Sinfoniekonzert: Aus musikalischer Sicht lohnend

Unterbrechung durch Rede von Peer Abilgaard irritiert.

Musik spricht für sich. Sie ist die Sprache, die am meisten emotionalisiert. Wegen dieser Erfahrung werden nicht von ungefähr bei Konzerten gesprochene Worte vermieden. In dieser Spielzeit hat sich das Format der städtischen Sinfoniekonzerte geändert, wenn Generalmusikdirektorin Julia Jones am Dirigentenpult steht. Es sind bereits Unterbrechungen im Musikablauf vorgekommen, die Besucher störten.

Nun, beim siebten Konzert des Sinfonieorchesters Wuppertal, gab es nach der ersten Musiknummer im Großen Saal der Stadthalle eine Art Vorlesung. „Ich bin als Arzt und Psychiater da“, stellte sich Peer Abilgaard vor. Der promovierte Professor ging in seiner knapp 20-minütigen Rede auf die Charaktere und seelischen Befindlichkeiten der Komponisten Richard Wagner und Hector Berlioz und deren zur Aufführung gekommenen Werke ein. Wagners Besessenheit oder die nicht einfache Jugend von Berlioz: Über das und mehr referierte er.

Der Stoff müsste eigentlich bekannt sein, steht er doch in vielen Büchern und ist im Internet abrufbar. Er gehört eigentlich ins Programmheft. Außerdem bietet Lutz-Werner Hesse Konzerteinführungen eine Stunde vor der Wiederholungsveranstaltung an. Fraglich war auch, warum Konzertdesignerin Ilka Seifert in dem über die Werke wenig inhaltsreichen Programmheft erwähnt wird. Denn es wurde vor dem Vortrag nur die Saalbeleuchtung dunkler eingestellt und ein Spot aufs Rednerpult gerichtet - althergebracht. Hoffentlich beschränken sich solche Konzepte auf diese Spielzeit. In der Pause wurde ausgiebig darüber diskutiert. Positive Ansichten dazu waren die große Ausnahme.

Musikalisch hat sich der Matineebesuch jedenfalls ge-lohnt. Bei Wagners Ouvertüre und Bacchanal in der Pariser Fassung aus seiner Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ legten sich die städtischen Sinfoniker mächtig ins Zeug. Ausgesprochen kultiviert und mit schön herausgearbeiteten Klangfarben erstrahlten die beiden nahtlos ineinander übergehend gespielten Stücke. Hier wie auch bei der populären „Symphonie fantastique“ war auf das umsichtige Dirigat von Jones jederzeit Verlass. So kam dieses Erstlingswerk des Genres Programmmusik außerordentlich nuanciert und dank großer musikalischer Bögen elektrisierend von der Bühne.

Das akademische Vorlesungskonzert wird am Montag um 20 Uhr wiederholt.

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