Bergischer HC BHC wirbt auf großer Handball-Bühne für sich

Im Halbfinale ist mehr möglich, in der Verlängerung aber siegt Magdeburg — und gewinnt tags darauf den Pokal.

Alexander Hermann vom Bergischen HC wird von Magdeburgs Jacob Bagersted (l) und Magdeburgs Finn Lemke (r) attackiert.

Alexander Hermann vom Bergischen HC wird von Magdeburgs Jacob Bagersted (l) und Magdeburgs Finn Lemke (r) attackiert.

Foto: Lukas Schulze

Hamburg. Der SC Magdeburg entthront durch ein 32:30 im Finale des DHB-Pokals Titelverteidiger SG Flensburg-Handwitt und revanchiert sich für die unglückliche Finalniederlage im Vorjahr, der nationale Pokal ist nicht der Wettbewerb von Bundesliga-Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen und mittendrin präsentiert sich mit dem Bergischen HC ein Neuling auf dieser großen Bühne in hervorragender Manie — das war die Essenz eines mitreißenden Final-Four-Wochenendes in der Hamburger Barclaycard Arena.

Für den Bergischen HC erfüllten sich zwar nicht alle Träume, doch nachdem die Löwen Vorjahres-Finalist SC Magdeburg im Halbfinale in die Verlängerung gezwungen hatten, wo am Ende beim 33:36 (15:14/29:29) dann zwei Fehler zu viel gemacht wurden, gab es von alles Seiten Anerkennung. Auch für die 1000 Fans, die als echte blaue Wand für Stimmung und Rückhalt sorgten. „Eine solche Leistung müssen wir jetzt in der Bundesliga in allen restlichen Spielen abrufen. Dann bleiben wir auf jeden Fall drin“, sagte BHC-Torwart Björgvin Gustavsson, der vor drei Jahren aus Magdeburg zum BHC gekommen war und seine ehemaligen Kollegen mit einer Serie von Paraden ins Schwitzen brachte.

Als er 16 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 29:29 einen Siebenmeter des letztjährigen Bundesliga-Torschützenkönigs Robert Weber parierte, sah es sogar so aus, als könne der BHC das Finale erreichen. Gustavssons isländischer Nationalmannschaftskollege Arnor Gunnarsson nahm sich von Rechtsaußen den letzten Wurf, doch sein Dreher ging knapp am linken Pfosten vorbei. Verlängerung.

Dass die Bergischen die überhaupt erreicht hatte, war einer Aufholjagd in der zweiten Hälfte zu verdanken, die mit einem 0:5-Lauf zum 15:19 ungünstig begonnen hatte. „Ich bin stolz darauf, dass wir uns nicht vom Spiel und der Atmosphäre haben stressen lassen“, sagte Trainer Sebastian Hinze, der mit dem erstmals nach längerer Verletzung wieder einsetzbaren Shooter Fabian Gutbrod in dieser Phase eine wichtige Verstärkung von der Bank gebracht hatte.

Die fünf Minuten zuvor, gleich nach der Pause waren die einzige Schwächephase seiner Mannschaft gewesen in einem Spiel, vom dem wohl kaum jemand der 13 200 Zuschauer in der Halle und Hunderttausende vor dem TV gedacht hätte, dass es an die Dramaturgie des ersten Halbfinals würde heranreichen können — es konnte.

Dort hatte Flensburg die Rhein-Neckar Löwen in einem ständigen Wechselbad ebenfalls in die Verlängerung gezwungen und am Ende mit 31:30 die Oberhand behalten. Allerdings dabei auch den starken Rückraumschützen Rasmus Lauge nach einem absichtlichen Schlag ins Gesicht von Patrick Groetzki mit Roter Karte für das Finale am Sonntag verloren — ein verlust, der sich im Finale gegen Magdeburg rächen sollte.

Für die Rhein-Neckar Löwen dürfte das, kaum ein Trost gewesen sein, nachdem sie zum dritten Mal in Folge im Pokalhalbfinale an den Norddeutschen gescheitert sind und bei neun Final-Four-Teilnahmen immer noch keinen Titel verzeichnen können. „Letztes Jahr war es schlimm, aber in diesem Jahr ist es noch schlimmer. Wir hatten es selbst in der Hand“, sagte Trainer Nicolaj Jacobsen nachher tieftraurig und kündigte an: „Jetzt werden wir alles reinhauen, um Meister zu werden.“ Auch diesen Titel hatten die Mannheimer 2015 erst im Schlussspurt verpasst.

Für den BHC war es wichtig, sich in der Bundesliga-Elite zu etablieren. Das Hamburger Wochenende hat auf diesem Weg geholfen. Erst vor zehn Jahren war die Co-Produktion aus Wuppertal und Solingen an den Start gegangen. „Das war für den ganzen BHC ein Stück Vereinsgeschichte“, sagte Rekord-Pokalspieler Viktor Szilagyi. Er ärgerte sich über eine Szene in der Verlängerung, als er sich von den Schiedsrichtern bei einem Ballverlust benachteiligt sah und der BHC anschließend noch einen Wechselfehler produzierte. Szilagyi: „Danach war es gelaufen.“ In der Bundesliga ist für den BHC dagegen noch alles drin in Sachen Klassenerhalt. Am Samstag geht es in der Liga wieder gegen Magdeburg.

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