Wuppertaler Spitznamen: Nicht singen – schwimmen

Wie die berühmte Schwimmoper zu ihrem Namen kam.

Elberfeld. Dafür, dass Spitznamen die regulären Bezeichnungen manchmal in Windeseile komplett ablösen können, ist die Wuppertaler Schwimmoper ein Paradebeispiel. Vom Stadtbad auf dem Johannisberg sprach schon bald nach der Eröffnung am 22. Juni 1957 fast niemand mehr, auch wenn es bis heute offiziell so heißt.

Und außerhalb von Wuppertal ist die Schwimmoper nur unter diesem Namen eine ganz bekannte Adresse. "Selbst als 11-Jähriger, damals noch in der niedersächsischen Provinz, kannte ich die Schwimmoper", sagt Ralf Beckmann, später Schwimmbundestrainer aktuell Schwimmsport-Koordinator in Wuppertal.

Auch wenn die geschwungene und kühne Architektur mit den steilen Zuschauertribünen, die für ein Schwimmbad absolut außergewöhnlich ist, an einen Kulturtempel erinnert, liegen die Ursachen für die liebevolle und treffende Benennung etwas tiefer und haben durchaus realistische Hintergründe. Anfang der 50er Jahre gab es in Wuppertal nämlich Überlegungen, das vom Krieg zerstörte Barmer Opernhaus nicht wieder aufzubauen und dafür auf dem Johannisberg neben den Stadthalle ein neues Opernhaus entstehen zu lassen.

Es wurde anderes entschieden. Die Diskussion hatten die Wuppertaler aber wohl noch im Hinterkopf, als beschlossen wurde, für das ebenfalls im Krieg zerstörte Stadtbad Brausenwerth - es läge heute in der Nähe der Elberfelder Hauptpost - auf dem Johannisberg Ersatz zu schaffen.

Und was war das für ein Ersatz. Schon bald machte angesichts in die Höhe wachsender Ränge das Wort von der Schwimmoper die Runde. Erst recht als WZ-Fotograf Kurt Saurin Sorani in der 1.April-Ausgabe der WZ des Jahres 1957 eine Opernbühne in das Foto von der fast fertig gestellten Schwimmoper-Baustelle montierte.

Wie passend: Beim großen Schwimmfest zur Eröffnung der Schwimmoper gab das damals deutschlandweit renommierte Wasserballett (heute würde man sagen Synhronschwimm-Formation) Isarnixen aus München "Schwanensee". Auch in vielen Reiseführern war später nur noch von der Schwimmoper die Rede.

Tatsächlich zeigte sich, dass die Schwimmoper nicht nur beste Sicht auf das Wettkampfbecken, sondern auch eine gute Akkustik bot, was für einige Musikveranstaltungen in der 50er Jahren genutzt wurde. Viele Wuppertaler mögen sich auch noch an das Polizeisport-Musikfest erinnern, das Anfang der 80er Jahre letztmals in der Schwimmoper ausgetragen wurde. Und schließlich gab es dann auch eine Oper in der Schwimmoper: "Die Bergische Seifenoper" mit Fensterputzer Rainer und Sascha Gutzeit gab am 17. Januar 2005 hier ein außergewöhnliches Gastspiel vor 1300 Zuschauern.

Derartige Gastspiele sind zwar in Zukunft nicht ausgeschlossen, wenn das bekannteste Wuppertaler Schwimmbad wohl am 25.März nach fast dreijähriger Renovierung seine Pforten wieder öffnen soll. Man werde jede Veranstaltungsidee prüfen, sagt Sportamtsleiter Peter Keller. Aber: Schwimmen geht klar vor.

Dass es um einen möglichen Verkauf der Schwimmoper jahrelang großes Theater gab, ehe dann doch der Sanierungsbeschluss fiel, passt irgendwie auch zum Namen.

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