Sommertanz: Wie Jugendliche ihren Rhythmus finden

Zum siebten Mal haben junge Leute in den Ferien ein modernes Tanzstück eingeübt. Premiere feiert es am 26. August.

Wuppertal. "Was hat dein Arm da unten gemacht?" Gute Frage, auf die Lukas nur mit Staunen über sich selbst antwortet: "Ja, was hat er denn gemacht?" So ist das, wenn es um Körpererfahrung geht: Längst nicht alles, was man bewusst zu tun glaubt, unterliegt jederzeit der Kontrolle.

Einen Sommer lang hatten 13 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahren Gelegenheit, beim "Sommertanz" mehr über die Ausdrucksmöglichkeiten ihres Körpers zu lernen und dabei zu erahnen, wie es sein mag, ein Leben als Tänzer zu führen. Für die Künstlerischen Leiter des Projekts, GeraldoSí und Nadja Varga, ist es umgekehrt immer wieder eine überraschende Erfahrung, was sich bei einem so intensiven Tanztraining aus den jungen Menschen herausholen lässt.

Bereits zum siebten Mal verzichteten ausgewählte Tanztalente aus dem Bergischen Land auf die üblichen Freuden der Sommerferien, um sechs Wochen lang harte Arbeit zu leisten. Das Projekt der Börse in Kooperation mit den Kulturbüros von Wuppertal, Solingen und Hilden zielt darauf ab, Jugendliche mit zeitgenössischem Tanz vertraut zu machen und ihnen zu vermitteln, wie ein modernes Tanzstück entsteht. Da sei manch einer in der ersten Woche darauf fixiert, dereinst Tänzer zu werden, um schon in der zweiten Woche zu gestehen, dass ihm so viel Disziplin dann doch zu weit gehe, sagt Geraldo Sí lachend.

Andererseits belegt Charlotte Arndt, Sommertanz-Absolventin des Jahrgangs 2004, dass das Wuppertaler Projekt ein hervorragendes Sprungbrett sein kann. Immerhin folgte bei ihr auf den damaligen Workshop eine Ausbildung zur Tänzerin, ist sie nun selbst als Choreographin im Sommertanz-Team.

"Es gibt keine Hochschule, die so etwas macht", sagt Sí über das Projekt, für das die jungen Teilnehmer keine Gebühren zahlen. Gegenüber der vielfach drückenden Last, immer wieder Neues auf die Beine stellen zu müssen, sei der "Sommertanz" mittlerweile eine erfreuliche Konstante, bei der es endlich einmal möglich sei, das Projekt durch einen wachsenden Erfahrungsschatz immer weiter zu verbessern.

Er erinnere sich, wie das Casting im ersten Jahr mit damals rund 250 Bewerbern eher einem "Deutschland sucht den Superstar" geglichen habe, sagt Sí. Mittlerweile sei die Zahl der Bewerber auf etwa drei Dutzend geschrumpft, dafür aber sei weit mehr das Bewusstsein geschärft, um was es bei dem Projekt gehe: ernste Arbeit an sich selbst. Die Börse sei dafür "eine traumhafte Wohnung", die alle Möglichkeiten biete.

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