Berühmte Wuppertaler Spencers Mississippi war die Wupper

Der große Sänger machte Wuppertal in den 1950er Jahren zu seiner Heimat.

Berühmte Wuppertaler: Spencers Mississippi war die Wupper
Foto: Imago

Wuppertal. Gesichter können in Vergessenheit geraten. Stimmen nicht. Und diese Stimme schon gar nicht. Wenn Kenneth Spencer „Ol’ man river“ sang, hatte jeder Zuhörer sofort das Bild vom Mississippi vor Augen, von Sklaven, die schuften, während die Weißen feiern. Es gibt Sänger, die mit Noten Bilder malen können. Spencer war so ein Sänger. Er kam 1964 bei einem Flugzeugabsturz in den Vereinigten Staaten ums Leben — mit nur 52 Jahren. Er war in den Staaten auf Konzertreise für die Gesellschaft zur Förderung der Farbigen.

Anfang der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte es den Broadway-Star nach Wuppertal gezogen. Sein Leben in den Staaten war trotz allen Ruhms nicht einfach. Farbige Künstler mussten damals noch einen Tick besser sein, um Anerkennung zu bekommen. Wirklich gleichberechtigt mit den weißen Kollegen waren sie nicht. So zumindest empfand Spencer seinen Alltag in den USA. Beschimpfungen als „Nigger“, Hotels, die Farbige durch die Hintertür betreten mussten, taten ein Übriges.

Vielleicht war es Ende der 1940er Jahre die Einladung nach Frankreich zu einem Festival, die zu Spencers Vorliebe für Europa geführt hat. In Südfrankreich erlebte er keine Benachteiligung seiner Hautfarbe wegen, die Franzosen gingen ganz normal mit dem Farbigen um. Außerdem ermöglicht Frankreich die Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Josephine Clarke. In den USA konnte eine Weiße damals noch inhaftiert werden, wenn sie einen Farbigen ehelichte.

Dass das Ehepaar in den 50er-Jahren nach Wuppertal übersiedelte, hängt vermutlich damit zusammen, dass Spencer in der Stadt Bekannte hatte. Der Musiker integrierte sich schnell in das Kulturleben im Nachkriegs-Wuppertal. Auftritte im leider längst abgerissenen Thalia-Theater sind legendär, viele Bergische Chöre hatten mit dem Mann mit der wunderbaren Stimme Konzerte, die noch lange Jahre nachhallten.

Die Wuppertaler Mundartband Striekspöen hat dem erfolgreichen Opernsänger Kenneth Spencer mit dem Song „Kenneth“ ein musikalisches Denkmal gesetzt. Striekspöen beschreiben einen Menschen mit schwarzer Haut und einem Herz aus Gold, der bei seinen Auftritten oft auf Gage verzichtete, der samstags im Fernsehen auftrat und sonntags in einem Kirchensaal. „Amerika war deine Heimat, aber zu Hause warst Du im Tal.“

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