Jahresrückblick: 27. September Sensation im Rathaus: Mucke hatte keine Chance und nutzte sie

Mit dieser Wette hätten Glücksspieler reich werden können. Aber der Wechsel im OB-Amt war alles andere als Glück.

Wuppertal. Ach, du grüne Neune — im Augenblick des Triumphes ist es Andreas Mucke vermutlich wie Schuppen von den Augen gefallen. So viele Monate hatte er davon geträumt, es sich ausgemalt, wie es wohl sein würde, Oberbürgermeister seiner Heimatstadt zu werden. Wirklich daran geglaubt hat er zunächst wahrscheinlich nicht. Aber der 49 Jahre alte Sozialdemokrat verfuhr nach dem Motto, wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Sehr wahrscheinlich hat noch nie ein OB-Kandidat an so viele Haustüren geklopft, hat so viele Gespräche geführt, so viele Termine wahrgenommen — und ist so aussichtslos ins Rennen um das wichtigste Amt in der Stadt gegangen.

Aber Mut, Leidenschaft und die Schwäche des Amtsinhabers machten den Traum wahr. Ja, Mucke hat es auch seinem Vorgänger Peter Jung (60, CDU) zu verdanken, dass er nun am Schreibtisch im Amtszimmer des Oberbürgermeisters sitzt. Jung verließ sich auf seine vermeintliche Popularität, verzichtete auf einen Parteiwahlkampf und erledigte seine Amtsgeschäfte, während sein Herausforderer Tausende von Wuppertalern im Gespräch davon überzeugte, dass elf Jahre Jung an der Spitze des Rathauses nun auch genug sind.

Im Grunde war die Wahl gelaufen, als der amtierende OB den ersten Wahlgang am 13. September nur knapp für sich entschied. Viele Linke und einige Grüne machten ihre Kreuzchen im zweiten Wahlgang hinter den Namen von Andreas Mucke. Also kam es wie es kommen musste.

Seither, so heißt es auf den Fluren des Rathauses, weht ein frischer Wind durch das schöne alte Gemäuer am Johannes-Rau-Platz in Barmen. Mucke macht vieles anders, ob es am Ende besser ist, wird die Zukunft zeigen. Eines ist allerdings jetzt schon sicher: Mucke macht nach der Wahl da weiter, wo er vor der Wahl geendet ist. Er trifft sich mit Wuppertalern, versucht, die Transparenz zu schaffen, die er im Wahlkampf versprochen hat.

Das ist aber auch notwendig. Denn von seinem Vorgänger hat er nicht nur eine Stadt übernommen, die so gut dasteht wie seit Jahrzehnten nicht mehr, sondern auch ein paar offene Fragen. Als da wären, eine Forensik die keiner wirklich will, und eine Seilbahn, die viele wollen, aber die nicht, denen sie quasi durch das Wohnzimmer fährt.

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