BHC-Trainer Hinze über Sigurdsson: "Immer mit klarem Konzept"

Sebastian Hinze, Handball-Trainer des Erstligisten Bergischer HC, über die WM in Katar, das deutsche Team und dessen Trainer Dagur Sigurdsson.

BHC-Trainer Sebastian Hinze sprach im Interview über das deutsche Team und die WM in Katar.

BHC-Trainer Sebastian Hinze sprach im Interview über das deutsche Team und die WM in Katar.

Foto: Fischer, A. (f22)

Wuppertal. Am Samstag spielt die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft gegen Saudi Arabien das letzte Gruppenspiel, schon jetzt hat die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson das Achtelfinale erreicht. Zeit, sich mit Sebastian Hinze, dem Trainer des Handball-Erstligisten Bergischer HC, über die WM und das deutsche Team zu unterhalten.

Herr Hinze, mit den Österreichern Viktor Szilagyi und Maximilian Herrmann sowie den Isländern Björgvin Gustavsson und Arnor Gunnarsson spielen vier Ihrer Spieler vom Bergischen HC bei der WM. Halten Sie Kontakt?

Hinze: Ich schicke mal eine Nachricht, beglückwünsche, dann kommt auch mal was zurück. Aber viel mehr ist es nicht. Die Jungs haben jetzt eine große Aufgabe, und auf die konzentrieren sie sich.

Wie verfolgen Sie diese WM. Das öffentlich-rechtliche TV überträgt nicht.

Hinze: Ich kann schon verstehen, dass das viele verärgert. Und man merkt es auch. Aber ich spüre auch, dass der engere Handball-Kreis da Lösungen findet. ich selbst habe den Bezahlsender Sky daheim oder sehe viele Spiele über den Livestream im Internet. Auch die Spieler treffen sich privat, Fans suchen Kneipen auf, die das anbieten. Schade ist es schon, dass die deutsche Mannschaft nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient hätte. Das hätten wir in der Handball-Szene alle gebrauchen können. Ich sehe es aber auch positiv: Wie Sky das macht, die Qualität der Übertragung — das ist richtig gut.

Haben Sie mit einer derart erfolgreichen deutschen Mannschaft gerechnet?

Hinze: Es lag im Bereich des Möglichen. Dass sie aber in allen Spielen auch gegen die Top-Nationen so konstant auftreten, das hat mich schon überrascht. Es zeigt, dass da richtige Arbeit geleistet wurde: Die Zusammenstellung der Mannschaft stimmt, die Spieler haben Spaß an dem, was sie machen. So könnte ihnen noch die ein oder andere Überraschung gelingen.

Was hat der inzwischen gefeierte neue Trainer Dagur Sigurdsson bewirkt?

Hinze: Dagur hat Wert auf eine stabile Abwehr in einem neuen Abwehrsystem gelegt und sich dafür die Spieler ausgesucht. Und er vertraut im Angriff den Akteuren, die sein System beherrschen: Paul Drux, Steffen Weinhold und Martin Strobel — das passt zusammen. Die Mannschaft hat immer ein klares taktisches Konzept, das sich am Gegner ausrichtet. Zum Beispiel haben sie gegen Dänemark in der Abwehr mit einer Manndeckung gegen Mikkel Hansen begonnen. Überraschungen wie diese haben fast immer gefruchtet. Dann gewinnt man schnell Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.

Sigurdsson hat einst in Wuppertals Bundesliga-Mannschaft gespielt.

Hinze: Ich war Jugendspieler, als er hier war. Dagur ist ein sehr netter Mensch, sehr professionell. Er hatte als Mittelmann immer einen Trainerblick auf die Dinge. Ein akribischer Arbeiter, immer mit Plan, den er konsequent durchzieht. Und er ist sehr, sehr stolz auf diese Aufgabe, dementsprechend investiert er alles. Da ist wirklich die richtige Wahl getroffen worden.

Was ist dem DHB-Team noch zuzutrauen?

Hinze: Sie werden Gruppensieger, und das Selbstvertrauen wird sie weiter tragen. In der K.o.-Runde gibt es jetzt keine Zwischenrunden-Gruppen mehr, da braucht man auch Glück. Ich hoffe, dass es sie über das Viertelfinale hinausträgt. Und ab Halbfinale wäre alles möglich.

Gibt es Gegner, die unerreichbar sind?

Hinze: Nein, die Weltspitze ist sehr eng beisammen, da ist dann tatsächlich alles möglich, so oder so. Frankreich, Kroatien, Dänemark und Spanien sind natürlich zurecht Favoriten, dahinter können aber viele für Überraschungen sorgen. Und dazu zählt Deutschland, die zeigen, dass sie trotz aller Diskussionen um die Wildcard zurecht dabei sind.

Beobachten Sie bei einer solchen WM auch Spieler, die eventuell für den BHC in Frage kommen?

Hinze: Die Spieler, die bei einer solchen WM auffallen, die kennt man ohnehin. Und jene, die ganz besonders auffallen, sprengen wohl den Rahmen des BHC (lacht).

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