Wuppertaler Spitznamen: Die Persil-Uhr auf dem Kaiserplatz

Die große Standuhr mit der Waschmittelwerbung wurde in den 50er Jahren bei einem Straßenbahnunfall zerstört.

Vohwinkel. Die Persil-Uhr hatte mit Wäschewaschen nichts zu tun. Sie war weder blütenweiß noch besonders rein, aber jeder in Vohwinkel kannte die große Standuhr mitten auf dem Kaiserplatz unter diesem Begriff.

Gelegentlich haben die Spitznamen von markanten Orten etwas mit besonderen Ereignissen zu tun - und manchmal, wie im Fall des Köbo-Hauses, stecken traditionsreiche Unternehmen hinter den Bezeichnungen.

Im Fall der Persil-Uhr war es das Unternehmen Henkel, das den Spitznamen erklärt. Die Standuhr, markanter Mittelpunkt des Kaiserplatzes, zeigte bis in die Fünfziger Jahre nicht nur allen Stadtteilbewohnern, was die Stunde geschlagen hat, sondern beim Blick auf die Zeit auch immer eine gut sichtbare Waschmittelwerbung. Die Frau darauf trug ein weißes Kleid, war sommers wie winters frühlingshaft gekleidet und und wies Autofahrern und Fußgängern den Weg durchs Zentrum - zuverlässig.

Bis zum Straßenbahnunfall, Anfang der Fünfziger Jahre. Eine entgleiste Bahn hat der Uhr ein vorzeitiges und ziemlich spektakuläres Ende bereitet. Von Gräfrath kommend, waren die Wagen aus den Schienen gesprungen, entgleist und in die Säule der Standuhr gerollt. Zwar gab es keine Schwerverletzten unter den Passagieren, es blieb beim Blechschaden. Der war aber beträchtlich, und der Verlust des geliebten "Kaiserplatz-Möbels" wog schwer.

Die Persil-Uhr wurde nicht ersetzt - die Mitte des Kaiserplatzes blieb fortan leer, zeit- und werbefrei. Allerdings war die Straßenkreuzung mittlerweile auch zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt des Stadtteils geworden. Noch viele Jahrzehnte später sprachen die Vohwinkeler von der Persil-Uhr - sie vermissten nicht nur die Frau im weißen Kleid - sie wollten vor allem auch wissen, wie spät es ist.

Die Idee, wieder eine Uhr auf dem Kaiserplatz aufzustellen, hatte die Werbegemeinschaft Aktion V vor fünf Jahren und fragte bei den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) nach einer ausrangierten Schwebebahn-Uhr. Die Anfrage wurde kurzfristig bearbeitet: Die WSW stifteten sogar zwei Uhren. Möglich wurde die Aufstellung durch Sponsoring von Mitgliedern der Aktion V und einen eigens erstellten Gestattungsvertrag über die Nutzung des öffentlichen Straßenraums. Seitdem ist die Zeit auf dem Kaiserplatz nicht mehr weiß, sondern leuchtend gelb. Aber mindestens ebenso sympathisch. Denn statt der Frau im Kleid regiert jetzt das Vohwinkeler Wappentier die Kreuzung: der Fuchs.

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