„In Wuppertal ist es perfekt“

Schwimmtrainerin Susanne Jedamsky über ihre Zeit beim SV Bayer und ihre Zukunft als Co-Bundestrainerin.

„In Wuppertal ist es perfekt“
Foto: Andreas Fischer

Als Trainerin der Trainingsgruppe 2 im SV Bayer hat Susanne Jedamsky in den vergangenen sieben Jahren viele Talente an die deutsche Spitze herangeführt und wichtige Zuarbeit für die erste Trainingsgruppe geleistet. Nun wechselt sie als Co-Bundestrainerin zum Deutschen Behindertensportverband (DBS).

Wie schwer fällt der Abschied aus Wuppertal?

Susanne Jedamsky: Da gibt es schon ein weinendes und ein lachendes Auge. Als ich die Entscheidung getroffen hatte, hierherzukommen, haben viele zu mir gesagt, das geht ja gar nicht. Ich kannte Wuppertal bis dahin nur von Wettkämpfen in der Schwimmoper und im Leistungszentrum. Ansonsten von der Durchfahrt mit dem Zug, und da ist es ja ganz grauselig. Doch ich muss schon sagen, es ist ein Stück Heimat geworden.

Und das lachende Auge?

Jedamsky: Beruflich ist es für mich eine Weiterentwicklung zumal ich auch nach Hause nach Vallendar bei Koblenz komme. Als Bundestrainerin habe ich ein Home-Office, wenn es nicht gerade zu Lehrgängen und Wettkämpfen geht. Wuppertal war ja mein Zweitwohnsitz, und mit den Arbeitszeiten eines Trainers, der täglich am Beckenrand steht, kommt man nicht so oft nach Hause.

Werden Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit das eine oder andere mal zurückkehren?

Jedamsky: Sicher. Der paralympische Trainingsstützpunkt heißt ja Leverkusen/Wuppertal. Und mein erster Einsatz für den DBS sind die Deutschen Meisterschaften in Remscheid. Da bin ich dann schon direkt im November wieder hier.

Gibt es denn viele hiesige Sportler, für die Sie zuständig sein werden?

Jedamsky: Ja. Ich bin zuständig für den Nachwuchsbereich. Wir haben übrigens schon mit behinderten Schwimmern zusammen trainiert, seit Wuppertal paralympischer Stützpunkt ist. Hannes Schürmann oder Isabel Marie Goglin und auch der Nürnberger Taliso Engel, der für die SG Bayer schwimmt, fallen in meinen neuen Tätigkeitsbereich.

Wie sehen die letzten Trainingseinheiten mit ihren jetzigen Schützlingen aus?

Jedamsky: Wir bereiten uns gerade auf die Verbandsmeisterschaften vor, die am Wochenende in der Schwimmoper stattfinden und mein letzter Wettkampf für die SG Bayer sein werden. Danach begleite ich für den Schwimmverband NRW noch den Landestrainer und das NRW-Junior-Topteam nach Shanghai. Da sind aus Wuppertal auch Jan Delkeskamp und Yannis Merlin Willim dabei.

Zwei Schützlinge, die Sie groß gemacht haben. Ist man da auch eine wenig stolz?

Jedamsky: Auf jeden Fall. Nach so vielen Jahren als Trainerin ist es schon so, dass man überall auf Athleten trifft, die man ein ganzes Stück ihres Weges begleitet hat.

Saarbrücken, Hamburg, Koblenz: Sie sind als Trainerin viel herumgekommen. Wo würden Sie da Wuppertal einordnen?

Jedamsky: Wuppertal ist von seinen Bedingungen her eine hervorragende Station. In meiner Koblenzer Zeit musste ich mir Gedanken machen, wo ich überhaupt trainieren kann. In Wuppertal ist es perfekt, wenn auch das Leistungszentrum wieder zur Verfügung steht. Dazu kommt das Schulzentrum Süd nebenan. Ich würde das schon vergleichen mit meiner Hamburger Zeit.

Sehen sie eine Chance, dass Wuppertal auch im Ranking der Stützpunkte wieder klettern kann?

Jedamsky: Wir haben ja schon viele Kinder und Jugendliche im Verein. Die Schwierigkeiten in NRW allgemein liegen allerdings im Schulsystem. In Brandenburg etwa gibt es viel mehr Eliteschulen des Sports, die dann auch Unterricht und Sport besser koordinieren. Da ist eben nicht um 5.15 Uhr Frühtraining vor dem Unterricht, sondern erst um 7 Uhr. Wenn man Bildung und Sport besser zusammenführen könnte, würde das sehr helfen.

Sehen Sie da auch das größte Manko, Deutschland international wieder konkurrenzfähig zu machen?

Jedamsky: Die Frage Leistung oder Bildung ist sicher zentral. Ich habe viele erlebt, die spätestens mit dem Studium ihre Schwimmkarriere zurückgeschraubt haben. Ich glaube, dass man die Sportler mehr unterstützen sollte, damit beides geht. Mit anderen Systemen, beispielsweise in Osteuropa und den USA, ist das aber schwer vergleichbar. So etwas lässt sich nicht überstülpen.

Sie haben selbst erlebt, dass Ihre Tochter Sarah ihr Trainingspensum aus persönlichen Gründen zurückgeschraubt hat. Was würden Sie Eltern raten, deren Kind Leistungsport betreibt?

Jedamsky: Wenn es das von Herzen möchte, gibt es immer einen Weg. Man muss mit Trainern und Lehrern sprechen, damit die Schule nicht zu kurz kommt. Im Abiturjahr ballt sich das, aber es gibt viele Beispiele, dass es geht, beim SV Bayer etwa Christian vom Lehn.

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