Die Verwaltung hält dicht

Der satirische Wochenrückblick

Endlich, der NRW-Landtag hat sich für die Dichtheitsprüfung entschieden. Keine Frage, das war die richtige Entscheidung. Wie oft haben sich die Wuppertaler schon gefragt: „Sind die eigentlich noch ganz dicht in Düsseldorf?“ Die Antwort liegt auf der Hand, oder besser gesagt im Kanal. Puristen werden jetzt sagen, es gehe doch um Kanäle und nicht um Politiker. Das mag sein, aber beide verbindet auch einiges: Sie sind unterirdisch.

Überirdisch dagegen wird der Döppersberg umgebaut, und mit bangen Blicken gen Himmel fragt sich mancher Steuerzahler: „Sind die Kostenvoranschläge auch wasserdicht?“ Aber selbstverständlich, gar keine Frage. Wahrscheinlich wird der Döppersberg sogar billiger, gerade vor der Kommunalwahl im nächsten Jahr spricht vieles dafür, dass das Projekt erheblich günstiger wird. Das ist nun mal so. Das kann man mathematisch belegen. Kurz nach der Wahl, nachdem der Umbau mit weiteren sieben bis acht publikumswirksamen ersten Spatenstichen garniert wurde, steigen die Kosten dann wieder. Auch das ist gar kein Grund zur Beunruhigung, sondern das gehört sich so. Und wer immer sagt, so sei das nicht geplant gewesen, ist ein übler Nestbeschmutzer, der sich nicht in den Dienst der guten Sache stellen möchte. Pfui aber auch.

Da ist doch der Umgangston der evangelischen Kirche ein ganz anderer. Wenn der frommen Schäfchenschar während einer Versammlung erklärt wird, dass sie einen Großteil ihrer Gotteshäuser verlieren, dann ist das halt so. „Der Pfarrer von der Kanzel nickt, der Aufstand ist im Keim erstickt“, sang einst ein kritischer Liedermacher. Und wenn es dann heißt, Gemeindeleben funktioniere auch ohne Gotteshäuser, dann mag das sein, aber im Winter wäre so ein Gottesdienst im Warmen unter einem Dach für viele Schäfchen schon angenehmer, oder?

Und dann sind wir wieder bei der Frage: Wie dicht ist die Kirche — oder pfeift es durch die alten Gemäuer? Oder ist das gar die für viel Geld restaurierte Orgel, die aus dem letzten Loch pfeift? Im wahrsten Sinne des Wortes kann man da nur sagen: Gott sei Dank lässt der Landtag auf Dichtheit prüfen. Hier schließt sich der Kreis und die Verwaltung hält — zumindest was die Kosten des Döppersbergs betrifft, auch in Zukunft dicht und funkt nicht auf allen Kanälen. Ehrenwort.

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