#SchoenLuegen — wie geht das?

Literatur Biennale 2018: Programm wird vorbereitet, der Wettbewerb um den Preis läuft. Ab 6. Mai ist Wuppertal Lesungs-Mekka.

#SchoenLuegen — wie geht das?
Foto: Anna Schwartz

„Freiheit“, „Unterwegs nach Europa“, „Utopie Heimat“ — so lauteten die Titel der ersten drei Wuppertaler Literatur Biennalen, die 2012, 2014 und 2016 dem Zeitgeist auf der Spur waren. „Wir hatten sicherlich ein bisschen Glück, aber wir haben auch einen guten Riecher bewiesen bei der Umsetzung gesellschaftlicher Bestrebungen“, freut sich Monika Heigermoser.

Bei Biennale Nummer vier wollen die Kulturbüroleiterin und mit ihr das ganze Vorbereitungsteam wieder auf Relevanz setzen und zugleich einen anderen thematischen Weg gehen. Er heißt „#SchoenLuegen“. Der Wettbewerb um den Preis der Biennale ist bereits eröffnet, an ihrem Programm wird intensiv gefeilt — im Mai werden die Gewinner gekürt, beginnt das Fest der Literatur.

Die Idee der Biennale ist einfach und überzeugend: Monika Heigermoser führte 2010 die engagierten Literaturverbände der Stadt zusammen und zu der Idee, ein großes gemeinsames Projekt zu starten, das Synergien eröffnete, neues Publikum und Fördermittel erschloss. Das Kulturbüro goss das gemeinsam Erdachte in Form und fand auf Anhieb Förderung — die wichtigste leistet die Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, die „einen erheblichen Betrag gibt“, so Heigermoser.

Dass die neue Veranstaltungsreihe ein Erfolg wurde, zeigen nicht zuletzt die großen Namen, die in die Stadt kamen, um vorzulesen. 2012 Nobelpreisträgerin Herta Müller, 2014 Martin Walser, und 2016 der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani.

Immer wieder spielten Politik und Zeitgeschehen in die Biennale hinein. Heigermoser erinnert sich: „2012 war zum Beispiel eine Autorin aus Syrien da. Sie stand deutlich unter dem Schock des Krieges, der damals noch jung war.“ 2014 bemühten sich die Macher bei der Auswahl, Europa abzubilden, und 2016 nahmen auch Schriftsteller aus der Ukraine teil, wo ein verheerender Bürgerkrieg seit Jahren die Heimat zerstört.

Für 2018 hat man sich bewusst ein vielschichtiges Thema vorgenommen, das über den „eindimensionalen Medienbegriff der Fake News und der Lügenpresse hinaus“ vor allem daran erinnern soll, dass „Literatur Fiktion ist und sich viele Romane um Lebenslügen“ drehen.

Seit dem 13. Dezember können Autoren, die schon einmal veröffentlicht und das 35. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ihre deutschsprachigen, noch unveröffentlichten, maximal 15 000 Zeichen langen Texte einschicken. Heigermoser erklärt: „Wir schreiben deutschlandweit aus, aber auch in der Schweiz, Österreich und Teilen der Benelux-Staaten.“ Erfahrungsgemäß melden sich weniger Wuppertaler Nachwuchsliteraten.

Am 15. Februar endet die Einsendefrist — beim vergangenen Mal gab es etwa 150 Einsendungen. Eine Art Vorjury filtert die besten 20 heraus; gleichwohl checkt „ein erfahrener Wuppertaler Autor die Abgelehnten noch mal durch“, so Heigermoser, „damit keine Perle verloren geht“.

Zuletzt, 2016, wurden Stefan Ferdinand Etgeton (Hauptpreis), Helene Bukowski und Yannic Federer ausgezeichnet. Ende März 2018 wird eine geheime Jury, die aus Vertretern der Kunststiftung NRW, des Kulturbüros, der Universität und der lokalen Literaturszene besetzt ist, verkünden, wem diesmal der mit 3000 Euro dotierte Hauptpreis, wem die beiden, jeweils mit 1000 Euro dotierten Förderpreise zugesprochen werden.

Mit der Verleihung des Hauptpreises am 6. Mai startet dann die Biennale selbst. Für knapp zwei Wochen (bis 19. Mai) veranstaltet sie „Lesungen an guten Orten, die quer über die Stadt verteilt sind“. Wer daran teilnimmt, will Monika Heigermoser noch nicht verraten. „Wir sind dran, es sind Namen dabei, die aufhorchen ließen, wenn ich sie nennen würde“, schürt sie die Neugier. Eine Neuigkeit gibt es auch: Erstmals wird in der Stadtbibliothek vorgelesen, und das gleich drei Mal.

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