Freundin aus Weiterstadt zu Besuch und ist mit Mannschaftskollegin Miska Stankova schon Schwebebahn gefahren. „Like a Rollercoaster“ - wie Achterbahn, sagt sie begeistert und wirkt mit ihren schwarz-blau gefärbten Rastalocken wie ein Teenager, der fröhlich in den Tag hineinlebt. Dabei ist sie durchaus alltagstauglich, hat souverän die Klippe am Fahrkarten-Automat genommen, um das Zugticket für ihre Freundin zu lösen, kommt allein zu Fuß von ihrer Unterkunft in der Jugendherberg an der Oberen Lichtenplatzer Straße hinab zum Training in die Heckinghauser Halle. Ansonsten schlafe sie viel, schaue mit Stick amerikanisches Fernsehen. Einen Fernseher hat ihr Teammanager Frank Blaszyk in die Wohnung in der Herberge gestellt. In der wohnten ehemals die Herbergseltern. Seit deren Auszug wird sie für relativ wenig Geld vermietet, wie Blaszyk auf Anfrage erfuhr und zugriff. Opernsänger oder Schauspieler kamen hier während ihres Engagements in Wuppertal schon unter — jetzt ist es erstmals eine amerikanische Basketballspielerin.

Fürs Foto mit Blick auf das Tal lässt sie sich gerne ablichten, möchte die Fotos anschließend für „Mom“ zu Hause haben. „I am a horter“, versichert sie, was einen notorischen Sammler beschreibt. In Wuppertal hortet sie gerade neue Eindrücke, will den besten Eindruck natürlich auf dem Basketballfeld hinterlassen.

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