Schulessen: Wohin mit den Resten?

Eine Studie legte kürzlich offen, dass ein Viertel des Mittagessens an Schulen im Müll landet. In Wuppertal sehen die Betreiber kein Problem.

Ein Mittagessen ist an vielen Schulen mittlerweile Standard.

Ein Mittagessen ist an vielen Schulen mittlerweile Standard.

Foto: dpa

Wuppertal. Immer mehr Schulen werden bis in den Nachmittag hinein besucht — ein Mittagessen ist also an vielen Einrichtungen bereits Standard. Kürzlich sorgte die Arbeit der Forscher von Refowas (Reduce Food Waste) für Aufsehen, deren nicht repräsentative Studie über elf Schulen in NRW zeigte, dass rund ein Viertel der Lebensmittel in den Schulbetrieben im Müll lande. Träger des Forschungsprojekts sind das Thünen-Institut, die Universität Stuttgart, das Max Rubner-Institut und die Verbraucherzentrale NRW. Wie viel Essen wird an Wuppertaler Schulen weggeschmissen?

Die schlechte Nachricht zuerst: Weder Schulen, noch Stadt, noch Bezirksregierung sammeln Daten darüber, wie viel Essen bei den Schulen ankommt und wie viel von den Tellern in den Abfall wandert. Aber: Die Systeme, die die meisten Schulen für die Verpflegung ihrer Schüler genutzt werden, sind darauf ausgerichtet, wenig Abfälle zu produzieren. Die Versorgung des Offenen Ganztags (OGS) an den Grundschulen teilen sich die Diakonie (25 Schulen), die Caritas (5) und die Arbeiterwohlfahrt AWO (3).

Die Schulen der Caritas bekommen das Essen von einem Caterer tiefgekühlt und unportioniert angeliefert. In sogenannten Konvektomaten wird die benötigte Menge Essen dann aufgewärmt. „Die OGS-Leitung vor Ort kann auch eine Woche im Voraus noch dazu- oder abbestellen. Wenn zum Beispiel die Grippe umgeht, kann man also darauf reagieren“, erklärt Silvia Hamacher, Referatsleitung für soziale Dienste bei der Caritas. Etwaige Reste würde man meistens noch verteilt bekommen, es fielen aber nur wenige an.

Die meisten der 25 Schulen, für die die Diakonie zuständig ist, werden nach ähnlichem Prinzip beliefert, nur drei Schulen bekommen warmes Essen. „Das liegt an den Gegebenheiten vor Ort. Wäre es möglich, Tiefkühlkost zu liefern, würden wir das auch dort machen. Damit lassen sich Reste nämlich besser vermeiden“, sagt Bärbel Hilger, Leiterin des Diakonie-Vereins Ogata, der die Schulen betreut.

An den weiterführenden Schulen gibt es meistens ein Mensa-System. Doris Schröer ist die Geschäftsführerin des Mensa-Vereins an der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule. Am 1. Februar hat ihre Mensa 25-jähriges Bestehen gefeiert. „Wir wissen ja, was Kindern schmeckt. Da kochen wir sicherheitshalber schon mal mehr, wenn Spaghetti Bolognese auf dem Speiseplan stehen“, so die Mensa-Chefin. Der Eintopf-Freitag werde aber auch von niemandem boykottiert. Etwa 400 Schüler essen täglich bei ihr. „An der Ausgabe fragen wir noch mal, ob das Kind großen oder kleinen Hunger hat“, so Schröer. In ihrer Küche werden über den Schulbetrieb hinaus Speisen für 24 Kunden gekocht, darunter sind auch die drei Schulen der Diakonie, die warmes Essen bekommen.

800 Mittagessen werden allein an der Ronsdorfer Gesamtschule pro Schultag ausgegeben, weitere 360 Portionen gehen an die Gesamtschule Vohwinkel, 350 Portionen zum Nocken. Insgesamt sind es etwa 1800 Essen, die von 47 Mitarbeitern in der Großküche zubereitet werden.

200 000 Euro stiften die Mitglieder des Fördervereins Schulmittagessen jährlich, damit Kinder aus ärmeren Verhältnissen in den Genuss einer optimalen Schulverpflegung kommen. Renate Warnecke, Vorsitzende des Fördervereins, lobt die Arbeit der Mensavereine und hofft auf weitere Unterstützung. Mit einer Spende von 57 Euro könne ein bedürftiges Kind ein ganzes Schuljahr versorgt werden.

Was in einer Mensa — und das gilt für alle Mensen, Restaurants und Imbisse des Landes — auf dem Teller bleibt, darf nicht einfach weggeworfen, sondern muss fachgerecht entsorgt werden. Das übernehmen meist Dienstleister, die Essensreste einsammeln und verwerten — für Biogasanlagen etwa.

Das Unternehmen Refood zum Beispiel fährt auch Schul-Mensen in Wuppertal an. Wie viele es sind, konnte ein Sprecher nicht sagen — zu groß sei der Kundenstamm, als dass jede einzelne Schule zentral erfasst würde. Die Abläufe sind aber überall gleich: „Die Reste werden erhitzt und in mehreren Stufen Bakterienkulturen ausgesetzt. Die erzeugen Biogas, das wiederum wird von einem Motor verbrannt, der einen Dynamo antreibt. Und so entsteht Strom.

Die Tafel fährt nur selten zwei Schulen an: die Troxler-Schule und die Gesamtschule Barmen. Etwa zwei bis drei Mal im Monat, schätzt Wolfgang Nielsen, der Vorsitzende und Mitbegründer des Vereins. „Wenn mal mehr übrig bleibt, dann rufen die Schulen uns an. Meistens kalkulieren die Schulen aber so gut, dass es nichts zu holen gibt. Das begrüßen wir natürlich“, erklärt Nielsen.

Trotzdem sei es immer wieder eine Entlastung im Speisesaal der Tafel, wenn mehr und fertig gekochtes Essen angeboten werden könne.

Das Essen dort wird kostenlos verteilt. Die Reste der Schulen werden mit entsprechendem Gerät sofort schockgefroren und am nächsten Tag ausgegeben. Die Reste des Hochschul-Sozialwerks, Betreiber der Uni-Mensa, wo die Tafel täglich Reste abholt, werden noch am selben Tag ausgegeben.

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