Wuppertaler Schwimmsport Christian vom Lehn will bei der WM noch einen draufsetzen

Der Wuppertaler Schwimmer hat bei der Deutschen Meisterschaft jüngst zwei Titel gewonnen. Für die WM Ende Juli in Budapest hat er sich einiges vorgenommen.

Wuppertaler Schwimmsport: Christian vom Lehn will bei der WM noch einen draufsetzen
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Wuppertal. Ende Juli ist es so weit: In Budapest trifft sich die internationale Schwimm-Szene um ihre Weltmeister zu ermitteln. Mit dabei ist auch der für die Wuppertaler SG Bayer startende Christian vom Lehn. Der 25-Jährige geht mit der 4x100-m-Lagenstaffel der Männer, die sich in Berlin „sauber“ für Budapest qualifiziert hat, an den Start. Die Beckenwettkämpf der WM werden vom 23. bis 30. Juli in der ungarischen Hauptstadt ausgetragen. Vom Lehn hatte am vergangenen Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften zwei Goldmedaillen errungen. Einen dritten Start hatte er wegen Rückenproblemen absagen müssen. Im Interview mit der WZ spricht Vom Lehn über die DM, die kommende WM und über seine Rückkehr zur SG Bayer nach Wuppertal.

Wie lange haben Sie sich in Ihrer Laufbahn gedanklich mit der 1-Minute-Schallmauer über 100 Meter Brust beschäftigt?

Christian vom Lehn: Spontan habe ich jetzt nicht damit gerechnet, dass ich so schnell schwimmen würde bei der Deutschen Meisterschaft. Ich wusste aber im Vorfeld der DM, dass ich die Minute wieder knacken kann. Dass ich im Endlauf dann fast eine Sekunde unter der Minute bleiben würde, damit habe ich nicht gerechnet. Aber vielleicht bin ich einfach mit der nötigen Entspannung an das Rennen herangegangen. Ich hatte schließlich nichts mehr zu verlieren. Ich habe dann vor dem Rennen ein bisschen was beim Einschwimmen umgestellt, ein bisschen an der Technik gefeilt und dann hat es auf einmal gefluppt.

Wie war das Gefühl beim ersten Blick auf die Anzeigetafel?

Vom Lehn: Ich habe angeschlagen, mich umgedreht und habe auf die Anzeigentafel geschaut und konnte es erst einmal gar nicht glauben, dass ich wirklich diese 59,47 Sekunden geschwommen bin. Da brauchte ich dann schon einen Moment, um das zu realisieren. Dann habe ich mich einfach nur noch gefreut, habe zum Bundestrainer geguckt und auch den Blickkontakt mit meinem Trainer, Michael Bryja, gesucht.

Welche Bedeutung hat diese neue Bestmarke?

Vom Lehn: Das war schon auch eine Art Statement, dass meine Rückkehr nach Wuppertal zur SG Bayer der richtige Schritt für mich gewesen ist, um wieder vorwärts zu kommen. Das zeigt ja auch, dass ich mich hier richtig wohl fühle.

Ist er vergleichbar mit der damaligen Verbesserung über 200 m Brust, der zur Bronzemedaille bei der WM führte?

Vom Lehn: Ein stückweit schon. Über die Bruststrecken ist natürlich in den vergangenen Jahren noch einmal einiges passiert. Die Leute sind sehr schnell geworden. Ich hoffe, dass ich da bei der WM noch einmal was drauf legen kann. Mit der Zeit von der DM bin ich ja schon einmal auf Finalkurs. Und da möchte ich meine Zeit natürlich noch einmal verbessern. Natürlich liebäugle ich auch ein wenig mit dem Deutschen Rekord, den ich bei der WM eigentlich schon schwimmen möchte. Eine Verbesserung von einer halben Sekunde auf den 100 Metern ist für einen Schwimmer in meinem Alter eher ungewöhnlich.

Sind denn die 200 Meter derzeit eher deine Nebenstrecke, liegt der Fokus auf den 100 Metern?

Vom Lehn: Die 100 Meter sind in den vergangenen Monaten auf jeden Fall ein wenig in den Fokus gerückt. Ich wäre die 200 Meter bei den Deutschen Meisterschaften am vergangenen Sonntag auch gerne geschwommen. Aber da stand mir dann eine kleine Rückenverletzung im Wege, die ich mir vor dem Finallauf der 50 Meter zugezogen hatte. Ein Wirbel stand schief. Die 50 Meter konnte ich dank ausreichend Adrenalin im Blut noch schwimmen. Aber ich hätte schon gerne gewusst, was ich über die 200 Meter schwimmen hätte können.

Wie ärgerlich ist es, wegen einer Art Hexenschuss seinen dritten Finallauf absagen zu müssen?

Vom Lehn: Das war schon kein schönes Gefühl, aber auch nicht so schlimm. Die Deutschen Meisterschaften waren so erfolgreich mit dem Titel über die 100 Meter Brust gleich am Anfang des Wettbewerbes. Da war ich schon überglücklich, dass ich die Minute geknackt habe und gleich die WM-Quali in der Tasche hatte. Da kamen noch die 50 Meter Brust, die echt super gelaufen sind. Vielleicht wäre die ohne die Rückenverletzung noch einmal bisschen besser gelaufen.

Welche Bedeutung hat deine Rückkehr zur SG Bayer und damit in Ihre Heimatstadt für Sie?

Vom Lehn: Das Umfeld stimmt jetzt einfach. Meine Familie und einige meiner Freunde leben hier. Hinzu kommt, dass ich mich mit meinem Trainer richtig gut verstehe und mit Michael Bryja super klarkomme. Er gibt mir viele Tipps zu meiner Technik. Der Verein steht einfach zu 100 Prozent hinter mir. Das Gesamtpaket stimmt einfach. Im Training schwimme ich nicht mehr so viele Kilometer, mache aber mehr Krafttraining. Teilweise bin ich zwei bis zweieinhalb Stunden im Kraftraum.

Deutschen Schwimmern sagt man nach, dass sie bei der DM auf dem Leistungshoch sind und bei internationalen Wettkämpfen nachlassen.

Vom Lehn: Da kann ich jetzt nur für mich selbst sprechen. Bisher ist es mir ja gelungen bei internationalen Wettkämpfen immer noch einmal einen drauf zu setzen und das habe ich natürlich auch im Juli in Budapest vor. Auch, um sicher ins Finale zu schwimmen.

Sie sind für die 4 x 100 Meter Lagen-Staffel nominiert bei der WM in Budapest im Juli. Wie groß ist die Chance auf einen Einzelstart?

Vom Lehn: Ich darf auch über die 100 Meter Brust im Einzel an den Start gehen. Ins Finale zu kommen, wäre schon einmal toll. Das große Ziel ist auf jeden Fall, meine Zeit noch einmal zu verbessern. Und dann muss man am Ende sehen, wofür es reicht. Ich kann ja auch nicht mehr tun, als mein Bestes zu geben. Die WM beginnt in knapp einem Monat, gestern habt ihr das letzte Mal im SSLZ trainiert.

Wie läuft die WM-Vorbereitung ohne das Heinz-Hoffmann-Bad?

Vom Lehn: Für die Vorbereitung auf die WM hat das für mich keine großen Auswirkungen mehr. Diese Woche haben wir ja noch im SSLZ trainieren können. Nächste Woche trainiere ich bei den Wasserfreunden im vereinseigenen Freibad, damit ich auf der 50-Meter-Bahn trainieren kann. Ab dem 3. Juli habe ich dann aber auch Lehrgang mit dem DSV in Heidelberg und im Anschluss geht es auch schon zur WM nach Budapest.

Wie ist das Training danach geplant?

Vom Lehn: Nach dem Sommer trainieren wir in der Schwimmoper. Das ist auch sinnvoll, denn dann stehen ja auch als nächstes die Kurzbahn-Meisterschaften an. Im Endeffekt ist es auch egal, wo man trainiert, Hauptsache man trainiert gut und bringt seine Leistungen im Training. Im Winter werden wir dann im beheizten Freibad im Neuenhof trainieren. Und da mache ich mir auch keine Sorgen, dass ich mich erkälten könnte. Das Wasser ist ja immer schön warm.

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