Bergische Marktführer (35): Der Fleischwolf und der Duracell-Hase

Trockenkompaktierung heißt das Zauberwort der Remscheider Spezialisten.

Wuppertal/Remscheid. Was haben Häschen, die auf Trommeln schlagen, mit dem Alexanderwerk in Remscheid zu tun? Sehr viel. Mit einem legendären Werbespot, in dem batteriebetriebene Häschen trommeln, bis ihnen der Saft ausgeht, warb einst der Batteriehersteller Duracell für sein Produkt.

Der Hase mit den Batterien dieser Firma trommelte nämlich immer noch eifrig, als die anderen schon sichtbar ausgespielt hatten. Und trommelte. . . und trommelte. Der Clou: Die Batteriemasse war damals mit Maschinen der Alexanderwerk AG so dicht gepackt, dass sie besonders lang hielt.

Die einfache Formel: mehr Masse in der Batterie gleich mehr Energie. Heute nutzen alle Batteriehersteller das Verfahren von Alexanderwerk, das „Trockenkompaktierung“ heißt. Und hier ist das älteste noch aktive börsennotierte Unternehmen Deutschlands immer noch Markt- und Technologieführer.

Vor allem in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie wird dieses energieeffiziente und umweltschonende Verfahren, in dem pulverförmige Rohstoffe auf mechanischen Wege zu Granulat verarbeitet werden, eingesetzt. Um pulverförmige Stoffe, beispielsweise die Bestandteile einer Kopfschmerztablette, optimal zu verarbeiten, formt man aus ihnen unter Einsatz von Walzenpressen Granulate. Ein rein physikalischer Vorgang, bei dem die Produkte chemisch nicht verändert werden. Unter hohem Druck werden die Partikel zu einem festen Verbund verpresst, also kompaktiert, und hinterher, meist in Granulatoren, auf eine definierte Korngröße zerkleinert.

Die so entstandenen Granulate sind staubfrei und rieselfähig, die Grundstoffe können sich nicht mehr entmischen und lassen sich dann in den nachfolgenden Verarbeitungsketten besser verarbeiten, beispielsweise in Tablettiermaschinen.

Alexanderwerk entwickelt in Zusammenarbeit mit den weltweit vertretenen Kunden aus der Industrie, darunter viele Unternehmen von Weltrang, permanent neue Lösungen und probiert sie in seinem Technikum auf dem alten Firmengelände an der Remscheider Kippdorfstraße gleich auch aus.

Heute fungiert die Alexanderwerk AG mit Vorstand Manfred Teichelkamp als Holding. Die Alexanderwerk GmbH — mit dem Geschäftsführer Manfred Teichelkamp — befasst sich mit der Entwicklung, der Montage und dem Vertrieb von Maschinen und Anlagen zum Kompaktieren, Granulieren und Zerkleinern.

Das ist heute das klar definierte Kerngeschäft. Früher wurden auch Lebensmittelmaschinen, etwa zum Waschen und Schneiden von Salat, entwickelt und hergestellt. Das Geschäft hat aber die an andere Industriebesitzer verkaufte AlexanderSolia GmbH in Remscheid übernommen.

Die Fertigung von Teilen für die Montage der von der Alexanderwerk GmbH benötigten Teile ist die Kernkompetenz der ausgegründeten und zu 75 Prozent veräußerten Alexanderwerk Produktions GmbH. Sie hat den Firmensitz ebenfalls auf dem Betriebsgelände in Remscheid und fertigt zusätzlich für die AlexanderwerkService GmbH und die AlexanderSolia GmbH.

Alexanderwerk wurde 1885 von Alexander von der Nahmer als Gießereibetrieb gegründet und wuchs schnell, hatte in der Hoch-Zeit fast 3000 Mitarbeiter. Vor allem der handbetriebene Fleischwolf, in vielen Varianten gefertigt, erreichte jahrelang hohe Umschlagzahlen. Daneben entstand ein umfangreiches Programm von Maschinen und Geräten für Haus und Küche, wie etwa Brotschneider, Reiben, Fruchtpressen, sogar Christbaumständer.

1957 entstand an der Kippdorfstraße, die erste vollfunktionsfähige Walzenpresse zur Verdichtung von trockenem feinkristallinem Düngesalz.

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