Interview mit BHC-Manager Stefan Adam: "Zurückzuschauen, ist nicht mein Ding"

Das Interesse am Bergischen HC ist so groß wie nie. Manager Adam gibt sich optimistisch.

Wuppertal. Der Bergische Handballclub 2006 gilt als sein „Geschöpf“. Nach fünf Jahren Aufbauarbeit steht BHC-Manager Stefan Adam vor der größten Herausforderung seiner Laufbahn. Und die heißt nach dem Aufstieg in der vergangenen Spielzeit Handball-Bundesliga.

Herr Adam, der BHC startet in dieser Saison in der Formel 1 des Handball-Sports, der 1. Bundesliga. Befürchten Sie nicht, dass der BHC nur die Hinterräder der Konkurrenz sehen wird?

Stefan Adam: Die Handball-Bundesliga ist inzwischen nicht nur wegen der internationalen Stars die Top-Liga der Welt. Die Liga ist mit dem, was der HC Wuppertal und die SG Solingen vor Jahren vorgefunden haben, nicht vergleichbar. Als der HCW erstklassig spielte, da war zum Beispiel die Uni-Halle noch nationaler Durchschnitt. Heute ist die Halle die drittkleinste Spielstätte der Liga. Wenn Kiel und Hamburg der Maßstab sind, dann sind wir Force India.

Mit welchem Etat gehen sie in die Aufstiegssaison?

Adam: Zwei Millionen Euro plus X, das ist unser Ziel. Ich bin mir sicher, dass wir mit einem konkurrenzfähigen Etat in die Saison starten. Für die Zukunft ist aber das X die entscheidende Größe, wenn wir uns weiter entwickeln wollen. Zum Vergleich: Die drei Top-Clubs gehen mit geplanten Umsatzzahlen jenseits der zehn Millionen Euro in die Saison, der Durchschnittswert der 18 Bundesligisten liegt bei 4,5 bis 5 Millionen Euro.

Können Sie garantieren, dass der BHC die Saison wirtschaftlich reibungslos überstehen wird?

Adam: Ja, absolut. Wir haben über Jahre auf die 1. Liga hin gearbeitet. Auch was die Strukturen im Verein betrifft, werden wir uns noch in vielen Punkten verbessern müssen. Wirtschaftliche Experimente gibt es nicht. Die Region besitzt grundsätzlich genügend Wirtschaftskraft für einen Handball-Bundesligisten.

Die Bundesliga-Handballer in Wuppertal und in Solingen sind in der Vergangenheit gescheitert. Was macht Sie sicher, dass es mit diesem Anlauf klappt?

Adam: Zurückzuschauen, ist nicht mein Ding. Ich denke, dass der BHC mit der BHC Marketing GmbH besser aufgestellt ist als seine Vorläufer. Sowohl in Wuppertal als auch in Solingen überwog damals das Mäzenatentum. Die Sponsoren-Pyramide des BHC mit einem Großsponsor, wenigen großen Sponsoren und vielen kleinen Sponsoren sieht so aus, wie sie aussehen sollte.

Was ist an Fernsehgeldern zu erwarten?

Adam: Jeder Bundesligist erhält 150 000 Euro aus dem Topf. Es gibt keine Anzeichen, dass die Großen daran etwas ändern wollen. Wir haben ohnehin schon eine Drei- oder Vier-Klassengesellschaft in der Liga.

Viele Handball-Fans in Wuppertal haben dem BHC lange die kalte Schulter gezeigt. Haben die auf den Aufstieg in die Eliteklasse gewartet?

Adam: Es sieht so aus, denn wir haben jetzt schon dreimal so viele Dauerkarten verkauft wie im Vorjahr. Bei den Saisonkarten und auch den Einzeltickets kommen sehr, sehr viele Bestellungen aus Wuppertal. Der neue, alte Spielort Uni-Halle und der Sprung in die 1. Liga haben offensichtlich eine Identitätsblockade gelöst. Für uns ist die Diskussion um Wuppertal oder Solingen sowieso nie entscheidend gewesen. Der Großsponsor Brose Schließsysteme hat seinen Sitz in Wuppertal, und wir haben viele Spiele in der Bayer-Halle ausgetragen. Das Standbein Wuppertal ist genau so groß wie das Standbein Solingen. Mit den Strukturen in Solingen oder Wuppertal allein hätten wir es niemals geschafft.

Was ist sportlich vom BHC in der stärksten Liga der Welt zu erwarten?

Adam: Als Aufsteiger in die 1. Handball-Bundesliga ist jeder Verein automatisch in der Außenseiterrolle. Da machen wir keine Ausnahme. Es gibt drei oder vier Teams, die um die Meisterschaft spielen werden. Dann gibt es noch ein paar Kandidaten, die sich Hoffnungen auf die Plätze im Europacup machen dürfen und einige, die dem Niemandsland der Tabelle angehören. Sechs bis sieben Vereine, darunter der BHC, werden um den Klassenerhalt spielen. Von daher ist schon unser erstes Heimspiel in der Uni-Halle gegen Hannover ein megawichtiges Spiel.

Was gibt Ihnen die Hoffnung, dass sich das Motto des BHC ’Gekommen, um zu bleiben’ am Ende der Saison erfüllt?

Adam: Ich bin mir sicher, dass unsere Mannschaft eine sehr intakte Struktur hat. Wir haben bei den Verpflichtungen darauf geachtet, dass es auch menschlich passt. Viele unserer Spieler haben Bundesligaerfahrung. Nur die Mannschaft in dieser Zusammensetzung hat noch keine Bundesligaerfahrung. Und sie muss sich erst ein Standing bei den Schiedsrichtern verschaffen. Schön wäre es, wenn wir früh nichts mehr mit dem Abstieg zu tun hätten und im Gegensatz zu den Vorjahren frühzeitig in die Planung für die darauffolgende Saison einsteigen könnten.

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