Ein torgefährlicher Techniker

Rouven Jahn hat sich bei Oberligist LTV zum Spielgestalter entwickelt. Er musste sich einst zwischen Handball und Hockey entscheiden.

Ein torgefährlicher Techniker
Foto: Otto Krschak

Den eleganten Techniker sieht man dem 23 Jahre alten Spielmacher des Handball-Oberligisten LTV Wuppertal schon an. Doch dass der eher filigran wirkende Rouven Jahn (24) mit der Rückennummer 77 auch zu den härtesten und präzisesten Werfern gehört, bemerkt man erst, wenn er auf dem Feld steht und nicht nur umsichtig seine Nebenspieler einsetzt, sondern auch torgefährlich agiert. So zuletzt beim kaum erwarteten 33:26-Erfolg über den Spitzenreiter Rheinwacht Dinslaken, als Rouven Jahn sich neunmal in die Torschützenliste eintrug. Überhaupt hat er wesentlichen Anteil am bisher vorzüglichen Abschneiden des Aufsteigers LTV in der Oberliga. Dreimal traf er gegen Dinslaken vom Siebenmeterpunkt, ist der Strafwurfschütze Nummer eins im Team von Trainer Dennis Werkmeister.

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Steigt der Adrenalin-Spiegel, wenn man möglicherweise mit einem verwandelten oder vergebenen Siebenmeter über Sieg oder Punktverlust entscheiden kann? „Ich konzentriere mich bei Siebenmetern in erster Linie auf den Torwart. Was macht der, wie wird er reagieren? Den Spielstand versuche ich dabei auszublenden. Denn wenn man sich zu viele Gedanken macht, geht es meistens schief“, beschreibt der Lehramtsstudent für Englisch und Sport an der Bergischen Universität seine Situation als Siebenmeterschütze.

Die Nerven hatte er auch im Lokal-Derby gegen die Cronenberger TG behalten, als der LTV noch einen Siebenmeter zugesprochen bekam. „Da war das Spiel schon abgepfiffen, und wir lagen mit einem Tor zurück. Ich habe verwandelt, und wir haben einen Punkt gerettet“, erinnert sich der höfliche junge Mann, der seit 2013 beim Langerfelder Traditionsverein spielt. Erst zwei Jahre in der Sporthalle Heckinghausen, seitdem in der Buschenburg.

„Hier in der Buschenburg ist alles etwas intimer. Wir fühlen uns hier wohl“, beschreibt er die Stimmung im Team, wenn die Heimspiele in der recht kleinen Langerfelder Halle anstehen. Rouven Jahn kam 2013 vom BHC, wo er nach seinen Anfängen bei der Barmer Turngemeinde lange Jahre in der Jugend gespielt hat, sich dann aber als gebürtiger und wohnhafter Wuppertaler für den LTV entschied.

Entscheiden musste er sich schon als Jugendlicher, denn als Schüler hatte er zehn Jahre lang parallel Handball und Feldhockey gespielt. „Da ich das als Leistungssport angesehen habe und zwei so verschiedene Sportarten nebeneinander nicht funktionieren, habe ich mich für den Handball entschieden“, sagt er und fügt grinsend hinzu: „Wenn man mal vom Handball getroffen wird, ist das bei weitem nicht so schmerzhaft wie von der harten Hockeykugel.“

Beim LTV fühlt sich Rouven Jahn sehr wohl und lobt die Trainingsarbeit von Jens Buss, mit dem der LTV den Aufstieg in die Oberliga geschafft hat, ebenso wie die jetzige von Dennis Werkmeister. „Zwei ziemlich verschiedene Typen. Dennis ist zwar auch temperamentvoll an der Linie, hat aber in den Auszeiten eine ruhige Ansprache an uns Spieler.“ Natürlich hat er in seinen Kindheitstagen einiges vom damaligen Glanz des LTV in der zweiten Bundesliga mitbekommen. „Der Verein mit seinen Fans und seiner Struktur könnte sicher auch eine Liga höher spielen. Aber im Moment sind wir mit der Situation zufrieden und spielen eine zufrieden stellende Saison.“

Heute im Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach soll es mit dem zuletzt grippekranken Rouven Jahn ähnlich gut laufen.

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