Wuppertal Siebte Gesamtschule: „Wir sind noch nicht soweit“

Die Schülerzahlen steigen. Ob eine weitere Gesamtschule eine Lösung sein kann und ob der Carnaper Platz der richtige Standort wäre, darüber herrscht Uneinigkeit bei den Parteien.

Wuppertal: Siebte Gesamtschule: „Wir sind noch nicht soweit“
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Wuppertal wächst. Und damit stellt sich auch der Verwaltung eine neue Herausforderung: Es gibt immer mehr Kinder und Jugendliche, die beschult werden müssen. Laut Prognosen werden im Schuljahr 2022/23 mehr als 1000 Schüler mehr eingeschult als in diesem Jahr. Auf den weiterführenden Schulen wächst die Zahl der Schüler noch stärker: In der Sekundarstufe I und II werden dann etwa 2000 Schüler mehr die Schulbank drücken.

Angesichts der Zahlen steht bereits die Forderung nach einer siebten Gesamtschule im Raum. Pro Schuljahr bekommen derzeit 350 Schüler keinen Platz an einer der bestehenden Gesamtschulen in Wuppertal. Auch ein Standort für die neue Schule macht bereits die Runde: Der Carnaper Platz in Barmen würde sich gut eignen, da vor allem im Osten der Stadt ein Bedarf an Schulraum festgestellt worden ist.

„Wir untersuchen zur Zeit, wo wir die Schüler unterbringen können“, sagt Stefan Kühn, Sozialdezernent der Stadt (SPD). Der erste Schritt sei, zu schauen, wo durch An- und Umbauten oder Umwandlung Kapazitäten geschaffen werden können. Die Diskussion über eine siebte Gesamtschule hält Kühn für verfrüht: „Wir sind noch nicht soweit.“ Die Spekulation, die Schule könne auf dem Carnaper Platz errichtet werden, weist er als Gerücht zurück.

Die CDU betont, dass bislang nur feststehe, dass mehr Klassenräume gebraucht werden. „Wir sind in der Entscheidungsfindung“, sagt Michael Müller, Fraktionsvorsitzender der CDU, und betont, dass es in Wuppertal keine ideologische Diskussion geben werde. „Wenn eine Schule gebaut wird, orientieren wir uns am Bedarf und am Elternwillen“, sagt Müller.

Heiner Fragemann, Vorsitzender der Wuppertaler SPD sagt: „Es geht um Schulentwicklung und nicht um eine Gesamtschulentwicklung.“ Die SPD habe keine Berührungsängste mit der Gesamtschule, aber alle Schulformen seien gleich wichtig. Fragemann geht davon aus, dass nach dem Ausbau von Schulen weitere Plätze fehlen. Dann werde man schauen, wo diese entstehen können.

Marcel Hafke, Kreisvorsitzender der FDP, hält es für eindimensional, nur über eine Gesamtschule zu sprechen. „Eine weitere Gesamtschule zu errichten und dafür andere zu schließen, halten wir für den falschen Weg“, sagt Hafke. Es müsse eine faire Debatte geben. Die FDP könne sich ein Schulzentrum mit einem Gymnasium und einer Realschule im Osten der Stadt vorstellen. Der Carnaper Platz kommt seiner Meinung nach nicht in Frage. „Die Bürger wollen ihn als Veranstaltungsplatz behalten“, so Hafke.

Auch Marc Schulz, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, glaubt, dass der Carnaper Platz nach den Protesten gegen den WSW-Neubau keine Option mehr ist. In Bezug auf eine siebte Grundschule sagt er: „Die Zahlen sind an der Stelle eindeutig, weil jedes Jahr mehr als 350 Schüler abgewiesen werden müssen.“ Die Gesamtschule sei die beliebteste Schulform in Wuppertal. Wenn man über einen Neubau spreche, müsse man auch die Gesamtschule berücksichtigen. „Der Elternwille zählt“, betont Schulz.

„Wir beantragen mit schöner Regelmäßigkeit den Bau einer weiteren Gesamtschule “, sagt die Fraktionsvorsitzende der Linken, Gunhild Böth. Die Anmeldezahlen seien so hoch. „Wenn 30 Kinder keinen Platz am Gymnasium bekommen würden, dann wäre was los“, benennt sie das Problem der Diskussion. Für eine weitere Gesamtschule sprechen aus ihrer Sicht mehrere Aspekte. Als Standort hält sie den Carnaper Platz aber für zu klein.

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