Offen gesagt Eine Frage von Talstolz

Wuppertal. Wuppertal ist ohne jeden Zweifel eine schöne, lebens- und liebenswerte Stadt. Das liegt einerseits an den sanften Hügeln, an die sich teils wunderbare Bebauung schmiegt. Es liegt am satten Grün der Wälder und Parks.

Offen gesagt: Eine Frage von Talstolz
Foto: Schwartz, Anna (as)

Es liegt am Fluss, den ein einzigartiges Verkehrsmittel überspannt. Und es liegt an vielen Wuppertalern, die sich unermüdlich um ihre Stadt bemühen. Ihnen ist schön nicht schön genug und gut nicht gut genug. Dajana Meier ist so eine Wuppertalerin. Deshalb hat sie sich vor ein paar Jahren aufgemacht, ihren Mitbürgern die Wupper zurückzugeben. Das wird auch heute wieder sichtbar, wenn sich Hunderte von Helfern aufmachen, um das Wupperufer zu säubern. Auf der Hardt kämpft Isabell Riesner seit fünf Jahren regelmäßig darum, dass der Park sauberer wird. Sie kann noch Hilfe gebrauchen.

Warum die beiden Frauen das tun? Weil es leider notwendig ist. Weil Wuppertal zwar eine besonders schöne, aber keine sonderlich saubere Stadt ist. Autobahnabfahrten und Ortseinfahrten scheinen vielmehr signalisieren zu wollen, dass es besser ist, um Wuppertal einen Bogen zu machen. In Parks schaffen es gebrauchte Taschentücher, leere Zigarettenschachteln, Bonbonpapier und ausgekaute Kaugummis viel zu oft nicht ganz in die Abfallbehälter. Sie treffen sich vielmehr in deren weiteren Umfeld mit Papp-Kaffeebechern und Zigarettenkippen auf Wegen und fleckenbedeckten Belägen der Fußgängerzonen. Na und? Wird schon jemand aufheben.

Genau das machen die Leute von der Stadtreinigung zwar, aber so schnell wie wieder Müll daliegt, können die Frauen und Männer gar nicht fegen.

Wuppertal ist natürlich kein Einzelfall. In Remscheid, Köln und Essen sieht es nicht besser aus. Aber das ist kein Trost. Wer in Wuppertal lebt, sieht schließlich meistens Wuppertal. Schon aus diesem Grund kann der Dank an Leute wie Dajana Meier und Isabell Riesner gar nicht groß genug sein. Ihnen ist zu wünschen, dass sie mit all ihren Anstrengungen zwei Ziele erreichen. Erstens, dass Wuppertal sauberer wird. Und zweitens, dass Wuppertal sauberer bleibt.

Besonders utopisch ist dieser Plan dabei nicht. Schließlich fallen Bonbonpapiere und Zigarettenstummel ebenso wenig vom Himmel wie Taschentücher und Pommes-Frites-Schalen. Müll wird von Menschen gemacht. In Wuppertal mithin überwiegend von Wuppertalern. Das ist die bittere Wahrheit.

Aber dagegen ist ein Kraut gewachsen. Es heißt Selbstdisziplin. Wenn jeder, der diese Zeilen liest, nicht nur weiter seinen Müll dort entsorgt, wohin er gehört, sondern auch Passanten freundlich darauf aufmerksam macht, dass ihnen aus Versehen etwas auf den Boden gefallen ist, dann sieht die Stadt sehr schnell noch viel besser aus. Es ist zugegeben bequemer, darauf zu warten, dass andere den Unrat beseitigen. Aber das dauert, kostet obendrein viel Geld und hilft immer nur vorübergehend.

Oberbürgermeister Andreas Mucke hat viel von „Talstolz“ gesprochen, als er in den Wochen nach seiner Wahl noch politische Ziele formulierte. Sehr viele Wuppertaler sind zu Recht stolz auf ihre Stadt. Sie sollten nicht länger tatenlos zuschauen, wie vergam- melt, auf was sie stolz sind.

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