Senioren bevorzugt: Warnung vor falschen Handwerkern

Wie zwei Männer eine alte Dame um fast 2000 Euro bringen wollten und warum ihnen das nicht gelungen ist.

Cronenberg. Die beiden Männer hätten ganz normal ausgesehen, sagt Annemarie Müller (Name von der Redaktion geändert). Mit einem Lieferwagen wären sie gekommen, hätten geklingelt und Frau Müller ihre Reinigungsdienste angeboten. "Sie sagten, sie seien gerade in der Gegend und wollten auch bei mir mal eben die Fassade reinigen."

Ein Angebot, das die alte Dame besser ausgeschlagen hätte. Annemarie Müller ist 88Jahre alt und lebt allein in ihrem großen Haus an einer ruhigen Wuppertaler Wohnstraße - mit vielen älteren und alleinstehenden Nachbarn. Diese Tatsache muss den beiden Männern bekannt gewesen sein, vermutet Annemarie Müller im Nachhinein.

Doch zunächst einmal sah die alte Dame am vergangenen Samstag keinen Grund, den vermeintlichen Handwerkern zu misstrauen und erteilte den Reinigungsauftrag - obwohl die Männer stolze 1250Euro für ihre Dienste verlangten. Gearbeitet wurde immerhin, sagt Annemarie Müller, die Fassade sei geputzt worden, "mit Wasser aus meinem Keller". Und weil sie grundsätzlich kein Bargeld im Haus aufbewahre, hätte sie den Männern einen komplett ausgefüllten und von ihr unterschriebenen Überweisungsträger über die vereinbarte Summe mitgegeben.

Doch dann entdeckte Annemarie Müller, dass die Reinigungsleute in ihrem Keller offenbar Türen blockiert und einen Schlüssel entwendet hatten und schöpfte Verdacht: Die alte Dame beschloss kurzerhand, die Überweisung zu stornieren. "Zum Glück kennt mich der Mitarbeiter der Sparkasse, und als ich von dem Keller erzählt habe, riet man mir, die Polizei einzuschalten."

Dazu hatte die Senioren dann noch einen weiteren Grund: Bei der Stornierung des Rechnungsbetrags habe sich herausgestellt, dass fast 700 Euro auf die Summe "aufgeschlagen" worden sind. "Die beiden haben die Überweisung gefälscht", sagt Annemarie Müller. Aus den 1250 Euro seien so 1950 geworden, habe die Sparkasse mitgeteilt. "Zum Glück hatte ich noch rechtzeitig Bescheid gegeben."

Als das Geld nicht kam, hätten die Männer sie mit Anrufen terrorisiert, berichtet Frau Müller - und dann seien sie schließlich zu ihr an die Haustür gekommen, hätten das Geld verlangt und ihr gedroht.

Doch da war die Polizei längst verständigt. Und so konnten die Personalien der beiden aus Köln stammenden Männer festgestellt werden - zumindest einer der beiden ist bekannt. Ein Betrugsverfahren wurde laut Polizei eingeleitet, die Verdächtigen hätten einen sogenannten Platzverweis erhalten. "Ich hatte gleich mehrere Schutzengel", sagt Annemarie Müller. Angst zeigt sie nicht, aber sie ist verärgert: "Über mich", betont sie: "dass ich auf diese Masche hereingefallen bin. Das sei glasklarer Betrug, vor dem man nur warnen könne: Mir geht es nicht ums Geld. Ich möchte alte Leute davor schützen, denselben Fehler zu machen wie ich."

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