Wuppertal Schwul-lesbische Kulturtage sind eröffnet

Wupperpride startet Programm zum Christopher Street Day. Mucke warnt vor „Rechtsruck“.

Wuppertal: Schwul-lesbische Kulturtage sind eröffnet
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Die Eröffnung schwul-lesbischer Kulturtage in einem Altenzentrum hat schon eine besondere Note. Für manche Besucher sei das vermutlich „ein befremdlicher Ort hier“, räumte Anne Simon vom Vorstand des Vereins Wupperpride am Samstagabend bei der Begrüßung im Wuppertaler Hof ein. Neben dem räumlichen Vorteil — das Gebäudemanagement der Stadt bietet den Festsaal günstig an — gab es aber auch inhaltliche Gründe für den Ort. Immer mehr Lesben und Schwule, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre sexuelle Orientierung fanden, kommen ins Seniorenalter und müssen ambulant oder stationär betreut werden. Und bei der Betreuung von Homosexuellen ist nach Ansicht von Wupperpride eine besondere Sensibilität seitens der Pflegekräfte nötig.

Doch bei der Veranstaltung vom Samstag ging es eher ums Feiern als um politische Diskussionen. Die Jazz-Rock-Pop-Band des Landespolizeiorchesters NRW unterhielt mit Instrumentalversionen von „Wind of Change“ oder „YMCA“. Der Lesbenchor Melodykes aus Düsseldorf stimmte Lieder an, die Kölner Frauentanzschule „Swinging Sisters“ zeigte Formationstänze.

Mit den Kulturtagen macht sich der Verein Wupperpride auf die Zielgerade zum Bergischen Christopher Street Day (CSD), der am 4. Juni in Barmen begangen wird. Zu der Veranstaltung werden bis zu 2000 Menschen erwartet, zum mittlerweile zweiten Mal feiern die Lesben und Schwulen direkt vor dem Rathaus. Dieser Tag erinnert an den Aufstand schwuler und lesbischer Gäste der New Yorker Bar „Stonewall Inn“, die sich 1969 gegen die Übergriffe der Polizei zur Wehr gesetzt hatten.

Zum CSD in Wuppertal wird auch Oberbürgermeister Andreas Mucke kommen, am Wochenende war er schon beim Auftakt zu den schwul-lesbischen Kulturtagen dabei. Mit Blick auf das Aufkommen rechtspopulistischer Bewegungen wie Pegida oder AfD warnte das Stadtoberhaupt vor einem „Rechtsruck im Land“. Die „solidarische Gesellschaft“ dürfe dadurch nicht in Frage gestellt werden.

Trotz der Fortschritte wie der eingetragenen Lebenspartnerschaft — die Zeiten für Lesben, Schwule, bi-, trans- oder intersexuelle Menschen werden vor diesem Hintergrund nach Angaben von Wupperpride rauer. „10 bis 30 Prozent der Bevölkerung sind latent homophob“, erklärte Simon. Durch rechtspopulistische Bewegungen erhielten diese Einstellungen ein Podium und würden noch verstärkt.

www.wupperpride.de

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