Ab sofort 300 Tage Aschermittwoch

Dass gerade zu Karneval die Narretei zu ungeahnten Höhenflügen ansetzt, ist seit jeher bekannt. Da treffen sich gebeutelte Menschen, um sich für ein paar Tage die Welt schönzutrinken und fröhliche Reime oder Kalauer in der Bütt zum Besten zu geben.

Einer, der da nie zurückschreckt, ist unsere Sozial-Möhne Stefan Kühn. Fabelhaft verkleidet und immer an vorderster Spaß-Front — einfach mal vergessen, was da an Kürzungen gerade im sozialen Bereich auf uns zukommt. Mit drolligen Reimen wie: „Ihr seid dennoch heiter — doch wir sind nicht pleite, sondern pleiter“, mischte er sich zu Altweiberfastnacht unter die freudetrunkenen Mädels und ließ sich gebührend feiern.

In diesem Jahr musste Kühn sogar selber den Hausherrn des ehrwürdigen Rathauses mimen, denn die für die Schlüsselübergabe am Altweiberfastnachtstag originär zuständige Oberspaßbremse Peter Jung war an diesem Feiertag einfach verlorengegangen. Beim Zustand „seiner“ Stadt sicher verständlich, denn bei dem gerade erst vorgestellten Sparpaket ist da für die letzten knapp 300 Tage eher Aschermittwoch angesagt.

Sensationell erfolgversprechend indes war das Konzept der Bergischen Entwicklungsagentur in Bezug auf die Auslastung bergischer Hotelbetten. Atemberaubende 0,5 Prozent mehr Gäste als der Landesdurchschnitt haben nach ihren „Berechnungen“ bei uns logiert. Gut, dass der ehemalige Bundes-Gratis-Präsident nie im Tal genächtigt hat, sonst wäre der Schnitt schon wieder im Keller. Die Marketing GmbH startet jetzt beim Werben um neue Einwohner das beispielloses Projekt: „Meilenstein Wuppertal“. Menschen aus Düsseldorf sollen also künftig ins Tal ziehen, um die negative, demografische Entwicklung zu stoppen. Und um an den beispiellosen Sozialleistungen zu partizipieren, die im Tal obligat sind. Aber nur, wenn irgendjemand den „Meilenstein“ finanziert. Tut aber keiner. Nicht einmal eine Kollekte für die benötigten 250 000 Euro hat bisher stattgefunden. Na ja, bis der erste Düsseldorfer freiwillig nach Wuppertal zieht, wird wohl auch der neugestaltete Döppersberg wieder sanierungswürdig geworden sein.

Während die einen nur Ideen haben, verwirklichen andere die leider. Der ehemalige FDP-Politprofi Dr. Rolf Köster, setzt seine politischen Wanderjahre fort und verdient jetzt seine Mehrkorn-Brötchen bei der CDU. Nachdem er vor einigen Jahren eher unfreiwillig der FDP den schmalen Rücken kehrte, gründete er mit einigen Kumpels 2009 die sogenannte Bildungsoffensive. Weil diese einmalige Bürgerbewegung aber eher defensiv agierte, also nichts auf die Reihe bekam, zog die Karawane, also Köster, flugs weiter. Jetzt mal zu den Christen in die Bütt. Erst als Praktikant, jetzt als Geselle. Das bestätigt die derzeitige Erkenntnis, dass es heutzutage nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um die Performanz geht. Und die ist bei der CDU wirklich ein Heidenspaß, Ehrenwort.

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