Seelsorge-Tag: Armut und Hartz IV belasten viele Menschen

14 Gruppen der evangelischen Kirche in Wuppertal stellen ihre Arbeit vor.

Wuppertal. An einem traumhaften Sommertag wie am Samstag steht das Telefon der Telefonseelsorge oft nicht still. Was zunächst paradox erscheint, ist schnell erklärt: Während viele das schöne Wetter mit Freunden oder Familie genießen, wird einsamen Menschen gerade jetzt ihre Isolation bewusst. "Bei uns herrscht nicht am Heiligabend oder im Winter Hochbetrieb", erläutert Annette Holzapfel, evangelische Pfarrerin und Leiterin der Telefonseelsorge in Wuppertal.

Zwar häufen sich auch in dann die Anrufe, aber gerade an Feiertagen wie eben Weihnachten funktionieren die letzten, wenigen Kontakte noch und es sind nicht viele Menschen allein. Am Samstag stellte die Telefonseelsorge gemeinsam mit 13 weiteren Seelsorgergruppen der evangelischen Kirche in der City Kirche in Elberfeld ihre Arbeit vor. "Mit diesem Tag wollen wir unsere Arbeit, die sonst ja in der Stille stattfindet sichtbar machen," sagt Michaela Kuhlendahl von der Krankenhausseelsorge.

Und der Bedarf nach zwischenmenschlicher Kommunikation ist groß. Viele Menschen nutzen das Angebot der Kirche das von Gefängnisseelsorge, über Krankenhaus- , Polizei- und Gehörlosenseelsorge bis hin zur Studentenseelsorge reicht. Die Hospizarbeit begleitet Menschen und ihre Angehörigen auf ihrem letzten Weg und die Gruppe Verwaiste Eltern gibt den Menschen Hoffnung, die ein Kind verloren haben. Mit Seelsorge ist aber nicht nur die Beratung gemeint, sondern auch gemeinschaftliches Zusammensein, zwischenmenschliche Beziehungen eben.

Gerade die Telefonseelsorge funktioniert nur durch das ehrenamtliche Engagement der Mitarbeiter. In Wuppertal sind das im Moment 80 professionell ausgebildete Menschen. In letzter Zeit bemerken Holzapfel und ihre Mitarbeiter, dass sich die Probleme der Anrufer ändern. Inzwischen bestimmen oft Armut und das Abrutschen in Arbeitslosigkeit oder Hartz IV die Gespräche. Als belastend empfinden die Seelsorger ihre Arbeit nicht. Eine Mitarbeiterin, die seit über dreißig Jahren dabei ist , erzählt, dass ihr Leben durch die Gespräche mit den Menschen bereichert wird.

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