„Schule muss digitaler werden“

Felix Schaumburg ist Lehrer und Medienberater. Er bloggt über Digitalisierung — vor allem mit Blick auf Schulen, auch und gerade in Wuppertal.

„Schule muss digitaler werden“
Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Eigentlich spielt dieser Text nicht in Elberfeld. Vielmehr spielt er online. Vielmehr im Kopf von Felix Schaumburg und in der Institution Schule und den dazugehörigen Gebäuden und Klassenräumen. Eine abstrakte Sache also. Denn Schaumburg denkt viel nach über die Schule, das System Schule und die Digitalisierung der Schule. Er ist Lehrer für Chemie und Sozialwissenschaften an der Gesamtschule Uellendahl-Katernberg, wenn auch gerade im Sabbatjahr, und Medienberater der Stadt für Schulen. Und er bloggt zu dem Thema Digitalisierung.

Sein Blog kommt unscheinbar daher. Schwarz auf weiß, eingerückte Schrift in der Mitte des Bildschirms. Er beschreibt, wie er eine iPhone-Halterung an die Wand schraubt oder wo es Kaffee und Wlan in Wuppertal gibt - aber wirklich interessant wird es, wenn er sich über Digitalisierung und Schule auslässt.

Denn Schaumburg ist ein vermeintlich seltenes Exemplar eines digital-affinen Lehrers. Mehr noch. Er denkt nach über das System Schule, den Wandel von einer Buchkultur zu einer digitalen Kultur und welche Auswirkungen das auf das Bildungssystem hat.

In Teilen wirkt er fast radikal, wenn er erzählt: „Wenn die Schule sich nicht grundlegend ändert und ihren gesellschaftlichen Auftrag neu definiert, wird sie überflüssig“, sagt Schaumburg. Das ist zugespitzt, trifft aber den Punkt seiner Gedanken.

Er sieht die Digitalisierung der Gesellschaft als Chance, auch für die Schule. „Es besteht die Chance, die Schule neu zu denken. Tun wir aber nicht. Stattdessen verbieten wir Handys im Unterricht“, beschreibt er den Ist-Zustand.

Wer mit ihm spricht, bekommt ein Gefühl dafür, was er meint. In komprimierten Sätzen fasst er zusammen, worüber er nachdenkt. Und warum er das tut. Er will das System nicht umwerfen. Er will nicht die Schule boykottieren. Er will helfen, sie weiterzuentwickeln. Und Gedanken durchspielen — „eine These aufstellen und durchdeklinieren“.

Sein erster Blog unter dem Namen edushift.de, der sich noch ausschließlich mit der Digitalisierung von Schule befasst hat, ohne Spielereien wie einer Handyhalterung, war dafür Spielwiese und Mittel zum Netzwerk. Darüber hat er Gleichgesinnte gefunden, die ähnlich denken und mit denen er heute noch in Kontakt steht.

Aber irgendwann sei das Thema durchdiskutiert gewesen, sagt er. Bevor er sich wiederholte, wollte er lieber aufhören und etwas freier bloggen — das Blog „digitales Notizbuch“ nutzen. Dafür gibt es seit Anfang 2016 den Blog schaumburg.xyz.

Ganz ohne sein Steckenpferd kommt aber auch diese Seite nicht aus. Im Monat erreicht er damit immerhin 1000 Leser, mit dem stillgelegten Blog immer noch 4000. Das Thema hat Relevanz.

Auch seine Schüler merken natürlich etwas von seinem Faible — aber beinahe moderat, wie er beschreibt. „Im meinem Unterricht hat es nie ein Handyverbot gegeben. Wenn Schüler ihre Notizen auf dem iPad machen wollen, können sie das machen. In der Oberstufe bestehe ich manchmal sogar darauf, dass Arbeiten digital angefertigt werden, das müssen die ja lernen. Das ist Teil meiner Aufgabe“, sagt er. Ihm geht es darum, Freiheiten durch digitales Technik zu schaffen — ihm Rahmen des Lehrplanes.

Schaumburg sieht da auch eine Verantwortung. Weil die Schüler später im Beruf und privat mit dem Internet und der Digitalisierung der Gesellschaft zu tun haben werden, muss er sie darauf vorbereiten - wie besorge ich mir Informationen, wie bewerte ich die?

Er plädiert dafür, dass sich mehr Lehrer für Digitales öffnen — etwa indem sie auch bloggen. Der selbstbewusste Umgang damit sei in kaum einem anderen Beruf so wichtig wie bei Lehrern. Denn: „Wir bilden die Generation aus, die später Verantwortung übernimmt“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort