Sie haben ein offenes Ohr für Wuppertal

In dieser Woche wurden fünf neue Notfallseelsorger in ihren Dienst eingeführt. Zuvor mussten sie 84 Stunden Theorie absolvieren.

Sie haben ein offenes Ohr für Wuppertal
Foto: Stefan Fries

Fünf neue Notfallseelsorger erhielten am Mittwochabend in der Kreuzkapelle von St. Laurentius von Stadtdechant Dr. Bruno Kurth im Rahmen eines Gottesdienstes ihre Beauftragung.

Etwa 45 Notfallseelsorger arbeiten bereits im Wuppertaler Team mit, aber immer noch sind Lücken da. „Neun Ehrenamtliche haben wir in diesem Jahr schon beauftragt. Aber wir haben schon seit Jahren das Problem, die Planstellen auch zu besetzen“, weiß Diakon Ralf Engelbert, der Koordinator der Notfallseelsorge im Stadtdekanat Wuppertal. Zurzeit würde der Dienst überwiegend von evangelischen Pfarrern übernommen, aber die hätten nicht mehr die Zeit dafür. „Sie müssen dann ja immer eine Woche lang hintereinander Dienst als Notfallseelsorger machen. Bei den Ehrenamtlichen können wir das aufsplitten, so dass sie eventuell nur zwei oder drei Tage am Stück eingesetzt werden.“

Joachim Krause

Engelbert schaut, wer für dieses nicht einfache Amt geeignet ist: „Manche Menschen fühlen sich nicht dafür geeignet. Haben vielleicht auch Angst, sich mit dem Thema auseinander zu setzen“, vermutet er. Notfallseelsorger würden einen Abschied vom Verstorbenen mit Gebet und Segen ermöglichen. Sie müssten Unfassbares mit aushalten und versuchen, ersten Halt zu geben. Dabei würde nicht nach Konfession oder Religionszugehörigkeit gefragt. „Die Kirchen halten es für eine grundsätzliche pastorale Aufgabe, sich um Menschen in Not zu kümmern und haben deshalb auf übergemeindlicher, ökumenischer Ebene die Notfallseelsorge in Wuppertal ins Leben gerufen“, sagt der Koordinator, der die potenziellen Mitarbeiter vor einem Dreivierteljahr angesprochen hatte. Die Beteiligten hatten sich gewünscht, dass sie in den Sommerferien ausgebildet werden. „Das habe ich dann auch so gemacht. Wir haben uns für die Ausbildung, die 84 Stunden Theorie umfasst, an zweimal drei und einmal fünf Tagen getroffen“, schildert Engelbert, der seit 15 Jahren Notfallseelsorger ist, das Prozedere. Im Unterricht setzen sich die Teilnehmer mit unterschiedlichen Schwerpunkten, wie beispielsweise Psychotraumatologie, Psychohygiene und Interventionstechniken auseinander. Es folgen Praktika, Fort- und Weiterbildung, kollegiale Beratung, eventuell Übungen mit Feuerwehr und Rettungsdiensten.

„In unserem Leben hat es durchaus Momente gegeben, wo wir uns einen Wegbegleiter gewünscht hätten“, nennt Joachim Krause (51) als Grund, warum er sich für das Ehrenamt als Notfallseelsorger hat ausbilden lassen. Ralf Engelbert habe ihm eine ruhige, gelassene und besonnene Art bescheinigt und er selbst möchte eine „helfende Hand“ sein. Nebenberuflich hat sich der Versicherungskaufmann bereits ab 2011 zum ständigen Diakon ausbilden lassen, ist seit Juni mit diesem Studium fertig. Das war für ihn die Voraussetzung, an der Ausbildung zum Notfallseelsorger teilnehmen zu können.

Auch an seinem Arbeitsplatz sieht er manchmal seelsorgerischen Bedarf: „Ich merke, dass es hilfreich ist und gut ankommt, wenn mal ein Außenstehender einen Ratschlag gibt“, diese Erfahrung hat Joachim Krause gemacht. Er verzichtet auf einen kleinen Teil seines Gehaltes, um mehr Urlaubstage zu bekommen. „So kann ich mich im kirchlichen Bereich noch stärker engagieren. Für diese Regelung bin ich meinem Arbeitgeber sehr dankbar.“

Wie sein Dienst als Seelsorger genau aussehen und wann er eingesetzt wird, das könne man so ad hoc nicht sagen. „Ich bin mir aber sicher, dass wir das gut hinkriegen, denn wir können uns ja entsprechend unserer Möglichkeiten einbringen“, sagt Joachim Krause und lobt das gute Verständnis untereinander.

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