Fröhliche Anarchie im Schauspielhaus

auftakt Künstler kamen unangemeldet. Eine Studentin lieferte Unterschriften frei Haus.

Ob er genug Kaffee dabei hat, um wach zu bleiben? Marco Wohlwend schüttelt lachend den Kopf. "Ich trinke gar keinen Kaffee..."

Der Schauspieler, der den Protest-Marathon im Schauspielhaus mit großer Leidenschaft - zusammen mit Sänger Thomas Schobert - moderieren wird, steht nach der Premiere des Stücks "Fleisch ist mein Gemüse" gut gelaunt und entspannt im Foyer - gleich geht er auf die Bühne. Was er noch nicht weiß: Dort wird nicht alles planmäßig vonstatten gehen. Aber genau das ist in dieser Nacht kein Fauxpas, sondern ein Zeichen dafür, dass Theater am besten ist, wenn improvisiert wird.

Auch das Publikum im schon zum Auftakt sehr gut gefüllten Haus ist entspannt, freut sich auf 250 Künstler, die im 30-Minuten-Wechsel auftreten sollen, hält selbst in den Nachtstunden noch zu Hunderten Stellung und nimmt es nicht übel, dass das Programm mit Verspätung über die Bühne geht.

Schuld sind unangekündigte Gäste, die Theater-Chef Christian von Treskow nicht etwa vor die Tür setzt, sondern herzlich begrüßt. "Es sind doch tatsächlich noch etliche Künstler gekommen, die sich gar nicht angemeldet, aber etwas vorbereitet hatten. Toll!" So nimmt "eine fröhliche Anarchie" munter ihren Lauf. Während das Ensemble Six deshalb mit deutlicher Verspätung in die Welt der Comedian Harmonists entführt, zieht Lena Schweizer ganz demonstrativ Listen aus ihrer Tasche. 500 Unterschriften hat die Studentin an der Bergischen Uni gesammelt. Jetzt gibt sie sie ab - stolz und hoffnungsfroh. Wohlwend wird davon erst nach dem Marathon erfahren. Bis dahin braucht der aufgeweckte Moderator keinen Kaffee. Die Gäste, ihre geballte Unterstützung und die eigene Aufregung halten ihn wach...

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