Rolf Dellenbusch: „Ich habe mich in die Trasse verliebt“

Wer sind die Macher hinter den Kulissen? Heute Teil 3: Rolf Dellenbusch.

Wuppertal. „Das ist Industriekultur zum Anfassen“, beschreibt Rolf Dellenbusch die Nordbahntrasse.

Der 63-Jährige ist in der Wuppertal Bewegung der verantwortliche Leiter des Themenkreises Eisenbahngeschichte. 16 Leute zählen zu seiner Gruppe, darunter zwei Frauen, die damit eine der größten Formationen innerhalb der Bewegung ist.

Ursprünglich wollte der Frühpensionär sich „nur einbringen, um die nostalgische Eisenbahnstrecke zu erhalten“. Telefonate, E-Mails und Kontaktpflege zu entsprechenden Stellen bei der Bahn, „ich bin jeden Tag mit der Trasse beschäftigt“.

Eines der hübschesten Nebenprodukte ist die Draisine, „das wissen die Wenigsten, dass das so gar nicht geplant war“. Bis zum vergangenen Jahr waren von den 1,6 Kilometern Bahnstrecke 800 Meter in eine Richtung befahrbar. Wenn alles gut läuft, sind bis Saisonstart beide Baustellen, die bislang die Strecke verkürzen, beseitigt. Aus einer 15-Minuten-Tour wird dann eine 30-minütige Fahrt.

„Die Nachfrage ist riesig“, etwa 2700 Menschen hatten im vergangenen Jahr mit dem Gefährt ihren Spaß. Auch deshalb soll ein zweites Gleis parallel gelegt werden, und mit einem Hebelgewicht an der entsprechenden Weiche entstünde eine Rundfahrt. Wenn alles glatt läuft. Dann würde auch eine zweite Draisine an den Start gebracht, gesponsort vom Ex-Arbeitgeber Rolf Dellenbuschs, der bereits die erste Draisine finanziert hat. „Ich bin immer wieder überrascht, wie r-i-e-s-e-n-g-r-o-ß die Begeisterung ist“, buchstabiert er das Wort mit Freude.

„Es hat sich ein richtiger Freundeskreis entwickelt“, auch das gefällt ihm. Er selbst ist „eher zufällig“ bei dem Aktionskreis gelandet, nach einem Spaziergang entlang des Bahngeländes. An Carsten Gerhardt, Wuppertalbewegter der ersten Stunde, schrieb er eine E-Mail. „Ich weiß nicht, was ich bewirken kann. Aber ich mache mal Vorschläge.“ Die Trassengestaltung lag ihm besonders am Herzen, „was lag näher, als den Eisenbahncharakter zu erhalten?“ Zunächst, Rolf Dellenbusch war noch berufstätig, überwachte er die Sanierungsarbeiten am Bahnhof Wichlinghausen. „Unterm Strich bin ich ordentlich auf dem Zahnfleisch gegangen“, erinnert er sich. Vor allem aber hat er sich „in die Trasse verliebt“.

Rolf Dellenbusch

Seit der Frühpensionierung 2010 ist er mit Haut und Haaren bei der Sache. Akribisch hat er, in Absprache mit den WSW, einen Nordbahntrassenplan erstellt. Das ist quasi ein Gegenstück zu einem Fahrplan, auf dem anstelle von Start- und Ankunftszeiten markante Punkte wie Wanderwege, Spiel-, Rast- und Parkplätze, Industriedenkmäler, Übergänge und Aussichtspunkte mit jeweiligem Kilometerstand verzeichnet sind. Eigentlich, so war sein ursprünglicher Lebensplan, wollte sich Rolf Dellenbusch als Rentner in Form einer Lesepatenschaft für Kinder- und Jugendliche engagieren. Oder anfangen, Klavier zu spielen. Jetzt sorgt er dafür, dass im übertragenen Sinne alle mit einer großen Eisenbahn spielen können.

Die Liebe zur Musik ist ihm geblieben — als aktiver Zuhörer und Operngänger. Besonders mag er Wagner. Der „Fliegende Holländer“, in der „genialen Inszenierung“ von Jakob Peters-Messer, steht im Juli an — er sieht die Aufführung dann zum achten Mal. „Wenn die Trasse steht, hoffe ich, dass aus diesem Schwung ein neues, interessantes Projekt entsteht. Hier gibt es noch einige Schätze zu heben, und einer der Hauptgedanken der Wuppertal Bewegung ist für mich, die Attraktivität der Stadt zu vergrößern.“

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