So sollen Unfallzahlen sinken

232 Fußgänger verunglückten 2016 in Wuppertal im Verkehr. Die Polizei will besser kontrollieren. Das Büro Bueffee rät zum Umplanen.

So sollen Unfallzahlen sinken
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Einige Zahlen der aktuellen Unfallstatistik sind erfreulich., denn insgesamt nahm die Zahl der Unfälle ab (um 4 Prozent auf 14 420). Aber vor allem bei den schwächsten Verkehrsteilnehmern gehen die Zahlen nach oben: Die Zahl der verletzten Fußgänger steigt und darunter die der Kinder.

123 Kinder verunglückten 2016 in Wuppertal, 14 mehr als ein Jahr zuvor. 52 davon saßen in einem Auto, 15 fuhren mit dem Rad und 77 waren zu Fuß unterwegs. Sie gehören zu den insgesamt 232 Fußgängern, die 2016 verunglückten, drei davon starben. Damit lag die Zahl der verunglückten Fußgänger um 13 Prozent höher als im Jahr zuvor. In Solingen und Remscheid gingen die Zahlen zurück, aber das kann den Gesamttrend für den Bereich des Polizeipräsidiums Wuppertal nicht ins Positive wenden. Im Landesvergleich steht es auf Platz 43 von 47 Behörden.

Das passt zu dem, was Jens Leven vom Büro Bueffee nicht aus dem Kopf geht: Wuppertal stehe seit Jahren in der Unfallstatistik für Kinder weit unten, so beim letzten Kinderunfall-Atlas, der die Zahl der Kinderunfälle mit der Zahl der Kinder in Beziehung setzt. Im letzten Atlas, der Zahlen von 2006 bis 2010 auswertet, wird Wuppertal bei den Unfällen von Kindern als Fußgängern auf Platz 412 von 412 Kreisen und kreisfreien Städten genannt. „Das ist zu schlecht!“, mahnt Jens Leven.

Das Büro Bueffee (Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation im Bereich Mobilität und Verkehrswesen), das er mit seiner Frau Tanja Leven betreibt, untersucht derzeit die Situation für Fußgänger und Radfahrer in der Stadt mit unterschiedlichen Methoden. Dazu gehört das Internetportal wegecheck.de, über das jeder gefährliche Stellen melden kann. Das Büro befragt Schulen zu Problemen auf dem Schulweg. In einem zweijährigen Projekt untersuchte Bueffee mit der Polizei gefährliche Stellen in der Stadt und identifizierte die „Top-20-Unfallstrecken“t. Auf ihnen passieren rund ein Drittel aller Fußgänger-Unfälle.

Im Ergebnis will die Polizei weiter Verkehrserziehung und der Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Verstärken will sie die Tempo-Überwachung auf besonders gefährlichen Strecken, die Kontrolle von Abbiegern — weil das die weitaus häufigste Ursache aller Unfälle ist, und die Kontrolle von Fußgängern an Ampeln. Zudem will sie mehr über den Vorrang an Kreisverkehren und Fußgängerüberwegen aufklären.

Jens Leven wünscht sich darüber hinaus Veränderungen bei der Infrastruktur. Auf der Heckinghauser Straße — Platz 5 der Top-20-Liste — erläutert er zahlreiche Schwachstellen. Die Mittelinseln für Fußgänger seien zu schmal und nicht barrierefrei. Weil die Parkplätze am Straßenrand bis an den Überweg heranreichen, könnten sich wartende Fußgänger und Autofahrer erst spät sehen.

Für optimal würde er halten, an Überwegen die Fahrbahn auf eine Spur zu verengen. „Das reduziert die Komplexität der Situation.“ Dass an einer Stelle, wo sich Unfälle gehäuft haben, nun ein „Achtung Fußgänger“-Schild steht, ist seiner Meinung nach nicht ausreichend. An der Einmündung der Schurstraße macht er darauf aufmerksam, dass nur an einer der beiden Auto-Ampeln auch Fußgänger über die Straße dürfen. Für manche Wege-Verbindungen sei das ein Umweg, was zum Queren abseits der Ampel verleite.

Solche Mängel seien symptomatisch für viele Bereiche. Sie stammten aus den 60er Jahren, müssten modernisiert werden. Manche Maßnahmen wie das Sperren von Parkplätzen unmittelbar an Überwegen kosteten auch nicht viel.

Nicht alle Mängel führten zu Unfällen — manche bedeuteten einfach wenig Komfort. Aber sie seien „unfallbegünstigende Faktoren“. Sein Wunsch: ein Verkehrssicherheitsprogramm für die Stadt.

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