Spezialisten für Paarberatung

Die katholische Familienberatung hilft bei Stress und Zwist in der Partnerschaft. Mit den Jahren hat sich das Angebot verändert.

Wuppertal. Nach zwölf Jahren als Leiterin der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung hat sich Gabriele Hähner in den Ruhestand verabschiedet. Die WZ sprach mit der 65-Jährigen und ihrem Nachfolger Richard Jost (58) darüber, wie sich das Angebot verändert hat und was sich die Beratung für die Zukunft vorgenommen hat.

Frau Hähner, Sie haben 1981 als Praktikantin hier angefangen. Was hat sich in all den Jahren getan?

Gabriele Hähner: Die Beratung hat sich ständig weiter professionalisiert. Als ich anfing, gab es nur einen Festangestellten und vier Honorarkräfte, heute sind wir neun hauptamtliche Mitarbeiter. Das gesamte Berufsbild wurde damit aufgewertet. Inzwischen ist die Weiterbildung zum Eheberater als Masterstudiengang konzipiert. Auch damit hat das Bistum der Eheberatung einen ganz anderen Stellenwert eingeräumt.

Wie hat sich die Arbeit inhaltlich verändert?

Hähner: Grundsätzlich nimmt die Paarberatung einen immer größeren Raum ein. Früher waren es überwiegend Einzelberatungen, heute kommen zwei Drittel Paare zu uns. Das Verhältnis hat sich umgekehrt. Wir sind mittlerweile Spezialisten in der Paarberatung. Das ist auch ganz wichtig, weil die Kosten für die Paarberatung bei Therapeuten nur schwer über die Kassen refinanziert werden können. Außerdem wird die Beratung viel eher akzeptiert als früher. Auch bei den Männern gibt es eine größere Offenheit, sich helfen zu lassen. Jost: Das stimmt. Auch türkische Paare kommen inzwischen in die Beratung. Das wäre früher kaum vorstellbar gewesen.

Welche Angebote sind neu hinzugekommen?

Hähner: Ein wichtiges neues Angebot ist eine Gruppe für Männer und Frauen mit Anliegen aus dem Bereich der Lebensberatung. Und seit einem Jahr gibt es eine Gruppe für Singles. Die wird sehr gut nachgefragt. Warum lebe ich nicht in einer Beziehung? Kann ich keine Bindungen eingehen? Solchen Fragen geht die Gruppe gemeinsam nach.

Jost: Auch die Stressbewältigungsgruppe ist relativ neu. Ob Stress in der Beziehung oder am Arbeitsplatz — da kann jeder Unterstützung gebrauchen. Diese neuen Angebote ergänzen die seit Jahren fest etablierten Kurse, wie die Kommunikationstrainings für Paare. Externe Trainer vermitteln dabei das Rüstzeug für eine Beziehung.

Was sind denn die häufigsten Paarprobleme?

Jost: Kommunikation und der Umgang miteinander sind häufig abwertend und vorwurfsvoll. Das kann zu eskalierenden Gesprächen, bis hin zu heftigen Streits mit tätlichen Auseinandersetzungen führen. Ein außenstehender Dritter kann in verfahrenen Situationen helfen zu moderieren. Manchmal stellt sich dabei sogar heraus, dass beide Seiten eigentlich das Gleiche wollen. Eine Hilfe ist die sogenannte VW-Regel: Statt eines Vorwurfs sollte man einen Wunsch formulieren, damit kommt in der Beziehung beide viel eher zum Erfolg. Auch Sexualität und Außenbeziehungen oder das Auseinanderleben des Paares sind immer wiederkehrende Themen.

Hähner: Es gibt auch Paare, die zu uns kommen, weil sie sich einvernehmlich trennen wollen und dabei Unterstützung brauchen.

Frau Hähner, worauf sind Sie rückblickend besonders stolz, was war Ihnen wichtig?

Hähner: Für mich ist die Beratung Friedensarbeit. Ich habe sowohl die Beratung als auch die Leitungsaufgaben sehr gern gemacht. Stolz bin ich auf die stetige Erweiterung des Angebots, auf das vielseitige Team und darauf, dass die Vernetzung mit anderen Bereichen inzwischen so gut funktioniert. Auch auf die Gründung des eigenständigen Fördervereins bin ich stolz. Von den Spenden werden zusätzliche Honorarkräfte finanziert.

Herr Jost, was haben Sie sich als neuer Leiter vorgenommen. Haben Sie einen persönlichen Schwerpunkt?

Jost: Es ist mir sehr wichtig, dass der präventive Ansatz weiter ausgebaut wird. Wir wollen gewährleisten, dass Ratsuchende Hilfe erfahren, bevor sich Probleme verfestigt haben. Vorbeugende Arbeit ist auch unsere Kooperation mit den Familienzentren und unsere Vorträge etwa zum Thema „Familie und Beziehung“ oder zu Stresspävention. Darüber hinaus liegt mir am Herzen, die Gruppenangebote weiterzuentwickeln. Zum Beispiel durch Seminare mit Familien- und Systemaufstellungen oder Wochenendseminare für Paare zur Pflege der Beziehung.

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