Hintergrund Junior Uni: Warum der Neubau nicht finanziert werden kann

Die Junior Uni wird auch weiterhin ein attraktives Angebot anbieten. Nun muss ein passender Standort gefunden werden.

Wuppertal. Das Aus für den Neubau der Wuppertaler Junior Uni kommt nicht überraschend. Bereits seit geraumer Zeit hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass die Finanzierung des 6,3 Millionen Euro teuren Neubaus Am Brögel in Unterbarmen zu scheitern drohte. Das lag nicht an den privaten Unterstützern des Leuchtturmprojektes, die 630.000 Euro als Eigenanteil in Aussicht gestellt hatten, sondern an der finanziell desolaten Situation der Stadt Wuppertal sowie dem Nachtragshaushalt der rot-grünen NRW-Minderheitsregierung. Sie wird dieses Jahr mit einem Rekord bei der Nettoneuverschuldung in Höhe von 8,9 Milliarden Euro in die fiskalische Geschichte Nordrhein-Westfalens eingehen.

Dass der Neubau auf der Kippe stand, war aufmerksamen Beobachtern spätestens im Juni dieses Jahres klar, als die Stadt gemeinsam mit der Geschäftsführung der Junior Uni zu einer Konferenz eingeladen hatte. "Junior-Uni-Bau: NRW soll tiefer in die Tasche greifen", hatte die WZ getitelt.

Mit diesem dringenden Appell hatten sich sowohl Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) als auch Kämmerer Johannes Slawig (CDU) und Junior Uni-Geschäftsführer Ernst-Andreas Ziegler an die Landesregierung gewandt und gefordert, das Land möge den zu erbringenden Eigenanteil für den Neubau von regulär 20 Prozent auf zehn Prozent senken. Einhelliger Tenor: Anderenfalls wäre der Neubau nicht zu stemmen.

Offenbar war das Land allerdings genau dazu nicht bereit - zumal die Stadtspitze tief in die Trickkiste greifen musste, um die Förderrichtlinien für den Neubau überhaupt zu erfüllen. Das Land hätte 80 Prozent der 6,3 Millionen Euro finanziert, der Eigenanteil sollte daher 20 Prozent betragen. Da die privaten Unterstützer jedoch 630.000 Euro, also zehn Prozent, zugesagt hatten, klaffte eine Finanzierungslücke in Höhe der restlichen zehn Prozent. Aufgrund ihres Nothaushaltes darf die Stadt eine solche freiwillige Leistung jedoch nicht erbringen. Die Lösung wäre gewesen, den zu erbringenden Eigenanteil auf zehn Prozent verringern. Dieser wäre dann durch das Engagement der privaten Sponsoren gedeckt gewesen.

Das war jedoch nur der erste Griff in die Trickkiste, denn der Bund, der ebenfalls in die Förderung des Neubaus eingebunden war, besteht nach geltendem Recht auf einen 20-prozentigen Eigenanteil der Stadt. Dies ist die gültige Regel für Fördergelder aus dem Programm Stadtumbau West, die in diesem speziellen Fall der Junior Uni für Unterbarmen gegriffen hätten. Diese 20 Prozent wollte die Stadt als Eigenanteil erbringen, indem sie früher in Unterbarmen getätigte Investitionen nun so deklariert hätte, dass der Bund sie als Eigenanteil für die Junior Uni akzeptiert hätte. Spötter in der Stadt sprachen hinter vorgehaltener Hand von einem "virtuellen Eigenanteil".

Genutzt hat die kreative Auslegung der Förderrichtlinien offenbar nichts, denn das Land NRW war nicht bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Kämmerer Slawig geht zudem davon aus, dass sich dies in Zukunft aufgrund der anstehenden Verteilungskämpfe bei immer geringeren Mitteln - auch das Land muss eine Neuverschuldungsbremse befolgen - nicht ändern wird, wie er auf Anfrage erklärte. Das bedeutet im Klartext: Der Neubau der Junior Uni wird auf absehbare Zeit nicht kommen.

Dass die Stadt und die Junior Uni nun die Notbremse gezogen haben, zeugt von Verantwortungsbewusstsein, auch und gerade den privaten Sponsoren gegenüber. Das Risiko, dass die privaten Gelder verloren wären, weil die Finanzierung scheiterte, war laut Slawig zu groß.

In einer Stadt, die aufgrund des demographischen Wandels auf Dauer Einwohner und auch Schüler verliert, entspricht dies nach Einschätzung vieler Wuppertaler der ökonomischen Vernunft. Die Junior Uni kann ihre hervorragende Arbeit auch ohne einen Neubau weiterführen. Der Weg, nun eine Schule zu suchen, die aufgrund geringerer Schülerzahlen freie Räume hat, erscheint sinnvoll.

Der große Vorteil der Junior Uni sind nicht die Räumlichkeiten. Es ist das innovative Konzept, die sehr guten Kooperationspartner wie etwa die Bergische Universität sowie die Unterstützung durch große Teile der Wuppertaler Gesellschaft - und nicht zuletzt ein Förderverein, in dem zahlreiche Entscheidungsträger der Stadt mitwirken.

Etwa 7000 Kinder und Jugendliche haben bisher die Kurse der Junior Uni besucht, zu den Sonderveranstaltungen kamen zusätzlich etwa 3500 Kinder und Erwachsene. Es gibt keinen Grund, warum das Interesse an diesem Leuchtturmprojekt jetzt abreißen sollte. Es sieht alles danach aus, dass die Erfolgsgeschichte der Junior Uni kontinuierlich weiter geschrieben wird - auch ohne einen Neubau.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort