Offen gesagt Fahrradweg in Wuppertal - Engagement mit Nachwirkung

Wuppertal. Vor zehn, zwölf Jahren wären Eberhard Hasenclever und Christoph Brüssermann allenfalls noch milde belächelt worden. Ein Fahrradweg in Wuppertal. So ein Blödsinn.

Offen gesagt: Fahrradweg in Wuppertal - Engagement mit Nachwirkung
Foto: Schwartz, Anna (as)

Das ist heute anders. Wenn die Eindrücke der Bezirksbürgermeister von Langerfeld und Heckinghausen nicht trügen, dann sind sie mit ihrer Idee sogar im sonst eher wenig begeisterungsfähigen Rathaus auf offene Ohren gestoßen. Wer hätte das gedacht? Es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Nein, das ist weder ein Zeichen, noch ist es ein Wunder. Es ist das Ergebnis eines Wandels, den Wuppertal in den vergangenen Jahren gemacht hat. Es ist in allererster Linie die Folge der Nordbahntrasse. Als 2006 der Grundstein zum Fahrrad- und Fußweg zwischen Vohwinkel und Sprockhövel gelegt wurde, haben in Stadtverwaltung und Stadtrat noch manche die Augen verdreht. Ein Radweg in Wuppertal. So ein Blödsinn.

Dank der Wuppertalbewegung, dank vieler Spender und Sponsoren, dank der Hilfe durch den sogenannten Zweiten Arbeitsmarkt und letztlich auch dank der Einsicht der Entscheidungsträger in Rat und Verwaltung ist dieser Blödsinn eine Erfolgsgeschichte geworden, die ihresgleichen sucht.

Vor nicht allzu langer Zeit hat Oberbürgermeister Andreas Mucke gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger die Entscheidung für die Sanierung des Schwebebahngerüstes als Initialzündung für den Wandel Wuppertals bezeichnet. Diese Einschätzung ist ein wenig überraschend, aber erklärbar dadurch, dass im leider viel zu früh gestorbenen Hans Kremendahl damals ein Genosse Oberbürgermeister war.

Die wirkliche Initialzündung ging politisch vom Ja zum Umbau des Döppersbergs und gesellschaftlich vom Engagement für die Nordbahntrasse und die Junior Uni aus. Davon hat Wuppertal lange gezehrt. Davon zehrt es noch.

Deshalb ist es weder Zeichen noch Wunder, dass den Heckinghausern und den Langerfeldern im Rathaus anscheinend Wohlwollen entgegengebracht worden ist. Aber es zeigt, was Mut, Stärke, Fleiß und guter Wille mit einer Stadt anstellen können. Wuppertal war im Abwärtstrend. Kein Geld. Keine Ideen. Keine Kraft. Bis SPD, CDU und Grüne im Stadtrat den Mut zum neuen Döppersberg gefasst hatten, bis Carsten Gerhardt und seine Mitstreiter die Nordbahntrasse und Ernst-Andreas Ziegler die Junior-Uni ins Werk gesetzt hatte.

Heute ist Wuppertal, trotz seiner schönen, saftig grünen Hügel, trotz steiler Straßen wie Cronenberger und Briller Straße, auf dem Weg, eine Fahrradstadt zu werden. Deshalb ist es kein Blödsinn, dass Eberhard Hasenclever und Christoph Brüssermann mit ihren Plänen für einen Radweg von Heckinghausen durch Langerfeld Richtung Ruhr ins Rathaus gegangen sind. Dies war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Sollte die Stadtverwaltung irgendwann ihre nun fast zwei Jahre dauerende Selbstfindungsphase beenden, kommt bestimmt der nächste Schritt. Vielleicht ist das eine E-Spur von Vohwinkel bis Berliner Platz, eine Spur für Fahrräder, E-Bikes und E-Roller. Möglich wäre das, bezahlbar wäre es auch. Was fehlt, ist ein biss- chen Mut.

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